Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
auff der Fräulein Mühle / stellete sich doch / als währe ihr die getahne aidliche Verheissung leid / und sagte; Es würde gleichwol nicht destoweniger ihrer Gn. Fr. Mutter frey stehen / es mit den anwesenden Herren zu berahtschlage / ob diese Heyraht anzunehmen währe oder nicht / welches sie alsdan ihrem Herr Bruder zuschreiben wolte / dessen Sin und Meynung ihr allerdinge unbewust wåhre /ober diese Werbung würde belieben oder verbieten; und da es ihne ingesamt also gefiele / wolte sie mit ihrer vertraueten und verschwiegenen Leib-Jungfer Libussen gerne einen Abtrit nehmen / und ihnen freyheit geben / nach belieben zuhandeln. So bald sie in ein abgelegenes Gemach sich begeben hatte / fing die Königin zu den anwesenden an; liebe geträue; ob ich zwar bald anfangs der Meynung gewesen bin / diesem jungen Fürsten der Sikambrer und Franken mein liebes Kind zuversprechen / insonderheit / weil Herr Bugesla demselben ein so gutes Zeugnis nachredet / welches ich weder vor errichtet noch vor falsch halten kan / so stosset mich doch daß jetzige Vorbringen meines Kindes gewaltig vor den Kopff / daß ich demselben durchaus nichts gewisses zuzusagen weiß /sondern ihn hinweisen muß / biß mein lieber Herr Sohn seinen Willen hierüber erklären wird. Der Kanzler Herr Bretisla antwortete; er müste bekennen / daß der Fräulein Vorbringen ihm über alle masse fremd vorkähme / dem er zuwiedersprechen sich wol nimmermehr erkühnen würde; nur allein befürchtete er sehr / es möchte der Franken König / ein sehr gewaltiger und mächtiger Herr diese Einwendung vor ein Getichte und verdeckete abschlägige Antwort halten /woraus dem ganzen Königreiche nichts gutes erwachsen könte. Die Königin / der diese Heyraht im hertzen allerdinge zuwieder wahr / weil sie mit viel andern Gedanken umbgieng / antwortete ihm darauff; sie vor ihr Håupt wüste ihre Frl. Tochter von allen lügenhafften Tichtereyen sehr ferne seyn / hätte auch ein kräffliges Zeichen / dz sichs also verhielte; masse als ihr Herr Sohn von ihr und dem Fräulein heimlichen Abscheid genommen / hätte er dieselbe einer getahnen Verheissung erinnert / worauff sie zur Antwort gegeben / daß sie lieber sterben als aidbrüchig werden wolte. Ob aber der Franken König solches vor ein Geticht achten wolte oder nicht / stünde nicht bey ihr /es zu verhindern / als durch ein aufrichtiges bejahen; doch wie dem allen / so hoffete sie ja nicht / daß sie eben schuldig währe diesem König zum Gehorsam zu stehen; Und was wolte er machen / sagte sie / wann mein Kind diese Heyraht / ihrer Freyheit nach / gar abschlüge / wanns mit gebührlicher Höfligkeit geschähe? Der Kanzler / dem vielleicht grosse Verheissungen mochten geschehe seyn / bedachte sich hierauff eines andern / brachte vor / es währe seine Rede nicht so gemeynet / auch nit so weit bedacht / wolte auch hernähst es dergestalt wissen zu überlegen / daß seine gnädigste Königin daran ein gnugsames Wolgefallen haben würde. Herr Pribisla / welcher unserm Herkules das Fräulein in seinem Herzen schon zugedacht hatte / gab diese Stimme: Die geschehene Werbung währe ehrlich und dankens wert / aber dem Fräulein durch brechung ihres getahnen äides / ihr Gewissen zu verunruhen / wolte er nun und nimmermehr rahten; Ja / sagte er / wer weiß / was vor hochwichtige und dringende Ursachen unser gnådigster König gehabt / diese hochbeteurliche Verheissung von seiner Frl. Schwester zunehmen / welche ich /weil ich sie ohndas nur muhtmasse / in meines Hertzen innersten lieber vertuschen als loßdrücken wil. Die Königin merkete / daß dieser mit ihr einerley Gedanken führete / wolte doch kein Wort darzu reden /sondern der übrigen Meynung auch vernehmen; welche aber mit Pribisla gantz einig wahren / auch einen festen Schluß macheten / was vor eine Antwort dem Gesandten solte mitgeteilet werden / welche dem Fräulein vorher anzumelden / ihre Fr. Mutter auff sich nam. Unterdessen erfreuete sich das Fräulein mit jhrer Libussen / daß jhr diese Erfindung so wol gerahten war / und / wie sichs ansehen liesse / der Fr. Mutter Herz schon gewonnen hätte; da endlich die Jungfer zu ihr sagete: Gn. Fräulein / wie komt es doch / daß ein Warheit liebender Mensch zeit der Noht so glüklich liegen kan? Ich halte / es komme daher / weil man sich der Unwarheit zu einem solchen nicht versiehet. Du loser Balg / antwortete sie / schiltestu mich so kühnlich vor eine Lügnerin? Weistu nit / daß man die Nohtlügen mit unter die
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