Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
Warheiten rechnet? Doch sihe / habe ich nicht die lautere reine Warheit / ja noch viel zu wenig geredet / nur daß vor Herkules ich meine Bruder genennet habe / welcher aber ja auch mein Bruder / ach ja mein herzallerliebstes Brüderchen und Tausend Schätzchen ist / mit welchem zehnmahl hundert tausend mal tausend mahl tausend Markomiren / und wann ihr gleich noch eins so viel währen / ich mit nichten vergleichen vielweniger vertauschen kan? Die Königin trat gleich zu jhr in das Zimmer / machete jhr den Schluß zuwissen / und befahl jhr / daß gegen den Gesandten sie sich freundlich bezeigen solte / dessen sie sich willig erboht. Bey der Mahlzeit geschahe demselben nun alle Ehre / und wahr er gleich als verzukt über der Fräulein Volkommenheiten / kitzelte sich auch dergestalt in seiner Hoffnung / daß er schon festiglich gläubete / er würde seinem jungen Großfürsten die rechte Arzney mitbringen. Nach geendigtem Mahle hielt er bey dem Frl. an / ihm die Gnade eines absonderlichen Gesprächs zu verleihen; welches sie mit freundlicher Höfligkeit ablehnete / biß die Antwort auff seine Werbung ihm würde erteilet seyn. Des folgenden Morgens ward er wieder vor gefodert / da der Kanzler im nahmen der Königin die Danksagung vor geschehene ehrliebende Anwerbung wiederhohlete; und darauff anzeigete / ob zwar ihre Königl. Hocheit nichts liebers wünschete /als dz ihrem freundlichen lieben Oheimben / dem Großmächtigsten Könige der Franken und Sikambern / uñ dessen Herrn Sohn dem Durchleuchtigsten GroßFürsten Herrn Markomir / sie eine völlig klare Antwort erteilen und zuentbieten könte / so verursachete doch ihres freundlichen lieben Herrn Sohns Herren Ladislaen Abwesenheit ein wiedriges / und zwar aus diesem Häuptgrunde / daß das Fräulein demselben /als ihrem Herrn Bruder / vor mehr als anderhalb Jahren die äidliche Verheissung tuhn müssen / daß ohn dessen bewust und Einwilligung sie keine Heyrahtshandelung anstellen / vielweniger bestätigen oder schliessen wolte; Krafft deren äidesleistung man nun gehalten währe / die getahne wirdige Anwerbung demselben in fremde Lande eiligst zuzuschreiben /und gelebete man der gänzlichen Zuversicht es würde an anderer Seiten nicht allein solche verzögerung nit ungleich auffgenommen / sondern auch geduldet werden / wann etwa über verhoffen (wovon man doch daß allergeringste nicht wüste) der Großmächtigste König in Böhmen / Herr Ladisla / seine geliebete Fräulein Schwester schon anderwerts solte versprochen haben. Dem Gesanten wahr dieses eine unvermuhtliche Erklärung / ward auch so dutzig / daß er nicht ein Wort darauff antworten kunte; endlich zeigete er an / daß er alles wol verstanden / hätte doch gehoffet / eine glüklichere Verrichtung zu leisten / und mit einer höchstannehmlichen Gewißheit seine gnädigste Herren zuerfreuen. Worauff die Königin selbst zur Antwort gab; Geleistete äide verknüpfeten gar zu hart / welches vor dißmahl eine nähere Erklärung ganz nit zulassen wolte / solten aber die gütigen Götter diese Heyraht versehen haben / an welcher sie ihres teils auff ihres Herrn Sohns Einwilligung ein gutes Genügen haben könte / währe hernähst weiters hierüber zuhandeln /welches ihm vordismahl zur schlißlichen Antwort müste angemeldet seyn / würde es seinen Gnädigsten Herren bescheidentlich zuhinterbringen / vor geschehene gewogene Werbung zu danken / und ihren Gruß hinwie derumb anzumelden wissen. Hierauff muste Jungfer Libussa ihm eine statliche schwere Kette / mit angebundenen Kleinot einreichen und an den Hals legen / welche er mit untertähnigster Danksagung annam / hörete auch gegenwärtig an / daß die Königin ihrem Reichs Kanzler befahl eine gehörige Antwort auff den eingelieferten Begläubigungs-Brieff auffzusetzen / und dem Herrn Gesanten nach Verlauff einer Stunde einhändigen zulassen / damit derselbe an seiner Reise nicht gehindert noch auffgehalten würde. Klogio hörete solches ungerne / und zeigete an / es bestünde seine Reise nicht auff solcher Eilfertigkeit /und baht umb Freyheit / noch etliche Tage sich hieselbst auffzuhalten; welches jhm dann ganz willig gegönnet ward. Diesen ganzen Tag schlug dieser sich mit Grillen / lies sich auch entschuldigen / bey der Königlichen Mahlzeit zuerscheinen / aber des folgenden Morgens hielt er abermahl umb ein absonderliches Gespräch bey dem Fräulein an / welches auff ihrer Fr. Mutter Bewilligung sie ihm gönnete. Da er nun auf ihr eigenes Zimmer zu jhr kam /
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