Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
auch des FeindesReutern schlechten Wiederstand geleistet hätte. Agiß der Reichs Marschalk hatte diesen Flügel geführet / und vorsichtig gnug gefochten /nur daß ers mit Herkules zutuhn hatte. Er wahr des Königes allergeträuester Raht und Diener / hatte auch von Anfang her ihm diesen Krieg wiederrahten / aber durch andere überstimmet / einwilligen müssen / und taht ihm sehr weh / daß er sich unverschuldeter Sache muste rechtfertigen lassen / deßwegen er diese Schuzrede vorbrachte. Allergnädigster König; wie ich mich bißher in meinen Ritterdiensten im Kriege und Feldzügen verhalten / weiß ihre Königl. Hocheit selbst / und das ganze Land; scheuhe mich auch nit /dessen allemahl Rede und Antwort zugeben; ich gestehe aber gerne / daß die meinen vordißmahl den lezten Stand nicht gehalten / noch des Feindes Wuht abtreiben können / dann sie hattens auch nicht mit Böhmischen Bauren / sondern mit dem außerlesensten Kern der Teutschen Ritterschaft und SchlachtSchwertern zutuhn; so wahr ihr Führer nicht ein ungeübeter wehrloser / sondern der in aller Welt gepreisete Herkules / wie man ihn an seinen Tahten und unbendigem Pferde leicht hat erkennen mögen / und haben mich die Götter nicht darzu ersehen / daß ich der erste ihm ansiegen sol; dann warumb solte ich diesem Helden sein Lob nicht göñen / welches in unsers ganzen Heers Munde schwebet? Ich gestehe / daß ich ihm nicht habe können die Wage halten / noch seinen hefftigen Einbruch verhindern / wiewol ich ihm dannoch nicht entlauffen bin. Darff ich aber / gnädigster König / darff ich die Ursach meiner Niederlage bekennen? so träget des Fußvolks Abzug daran die gröste Schuld /dann hiedurch ward mir die Iñerseite geblösset / und zwar mir unbewust / und wider alles mein vermuhten / dessen der Feind sich gar wol hat wissen zu nutze zumachen. Aber Ihre Königl. Hocheit beschuldigen mich / ich hätte es übersehen / und des Feindes Fußvolk nicht angefallen. Sehr gut / gnädigster König /wann ich einen ohmächtigen und geringen Feind vor mir gehabt hätte. Weil ich aber schon beyden Fäusten Arbeit fand / wie kunte ich dann noch einen neuen Feind anfallen / da mir der eine schon mehr als gewachsen wahr? Herkules lässet sich nicht nur oben hin auffhalten; an welchem Orte derselbe fechtet / ist die ganze / nicht nur halbe Auffsicht und Krafft nöhtig. Man frage nur diese drumb / welche schon heut mit ihm sich versuchet / und mit gedoppelter Macht zuweichen sind gezwungen worden / da ich kaum eine gleiche Manschafft mit ungleichem Gewehr wider ihn angeführet. Zwar ich möchte wünschen / daß ich nicht allein ihn hätte auffhalten / sondern gar lebendig fahen können / aber in meiner Krafft / gestehe ich gerne / ist es nicht gestanden; solte ich nun deswegen straffbar seyn / was würden dann die heutigen Bestürmer ihres Lagers zuverantworten haben? Schließlich weiß Eure Königl. Hocheit / daß wegen meines herzu kriechenden Alters ich mich entschuldiget und gebehten habe / dieses hohe Amt einem andern auffzutragen; Ich wolte gerne mit fechten / auch allen möglichen Raht aussinnen helffen / aber es hat mir ja so gut nicht werden können; bitte demnach untertähnigst und von Herzen / Ihre Königl. Hocheit wolle mich allergnädigst entschuldiget halten / und sich versichern / daß dieselbe mich nicht allein unter ihre geträuesten Diener / sondern auch eiferigsten Liebhaber des Vaterlandes und Ihres Königlichen Stuels wol zählen darff. Feldmarschalk Dropion hatte sich vor diesem Manne stets am meisten / wegen seiner Auffrichtigkeit und Träue gefürchtet / und viel Mittel angewendet / ihn auff seine Seite zubringen /aber bißher vergebens / weil er nicht den Eigennuz /sondern des Reichs und seines Königes Wolfahrt suchete. Hier aber meinete er ihn zustreicheln / und wider den König anzuhetzen / und fing nach dessen geendigter Rede also an: Je wann ein redlicher Ritter und KriegsOberster deswegen zurecht stehen sol / daß er des Feldherrn verschwiegene Gedanken nicht hat sehen / und denen sich gemäß bezeigen können /wolte ich lieber ein gemeiner Landsknecht seyn; Ich zeuge / und alle die zugegen sind / daß Herr Agiß GroßOber Wachtmeister an seinem Ort keine Mögligkeit hat ermangeln lassen / sondern das Glük ist ihm zuwider / und auff seines Feindes seite gewesen. Der König hörete schon / wo dieser hinaus wolte / fiel ihm deswegen in die Rede / und sagete: Ich habe ja meinen GroßOber Wachtmeister und Reichs Marschalk weder angeklaget
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