Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
Hochzeit Gericht laut daraus her lase:
Herzlicher Glückes-Wunsch
An Fräulein Sophia Fabia.
1
O Fräulein! deren Tugendschein
So wenig kan verborgen seyn /
Als im Mittage Sonnenstrahlen /
Wann alle Lufft ist Wolken-loß /
Und sich daß Himmel blau läst bloß
Ohn alle schwarze Striemen mahlen.
2
O Fräulein! euren klugen Wiz /
Der seinen unverrükten Siz
In euer Seel' hat wollen wählen /
Kan mein geringes Reimgeticht
In dieser Sterbligkeit gar nicht
Nach wirdiger Gebühr erzählen.
3
Ja wann des Glückes falscher Neid
Von eurem Leben sich so weit
Abhielt' / als Tugenden beywohnen;
Dan würd euch diese grosse Welt /
Und was darin sich Erbar hält /
Mit allen Glückes Gaben lohnen.
4
Euer' allerschönsten Augelein /
Die wol zwo klare Sonnen seyn /
Der Rosen-Mund / die vollen Wagen /
Des wolgeschaffnen Leibes Zier
Bricht alles dergestalt herfür /
Daß ichs und keiner wird ablangen.
5
Wann euer süsses Zünglein spricht /
Schafft sie / daß Feindes wüten bricht /
Sie kan die Helden niderschmeissen;
Sie kan dem schwarzen Zornes Grim
Und allem groben Ungestüm
Die Waffen auß den Händen reissen.
6
Glükselig lebet dieser Held /
Dem eure Gunst wird zugestelt /
Dem ihr euch ehlich habt ergeben;
Ich spreche / daß derselbe Mann
Ihm besser Glük nicht wünschen kan /
Wie hoch ihn Ehr auch mag erheben.
7
Mein teurer Wunsch ist diß allein /
Daß ihr mögt beyde frölich seyn /
Als lang in euch das Blut kan wehren;
Was aber eurer Tugendpracht
Betrifft / weiß ich / daß keine Macht
Des Alters solche wird verzehren.
Das Fräulein lobete der Reimen (dann sie wahren in Lateinischer Sprache geschrieben) Anmuhtigkeit /aber der Inhalt / sagte sie / ist auff eine viel volkommenere angesehen; halte mich doch diesem Tichter hoch verpflichtet seyn / daß er mich so wol unterrichtet / wie ich geartet seyn müste / wann ich seines Lobes fähig / und euer Liebe / mein Schaz / wirdig seyn wolte. Aber ich kan nicht wissen / auff was weise dieser Brief mir hieher geliefert ist / es währe dann / daß meine Leibdienerin ihn schon gestern Abend mit den Kleidern herein getragen hätte. Ladisla besahe die Hand gar eigen / kunte aber nichts darauß erkennen / und erboht sich / da er den Tichter erfahren würde / ihm die Kunst und Mühe mit ein paar hundert Kronen zu ersetzen; Dann / sagte er / ob die Arbeit sich gleich gering ansehen lässet / auch der Meister es in weniger Zeit mag auffgesetzet haben / ist doch zubetrachten / wie lange Zeit / Kosten und fleiß er angewendet / ehe er zu dieser fertigkeit kommen ist. Als sie nun ihre Kleider gar angelegt hatten / und Ladisla den Huet auffsetzen wolte / fiel ihm eine gleichmässige Schrifft herauß / welche er auffhuhb / und dem Fräulein vorlase.
Herzlicher Glückes-Wunsch
An Herrn Ladisla.
(Sophia heisset Weißheit)
1
Wann sich Glük uns wil verbinden /
Müssen wir in Sträuchen auch
Unsers Herzen Labsaal finden.
Seht Herr Bräutigam / der Rauch
Der Euch gestern angewehet /
Ist in lauter Lust verdrehet.
2
Eures festen Herzen Stärke
Träget euch zur Weißheit hin /
Deren Tugend / wie ich merke /
Euren unbestritnen Sin
Ihr ganz eigen hat gemachet /
Dessen ihr vor Freuden lachet.
3
Wann der schonen Weißheit Flammen
Und ein ungezwungner Muht
Sich ohn arge List zusammen
Halten / muß des Unfals Wuht
Seinen Neid vergeblich tragen /
Und sich durch sich selber schlagen.
4
Ladisla Eur blanker Degen
Welchen ihr so herzhafft führt /
Hat der Weißheit Gunst und Segen /
Wie ein jeder gnugsam spürt /
Durch die Tugend eurer Sitten
Im Pusch und Gehölz' erstritten.
5
Jezt geniest ihr aller Lüste /
Welche Weißheit schaffen kan /
Ihre nimmer-leere Brüste
Nähren euch jezt umb und an /
Die durch ihrer Milch außfliessen
Eur Herz durch und durch begiessen.
6
Nehmet es zu gutem Danke /
Daß die Weißheit Euch so wol
Ist gewogen; Wann der Kranke
Wird genesen; alsdann sol
Seine Stimm' und Lautenklingen
Euer Glük noch mehr besingen.
Nach verlesung lachete Ladisla vor freuden und sagete: Höret ihr den Tichter / herzgeliebter Schaz / den kranken Tichter nicht? kein Mensch als mein bester Herkules hat diese Reimen auffgesezt / und durch einen fremden abschreiben lasse? dann seine Art ist mir ohn daß mehr als zuwol bekant; hat auch ohnzweiffel sie in allerstille herein geschafft / da mein Tullius gestern Abend mir das Kleid nachbrachte. Ey so müssen
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