Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
vorgesucht / gab zur Antwort: Ach herzliebe Schwester / die Ursach meiner Traurigkeit ist wichtiger / als daß ihr durch andere Mittel ohn durch den Tod solte können abgeholffen werden; Bitte deßwegen / dieser Nachfrage euch zubegeben / und meine Bekümmernis ungestöret zulassen. Ey daß währe Wunder / sagte Sophia / daß mein Vermögen so schlecht / und euer Ubel so unheilbar seyn solte; lasset mich / bitte ich / euer Anliegen wissen / vielleicht habe ich noch ein Kunststükchen in meinem Arzney Buche / dessen ihr mir zudanken hättet. Ach nein /antwortete sie; Unmögligkeit ist viel zuschwer; eure Arzneykunst mit allen ihren Kräutern und Wurzeln reichet noch lange nicht so weit. Es kan seyn / sagte jene / daß mein Vermögen geringe ist / aber der Wille sol mir nimmer mangeln / euch zu dienen; und wann ihr mirs nicht vor übel hieltet / wolte ich euer Gebreche noch wol errahten. So müstet ihr / antwortete diese / sehr gescheid seyn / wann ihr wissen köntet /was ich meinem Herzen selbst nicht offenbahren darff. Daher erkenne ichs desto leichter / sagte Frl. Sophia; und höret nur die rechte reine Warheit; ihr liebet / ja ihr liebet was vortreffliches. Ja sagte jene /den Himmel liebe ich / oder vielmehr den allerschönsten Stern des Himmels / die mit aller klar- und Volkommenheit angefüllete Sonne; diese behte ich in meinem Herzen an / und verehre sie mit unablässigem Seuffzen. Ach nein / antwortete diese; es ist die Sonne nicht; es ist ein vortrefflicher mit aller Tugend und Schönheit hochbegabter Ritter; der hat euer Herz eingenommen / mit den Strahlen seiner Volkomenheit mit dem Schein seiner unvergleichlichen Strahlen. Wie entsetzet ihr euch so / herzliebe Schwester? was wil die Verenderung eurer Farbe? habe ich euch am rechten Orte getroffen / so leugnet mirs nicht / daß ich Raht schaffe; wonicht / so verzeihet meinem wolgemeinten Irthum. O weit weit gefehlet / herzliebe Schwester / antwortete sie; Mannes Liebe hat bißher mein Herz wol mussen unbelåstiget lassen / an welcher ich mir nichts anmuhtiges einbilden kan. Nein o nein du gifftige Todseuche / dich wil ich gerne meiden; und was solte mir Mannes Joch? O die Freiheit die Freiheit ist der Knechtschafft weit weit vorzuzihen; jezt lebe ich meines gefallens; jezt stehe ich auff und lege mich nieder / wie und wann ich wil. Solte ich mich binden lassen / da mir aller Wille vergönnet ist? diesen Unsin wird mir kein Mensch beybringen; Frl. Sophia mag immerhin sich unter das Joch zwingen lassen; Helena wil ihr eigen Herr seyn und bleiben. Verschonet mich deßwegen herzen Schwester mit dieser Aufflage / und versichert euch / daß Helena viel witziger ist / als daß sie muhtwillig ins Feuer lauffen /oder sich ins Meer stürzen wolte. O Schwester Schwester / sagte Sophia hierauff; wie kan doch das Herz der Zungen solchen Muhtwillen übersehen / daß sie wieder Wissen und Gewissen reden darff? bedenket / bitte ich / wie offt ich und andere an euch dieses Laster gestraffet / daß ihr stets widrige Gedanken und reden führet. Meine Last wil ich mit der Götter Hülffe noch wol tragen / könte auch vielleicht helffen / daß eure Seele eben so wol befriediget würde; aber wer seine Krankheit halßstarrig verhehlet / dem kan nimmermehr geholffen werden. Sie wolte mit dieser Verweißrede fortfahren / ward aber von Ladisla zum Tanze aufgefodert / nach dessen endigung sie ihm anzeigete / wie verliebet Frl. Helena sich gegen Herkules befünde / und es gleichwol aus Scham nicht gestehen dürffte; dessen er nicht wenig betrübt ward / und sie nach kurzem Bedenken fleissig baht / ihr diese Gedanken zubenehmen / dann es wüde zu keiner Wirkung gelangen / massen ein wichtiges (er verstund aber sein Christentuhm) im wege täge / welches solche Heyraht nicht zulassen würde. Worauff sie auch ihr Vorhaben enderte / und doch groß Mitleyden mit dem Fräulein hatte. Als nun die Zeit zur Ruhe verhanden wahr / wurden die neuen Eheleute zu Bette geführet / da Ladisla den mehrenteil der Nacht mit seinem Fräulein in freundlichem Gespräch zubrachte / biß sie gegen den Morgen einschlieffen. Umb sieben Uhr / da die Sonne ihre helle Strahlen auff ihr Bette warff / ermunterten sie sich / und wahren mit diesem Himmes Lichte nicht aller dinge zufrieden / das es nicht etwas länger mit seinem Anbruch verweilete; stunden auff /und nahmen ihre Kleider zur Hand / da das Fräulein einen zierlich geschriebene Brief unter ihrem Brusttuche fand / welchen sie öffnete / und folgendes
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