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Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte

Titel: Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Heinrich Buchholtz
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gesetzeten / daß sie nicht alles selbst verwalten können / sondern ihren Bedieneten viel wichtige Sachen anvertrauen müssen; sind dann unsere Leute unträu und dem Geiz ergeben / alsdann kan es nicht anders ergehen als dieses Beyspiel zeiget / welches uns vor Augen stehet; was vor grossen und schimpflichen nachteil aber uns solches gebieret / bedarff keines weitläuftigen beweißtuhms; es entstehet uns daher böse Nachrede / Mißgunst / und der Leute ungewogenheit; niemand wil Fürsten und Herrn arbeiten /dann / sprechen sie / es wird uns unsere Mühe und Waare nicht bezahlet; niemand wil uns zu ehren ein oder ander Lobgedichte auffsetzen; dann es wird nicht vergolten. Sehet ein solches Ubel verursachen unsere ungeträue Rentmeister / welche man viel härter als andere Diebe abstraffen muß / weil sie die aller grössesten Diebe der Welt sind / in dem sie nicht allein denen daß ihre stehlen / welchen sie nicht redlich lohnen / sondern ihren Herrn stehlen sie den guten Namen / uñ der Leute gewogenheit / welchen Verlust ich viel schädlicher achte / als wann man uns umb viel Tonnen Goldes betreuget. Herkules gab ihr zur Antwort: Wie aber mein Schaz / wie kan man diesem weit eingerissenen Ubel steuren? es hat der jetzige Dieb / wie gesagt wird / sich schon verlauten lassen /daß wann man ernstliche untersuchung tuhn wolte /würde seine Geselschaft bald vermehret werden; man solte nur eine Fürstliche Außgabe durch viel Hände gehen lassen / würde man sehen / daß an allen Händen etwas würde kleben bleiben / und währe nichts neues / daß aus des Herrn Hand eine Krone dem armen Betler zugedacht / in des Dieners Hand in eine Groschen verwandelt würde / ja wol gar verschwünde / und der Betler mit Schimpff- und Scheltworten abgespeiset / GOtt darzu dankete / dz er ohn Schläge davon kähme. Es ist zubeklagen / sagte Valiska / daß der Geiz die Mensche dergestalt unträu machet / welche ihren Herren durch leiblichen äid sich zu aller Träue verbunden haben; Ich halte aber davor / man könte dem Unwesen durch zweyerley Mittel abhelffen; Erstlich / daß man den Bedienten ehrlichen Sold gäbe / davon sie sich und die ihren zur gnüge erhalten könten; Hernach / daß man bey ihrer Bestallung ihnen zugleich den Strik vorlegete / unter der Bedräuung und unbegnadeten Volstreckung / daß wo man sie auff einer einzigen Dieberey / sie währe gleich nur einer Kronen wert / ertappen würde / ihnen die Ablohnung von dem Büttel solte erteilet werden; Ich bin dessen gewiß / es solten nicht zwanzig gehenket werden / daß nicht etliche hundert sich daran spiegeln solten. Und ob mir jemand einwerffen wolte / es würde dieses gar zu stränge gestraffet seyn / dem gebe ich zur Antwort / daß weil man keinen gelindern Weg sihet / müsse Fürsten und Herren Ansehen und redlicher Nahme durch solche Schärffe erhalten werden. Der Stathalter gab der GroßFürstin recht / und ließ allen seinen Bedieneten ansagen / daß wo jemand /wer der auch währe / sich mit dergleichen Diebsnägeln kratzen würde / solte dem erhenketen ohn alle Gnade Geselschafft leisten. Dem frommen Schuelknaben aber schenkete der junge Fabius noch 100 Kronen / Herkules vermachte ihm jährlich gleich so viel / als lange er von nöhten hätte von andern unterrichtet zuwerden / und des erhenketen gestohlene 9000 Kronen wurden zur Unterhaltung der Armen angewendet.
    Jungfer Beata kam noch bey guter Tageszeit in ihres Vaters Hütchen an / welches zwo Meile von der Stad gelegen wahr; sie fand ihre Eltern im KüchenGarten arbeiten / und zwo Schwestern neben zween Brüdern das graben verrichten / worüber ihr die Trähnen aus den Augen drungen / ging zu ihnen hin in ihrer statlichen Kleidung / womit Frau Sophia sie ausgeschmücket hatte / und sagte zu ihnen: Herzliebe Eltern / Schwestere und Brüdere leget solche BaurenArbeit ab / und nehmet euren Adelichen Stand an / nachdem der barmherzige Gott mir einen Bräutigam bescheret hat / der uns aller schmählichen Armut benehmen wil. Die Eltern sahen die trefflichen Kleinot an ihr blänken / und frageten / wer dann dieser Bräutigam währe; insonderheit durffte die Mutter / ungeachtet ihrer kümmerlichen Armuht nachforschen / ob er auch ädel gebohren / dañ sie gedächte ihre Tochter nicht in den schlechten Bürgerstand zuverheyrahten. Aber die Jungfer wahr viel klüger / und antwortete: Liebe Mutter / leget doch solchen eitelen Hochmuht ab / was pochet ihr auff das eingebildete Blut / und verachtet den Bürgerstand / da

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