Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
Mutter begehren die Laute auch zur Hand / und gab ihr zuvernehmen wie bereit er währe ihr zugehorsamen / nebest anzeige / er wolte ein Lied hören lassen /in welchem angezeiget würde / was vor einen herlichen und kräftigen Trost eine gläubige Seele daher zunehmen hätte / daß dieser unser himlischer Bräutigam JEsus Christ seiner Menscheit nach erhaben währe / und zur rechten der Kraft Gottes im Himmel sich gesetzet hätte; da er dañ nach einem und anderem kurzen Vorspiel (umb die reinstimmung der Lauten zuvernehmen) dieses Lied erschallen ließ.
Seelen-Trost
Uber unsers zur Rechten Gottes sitzenden Heylandes Vertretung seiner Gläubigen bey GOtt.
1
GOtt Lob! das Heil ist wieder bracht /
Die Noht ist überwunden;
Weil JEsus Christ in grossem Pracht
Sich hin zu Gott hat funden
Dann weil er nun im Himmel sitzt /
Und kräfftig seine Schaar beschützt /
Ist sie der Angst entbunden.
2
Der schwarze Satan stund vor Gott /
Der uns sehr hart verklagte;
Die Sünde macht' uns grosse Noht /
Die das Gewissen plagte;
Der Tod trat her mit vollem Lauff /
Die Helle taht den Rachen auff /
Daß alle Welt verzagte.
3
Der Eifer Gottes brante sehr /
Gesetzes Spruch wahr herbe;
Die Urtel drükte gar zu schwehr /
Wer sündiget der sterbe;
Dann Missetaht kan anders nicht /
Als daß sie stürzet ins Gericht /
Und raubt des Himmels Erbe.
4
Wie wiltu armer Sünder dann
Der Hellen Pein entgehen?
Kom schaue deinen Heiland an /
So wirstu wol bestehen;
Der dir zur Rettung ist gesand /
Sizt hoch zu Gottes rechten Hand /
Da horet er dein flehen.
5
Daselbst vertrit er dich mit Krafft
Und reinigt dich von Sünden.
Umsonst sucht Satan deine Hafft /
Dann Christ wil dichs entbinden.
Der Tod zeucht seine Klauen ein /
Die Helle muß verstopfet seyn /
Und was dich quählt / verschwinden.
6
Dein JEsus stillet Gottes Zorn /
So groß ist sein vermögen;
Bricht des Gesetzes steifes Horn /
Und macht aus Urtel Segen;
Ja alle deine Missetaht /
Die Gottes / Grim erwecket hat /
Muß sich in Abgrund legen.
7
Was fürchtestu O Sünder dann /
Was stehestu in Zagen?
Nur schaue deinen Heyland an /
Der deine Schuld getragen;
Der ist / so weit der Himmel geht /
Hoch über Engels-Krafft erhöht /
Mehr als wir können sagen.
8
Dein Fleisch O Mensch / herscht überal
In JEsus deinem HErren /
Darum bewäget dich kein Fal /
Er sey nah oder ferren.
Wer könt uns doch / wo JEsus Christ
Dein Bruder Ober Meister ist /
Die Himmels Tühr versperren?
9
Er ist des Vaters liebster Sohn /
Dem Gott noch nichts versaget;
Durch sein Verdienst ist aller Hohn
Gott Lob / vor uns gejaget;
Als er vor uns sein teures Blut
Vergossen hat mit grosser Fluht /
Und sich in Tod gewaget.
10
Der herschet nun mit voller Macht
Als Gott und Mensch zusammen;
Und weil er uns zum besten wacht /
Wird uns wol nichts verdammen;
Der Teufel sey noch eins so groß /
So gibt ihm JEsus doch den Stoß
Und wirfft ihn in die Flammen.
11
Uns aber wil er nach dem Tod'
Aus Gnaden zu sich zihen /
Und schaffen / daß wir aller Noht
Durch seine Hulff' entfliehen.
Drum trit zu diesem JEsus her /
So wird dein Heyl je mehr und mehr
Auff wachsen und vol blühen.
12
Ach ja / du süsser JEsus Christ /
Der du hinauff gestiegen /
Und Herscher über alles bist /
Laß uns nicht unter liegen.
Vertrit dein armes Häuffelein /
Und gib / das wir nach dieser Pein
Uns hin zu dir verfügen. Amen.
Es ist ein überaus grosses / sagte seine Fr. Mutter nach dieses Liedes Endigung / daß ein armer sündiger Mensch von dem allerhöchsten Gott die Freiheit hat /sich in seinen Nöhten zu ihm durchs Gebeht hinzuwenden / und dessen hohe Kraft zu seinem besten zugebrauche. Zwar ich habe zeit meines Heydentuhms ja auch wol die Hofnung gehabt / meine damahlige vermeynte Götter würden zeit der Noht bey mir stehen / und mir Rettung widerfahren lassen / aber keine Zuversicht / kein Vertrauen wolte sich dabey eräugen /und wahr nicht viel anders / als wann mich der kalte Schweiß erwärmen solte. Ja gn. Fr. Mutter / antwortete Königin Valiska; wie kan man trauen / da kein grund ist? Wie kan man auff den Trieb Sand fest bauen? Ich muß ja vorhin in meiner Seele dessen versichert seyn / daß derselbe warhafftiger Gott sey / der mir helffen sol / ehe ich mich versichern kan / daß ich die gewisse Hülffe von ihm zugewarten habe. Ja ich muß zuvor auch wissen / ob derselbe geneigt und willig sey mir
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