Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
meine Gedanken nicht wol zwingen / daß sie noch Hoffnung ihres Lebens fassen solten. Mein Schaz / antwortete sie / des grossen HErrn Hand ist unverkürzet; so können hundert und noch hundert Ungelegenheiten uns in der fremde eingesträuet werden / welche uns abschrecken / dasselbe vorzunehmen / was uns am dienstlichsten seyn möchte. Wir wollen dem allerhöchsten vertrauen / er werde das fromme Fräulein und den Christgläubigen Fürsten gnädiglich bewahren / dann ich zweifele überdas nicht / weil er sie etliche Tage in seiner Gewahrsam gehabt / habe er ihr das Christentuhm schon beygebracht. Dasselbe ist mein höchster Wunsch in diesem Unglük / sagte Herkules / auff daß wir zum wenigsten in der himlischen Seligkeit der eins wieder zusammen kommen mögen / wann ja in diesem Leben Gottes Versehung es nicht zulassen wolte. Inzwischen müssen wir meine liebe Fr. Mutter immerzu in der Hoffnung erhalten / welche vor traurigkeit fast gar von Leibe kömt. Sie ginge nach solcher Beredung hin zu der Königlichen Versamlung /weil Ladisla sie durch Prinsla fodern ließ / mit anzeige / es währen denkwirdige Schreiben von seiner Fr. Mutter von Prag ankommen / welche ihnen dann weitläufftig zuwissen taht / es liessen sich im Königreiche hin und wieder traurige und erschreckliche Zeichen sehen und hören / die wenig gutes bedeuten könten. Bey einer GrenzeStad nach Pannonien hätte sich ein Fisch Teich in Blut verwandelt; nit weit davon hätte es Blut und Schwefel geregnet; eine SchaarWölffe in die 30 stark von Pannonien wertz / hätten unterschiedliche Heerde Vieh angefallen / etliche hundert stük samt den Hirten zurissen / und währen endlich mit grosser Mühe alle erschlagen. Am andern Orte hätten viel tausend Raben sich gesamlet / uñ in zween unterschiedlichen Hauffen einen harten Streit gehalten / daß ihrer viel tod blieben. Zween grosse Adler hätten sich in hoher Luft gebissen / und währen endlich ganz ermüdet uñ sehr blutig herunter gefallen / so dz ein Baur den einen erschlagen / den andern lebendig gefangen hätte. Die Hunde führeten allenthalben im Reich ein ungewöhnliches Geheule / und fielen in einander als ob sie rasend währen. Ein Schaff hätte einen jungen Wolff zur Welt gebracht; Und in einem Dorffe hätte ein Kind in MutterLeibe über eine viertel Stunde geweinet / und endlich geruffen / weh weh! von vielen Bäumen hätte es Blut getreuffet; die Sonne währe einen ganzen Tag wie Blut am Himel gestanden / wie wol in ihrem gewöhnlichen Lauff / uñ mit keinen Wolken bedecket / und des Abends als mit einem Sacke bekleidet / untergangen; da man desselben Tages an vielen Orten grausame Gespenste gesehen hätte; und welches den Inwohnern die gröste Furcht eintriebe / hätte man bey hellem Tage in der Luft drey Kriegs Heer nach einander von Pannonien wertz gegen ein einiges zihen sehen / die beydes zu Fusse und Rosse einen grimmigen Kampf gehalten / da man nicht merken können / an welcher Seiten der Sieg geblieben währe. Als dieses gelesen ward / wahr niemand zugegen / dem es nicht ein grauen erwecket hätte / insonderheit / weil der Wunder-begebnissen so viel uñ mannicherley wahren / und sagte Ladisla; ohn Zweifel stehet meinem Reiche ein grosses Unglük vor / der fromme Gott kome nur mit Gnaden / daß wirs können ertragen / und straffe uns doch nit wegen der teuflischen Abgötterey / die von den Untertahnen verübet wird / und von uns leider noch zur Zeit nicht kan geendert oder abgetahn werden; ich halte es auch nicht vor umsonst / daß ich meinen verstorbenen Herr Vater / (ach seligen kan ich leider nicht sagen) so offt im Schaffe uñ zwar allemahl in elender jämmerlicher und armseliger Gestalt vor mir sehe. Werde dem allen nach nicht unterlassen / so bald ich nach Prage mit Gottes Hülfe kommen werde / mögliche Anstalt zumachen / damit auff den unverhoffeten Fal man sich gleichwol bereit könne finden lassen; er vor sein Häupt legte alle Zeichen so aus / dz dadurch eine schleunige und erschrekliche Kriegs Gluk von den Pannoniern / gedräuet würde. Herkules antwortete ihm; es währen zwar solche Begebnissen nicht in den Wind zuschlagen / sonderlich / wann sie in so grosser Menge vorgingen / jedoch auch nit gar zu hoch zu schätzen; bißweilen hätte der böse Menschen-Feind sein Spiel mit drunter / die Abergläubigen zu allerhand ungötlichen Opfern anzutreiben. Doch wie dem allen / währe ein wachendes Auge allezeit zurühmen /daher ihm nicht zuwerdenken stünde / daß er nach seinem
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