Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
träuloß werden. Ists aber möglich / so unterdrücke Ihre Königl. Hocheit meine vertrauliche Reden / biß sie wieder in ihr Land kommen / und des äusserlichen Feindes entladen sind / alsdann wil derselben ich ihren innerlichen viel schädlichern mit solchen unfehlbaren Beweißtuhmen vor Augen stellen / daß Sie sich selbst verwundern wird / wie sie dem Verderben hat können entgehen. Im Felde fürchten sich dieselbe nicht / und befehlen mir allemahl in beysein Dropions oder anderer / daß Ihrer Hocheit ich die mir genenneten Häuptleute mit ihre Schaaren zur Leibwache herschaffen solle. Auch ordnen dieselbe es nach diesem / da es ihr gelieben kan / also / daß der Feldmarschalk wider des Feindes rechten Flügel / in welchem Herkules / gewißlich ein treflicher und ehrliebender Held streitet / gehen möge. Der Ruhm / welchen er mir gab / ging nit von Herzen / sondern von Eurer Hocheit mich abzuzihe / war es angesehe / und währe dieselbe ihm nit in die Rede gefallen würde er seine Boßheit wider seine König erst recht ausgeschüttet habe; aber alles der Zeit uñ Geduld befohle; ich wil nit unterlassen / vor meines Königs Heil uñ wolfahrt zuwache / welches ich durch dieses mittel bißher glüklich verrichtet / dz des gemeinen Volkes Träue zu ihrem Könige ich in festem Stande erhalten habe. Der König erschrak dieser Rede nicht wenig /bedankete sich der Träue / welche unvergolten nicht bleiben solte / und hieß in ja schweigen / daß nicht zur unzeit eine Aufruhr entstünde; er hoffete diesem Tokmäuser dergestalt zubegegnen / daß es ihm zun Augen ausgehen solte. Ließ alle Völker versamlen /hielt gemeine Heerbeschauung / und befand / daß er noch 44000 gesunder Mañschaft zu Fusse / welche von den Fuhrleuten (an deren stat die Troßbuben treten musten) auff 50000 ergänzet wurden; die Reuterey aber in 124000 Mann bestund; und weil er sein gröstes Vertrauen auff die Ritterschaft gestellet hatte / musten von den Fußknechten noch 10000 beritten gemacht werden. Die grund Ursach aber / daß Agiß seinen König so träulich vor dißmahl warnete / wahr diese; es hatte Dropion einen Leibdiener / dem er sein geheimstes vertrauete / ungeachtet er vor etlichen Jahren dessen Vater wegen einer Mordtaht gebührlich hatte hinrichten lassen / welches aber dem Sohn nicht aus dem Sinne wolte / wie viel gutes ihm gleich von seinem Herrn geschahe / welcher ihm den hohen Adelstand in künftig versprochen / und schon zimliche Landgüter zugeschanzet hatte. Dieser machte sich des vorigen Abends in stiller geheim zu einem Fähndrich / seinem nahen Anverwanten / welchen er wuste sehr gut Könisch seyn / beklagete anfangs seines lieben Königes Gefahr / und daß er ihm solche zu offenbahren zu ihm kähme / mit begehren / es Herrn Agiß anzumelden / welcher schon auff Raht würde bedacht seyn. Du handelst redlich mein Oheim / antwortete dieser / daß du die von deinem Herrn empfangene Guttaht geringer / als deines Königes Heyl und Wolfahrt achtest / weil ich leicht ermässen kan / kein Mensch als eben dieser / gehe mit gefährlichen sachen zu unsers Königes verderben umb. Dem ist also / sagete dieser; massen ich euch wol versichern kan / daß mein König in Leib und Lebensgefahr schwebet / er gewinne oder verliere die künftige Feldschlacht; weil ich mit meinen Ohren den Rahtschlag angehöret / daß wo das Glük uns den Sieg gönnen wird / solle der König / wo nicht durch Feindes Hand / doch gewiß durch MördersSchwert in der Schlacht gefellet werden; welchem bestelleten Mörder zwar drey Tonnen Schaz versprochen sind / aber er wird alsbald durch einen andern Mörder unter dem Schein der eiferigen Rache nidergemacht werden / auff daß der Anschlag schier heut oder Morgen nicht unter die Leute komme; solte aber der Feind Meister spielen / wird mein Herrn der Feldmarschalk mit den seinen (einer sehr grossen menge von beyden Flügeln) aus der Schlacht reissen /unter dem vorschutze / man müsse dem Vaterlande zu helffen / sich auffmachen; da dann der gute König solle in der Feinde Hände gerahten / und wegen des auffgerichteten Galgen / erhenket werden; hernach könne mein Herr mit den Feinden Rachtung treffen /und durch seinen grossen Anhang die Pannonische Kron leicht erlangen. Der Fähndrich hatte dieses kurz vor dem Sturme bey Agiß vertraulich abgelegt / welcher aber biß hieher keine gelegenheit gehabt hatte /den König zu warnen. Gleich als nun Agiß von dem Könige weg gehen wolte / kam sein Leibdiener / und reichete ihm
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