Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
Mensch seine Urtel fellen / sondern mit König David sagen muß: HErr du bist gerecht /und deine Gerichte sind gerecht. Sonsten daß unser Gott kein gefallen an dene Kriegen haben könne /welche unter Christen geführet werden möchten / solches wird wol niemand in Zweifel zihen / es währe dann / daß er Gottes Wort und Warheit wolte zu Lügen machen; Dann was der grosse Lehrer Paul den Christen insgemein gebeut / da er spricht: Ist es möglich / so viel an euch ist / so habt mit allen Menschen Friede. Und der Sohn Gottes: Selig sind die Friedfertigen / dann sie werden Gottes Kinder heissen; solches ist nicht allein den Untertahnen / sondern auch der Obrigkeit angesagt / und stehet an stat eines gnugsamen Beweißtuhms / daß alle Kriege / deren man irgend kan müssig gehen / den Gläubigen keines weges erläubet sind; haben auch solche Kriegsüchtige schon die gedräuete Straffe / daß sie Gott zustreuen wolle. Sie wurden endlich in dieser Unterredung verstöret /weil bey den Völkern ein überaus grosses Geschrey sich erhub / dessen ursach zu erfahren sie aus ihrem Gezelt hervor gingen / und sahen / daß etliche hundert Mann einen Kranz von Graß / Korn / Laub und Blumen hinzu trugen / in solcher grösse und weite / daß alle Fürsten sich dessen verwunderten; weil alle Träger in dessen Kreise stehen / und darinnen rings umher gehen kunten. Es wahren aber lauter Friesische Untertahnen / welche ihn gemacht hatten / brachten auch denselben ihrer neuen Königin Fr. Lukrezien herzu / legten ihn zu ihren Füssen / und wünscheten ihr so mannichen glüklichen Tag / als Blumen / Graß / Kornhalme und Laub an diesem Kranze währen. Welches ihr Gemahl / König Baldrich mit guter Freundligkeit beantwortete / und allen Trägern eine sonderliche milde Gabe versprach. Sie machten sich darauf wieder in ihr Gezelt / uñ suchten durch allerhand Unterredungen sich zuergetzen; aber es wolte dañoch die Fröligkeit bey den Königl. Häuptern nit volkomen seyn / wegen der eingemischeten Trauer- uñ Leidgespräche / welche von dem verlorne Fräulein /bald von einem bald vom andern angeführet wurde; da insonderheit die liebe Mutter sich imerzu ängstete /und sich gar nit wolte bereden lassen / dz sie añoch im Leben seyn solte / insonderheit als ihr um dieselbe Zeit im Schlaffe vorkam / wie sie zwey tieffe Wasser sähe / in deren einem ihre liebe Tochter biß an de Halß wadete / uñ mañichmahl gar unter die Welle kam; in dem andern aber Fürst Arbianes noch grössere gefahr ausstund / weil unterschiedliche ungeheure Fische auff ihn ansetzeten / und ihn zuverschlingen dräueten. Sie erzählete solches ihren lieben Kindern nicht ohn Trähnen / welche daher auch wenig gutes zu deuten wusten / ohn daß Königin Valiska sie versicherte; es währe ihrer Gn. Fr. Mutter dieses zweifels ohn noch zum troste von Gott also vorgestellet / massen sie daher die sichere Hofnung fassete / daß sie noch beyderseits im leben / aber in unterschiedlicher Gefahr / auch wol von einander getrennet seyn möchten. In welcher Auslegung sie dann nicht umb ein Haar fehlete. Des andern Tages nach der geendigten Fehde ließ Baldrich seine Friesen wieder zurük gehen / gegen welche er sich gebührlich bedankete / uñ wegen geträuen beystandes ihnen alle Königliche Gnade versprach / neben der Verheissung / daß allen die ihm zugezogen währen noch ein halbes freies Jahr / nach dem schon versprochenen ganzen Jahre / solte geschenket seyn; über welche mildigkeit sie sich zum höchsten verwunderte. Er behielt aber auff Herkules gutachten deren 9000 bey sich / die er biß nach Prag mitführen solte / ob etwa der Teufel auch in Böhmen loß werden wolte / daß man einen nohtschuz bey sich hätte / und wurden dieselben mit den 6000 Wenden in ein Heer zusammen gesezt / doch daß jede Landes-Art ihre eigene Befehlichshaber und Geschwader hatten. Die Teutschen musten gleicher gestalt ausser 12000 /alle miteinander nach hause gehen / die genennete aber bey ihren nunmehr bestätigten Königen bleiben /da alles Volk nebest den Pfaffen angeloben musten /daß sie von der Christen Gott und ihrem Glauben nichts spöt- oder verächtliches / vielweniger lästerliches reden wolten; dagegen solten sie in ihrem Gottesdienste auch ungestöret / unangefochten und unbespottet bleiben; wiewol einem jeden Untertahnen freistehen solte / wann ihm aus ungezwungenem freien willen belieben würde / den Christlichen heiligen und allein seligmachende Glauben anzunehmen / wiewol gar wenig sich
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