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Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte

Titel: Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Heinrich Buchholtz
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unterschiedlichen Hauffen in die zehn Ellen hoch / und eins so breit aufeinander lagen. Die Fürstlichen Häupter hielten sich in einem grossen Zelt beyeinander / da König Baldrich (weil sie von dem ergangenen Wendischen Kriege ihr Gespräch hatte) zu Königin Valisken sagete: Wann der allerhöchste Gott diese Welt und alle Königreiche mit Väterlichen Gnaden-Augen ansehen / und sie mit einander zum Christentuhm bringen möchte / alsdañ würde ohn Zweifel zuhoffen seyn / daß Krieg und Unfriede würde auffhören / und durchgehends vertrauliche Christliche Einigkeit gestifftet werden / nachdem unser Heiland seinen Jüngern und gläubigen in seinem heiligen Worte einen so gar ernstlichen Befehl erteilet hat / daß sie sich untereinander lieben / und nit allein alle ungebührliche Feindschaft ablegen / sondern man auch seinen Feinden gutes tuhn / und dem Beleidiger alle Freundschafft und Liebe-Dienste erweisen solle / welches alsdann ein jeder / hohes und niedriges Standes würde müssen in acht nehmen / wo er sonst nicht wolte vor einen Unchristen gehalten seyn. Valiska schwieg auff solche Rede ein wenig stille / bald hernach sagte sie zu Herkules: Ich muß bekennen / daß mein lieber Bruder / König Baldrich sehr wol und vernünfftig geurteilet hat / und halte ichs mit ihm / daß wann die Christliche Lehre durch alle Welt wird angenommen / und das Heidentuhm auffgehaben seyn / wie man ja dazu überaus grosse Hofnung hat / alsdann werde nicht allein das unbefugte BeleidigungsSchwert / sondern auch das eigentähtliche RachSchwert zubrochen / und aus der Welt verbannet werden. Aber Herkules gab ihr diese Antwort. Ja mein trauten Schatz / so müste es zwar billich seyn /wañ nach algemeiner Einführung des Christlichen Glaubens ein jeder / wes Standes er seyn möchte / seinen Glauben mit seinen Werken zuzeigen gefliessen seyn würde. Aber meinet ihr dann / daß der hellische Friedenstörer alsdann schlaffen / und die Menschen /insonderheit / hohe weltliche Häupter unangefochten lassen werde? Es hat ja der Sohn Gottes uns viel ein anders zuvor gesaget / daß nehmlich am Ende der Welt / oder in den lezten Zeiten man noch am allermeisten von Kriegen und Kriegsgeschrey hören werde; welches ohn zweifel von den Christen selbst zuverstehen ist / wann alle Welt sol Christlich werden. Valiska antwortete hierauff: Je was werden dann diese wol vor Christen seyn / welche wider ihres Heylandes Befehl und Willen so vorsezlich zuhandeln /uñ öffentliche Beledigungs Kriege anzufahen sich nicht scheuhen werden? Ach mein Seelichen / sagte er hierauff; weiß sie dann nicht / daß heut schon unter den Christen viel gefunden werden / welche sich zwar zur Kirchen Gemeinschafft bekennen / und nicht desto weniger einer und anderer Boßheit ihre Seele gewiedmet haben? Betrachtet nur den schänd- und schädlichen Lehr-Krieg / welcher von den Ketzern in der Kirche geführet wird / die sich alle vor Christen angeben / und dannoch biß auffs äusserste sich katzebalgen. Es werden aber / sagte Valiska / die Christlichen Lehrer und hohen Häupter der Kirchen wol durch ihr einreden und vermahnen / die unbefugten Kriege können hintertreiben / und durch angeführte Ursachen /deren sie aus Gottes Wort mehr als tausend zunehmen haben / die Könige und Fürsten zu friedliebenden gedanken bewägen. Ja / sagte Herkules / wañ dieselben allemahl möchten gehöret werden. Wie sol aber ein grosser König oder Fürst es machen / wann er von einem andern seines gleichen hefftig und hart beleidiget wird? sol er darzu stille schweigen / und solche Unbilligkeit zustraffen allerdinge vergessen seyn? Valiska / nach kurzem stilleschweigen und tieffem nachsinnen / gab zur Antwort: Es müsten alle Könige und Fürsten / die niemand vor ihren Obern / als Gott und das Schwert erkennen / dieselben / sage ich / müsten vermöge ihrer geistlichen Gemeinschafft dessen einig seyn / daß wann einer ihres Mittels / einem andern unrecht tuhn / oder sonst tähtliche Beleidigung anfüge würde / die andern sich alsbald darein mischen / und beyden Teilen aufflegen müsten / daß sie der übrigen allen Machtspruch sich unterwerffen / und der Beleidiger endlich dem Beleidigten gnugsame Erstattung leisten müste. Würde aber der eine Teil sich dessen wegern / so daß der beleidigte nicht wolte ohn Rache sich lassen befriedigen / oder der Beleidiger seinen Fehler nicht wolte erkennen noch verbessern / als dann stünden die übrigen alle an des Friedfertigen Seite / und zwünge den

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