Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
ihm anzeigete / es währe zimlich schlecht bestellet / fühlete nicht geringe Schmerzen /und befahrete sich eines Fiebers / daß er diesen und etliche Tage wol des Bettes würde hüten müssen. Ladisla hatte ihm des Abends alles angezeiget / wie er sich in das Fräulein verliebet / und auff sein hefftiges anhalten ihre Einwilligung zur künfftigen Ehe erhalten / jedoch mit dem Bedinge / daß sie seines Standes und Wesens zuvor wolte berichtet seyn / hätte ihm doch ändlich angelobet / solches keinem Menschen ohn seinen außdrüklichen Befehl zu offenbahren. Welches ihm Herkules nach getahner Glükwunschung gerne Einwilligte / doch daß er von ihm nichts eigentliches melden / noch in ehelicher Ansuchung die Eltern vorbey gehen möchte. Dieser da er seines lieben Freundes Schwacheit vernommen / lies er den WundArzt alsbald hohlen / der aus Herkules Farbe ein schlimmes Zeichen nam / auch nach besichtigung des Schadens / ihm vorhielt; er hätte ohn zweiffel die gestrige Erinnerung aus der acht gelassen; machete nach Gewohnheit dieser Leute den Schaden sehr gefåhrlich; es währe leicht geschehen / daß eine Schnader anginge; die Halßwunden währen ohn daß nicht zuverachten / und könte mannicher durch eine geringe vers / hrung an diesem Orte umb seine Gesundheit / ja umb Leib und Leben kommen. Ladisla geriet hieduch in grössere Angst als er selbst / und taht den Vorschlag / er wolte einen erfahrnen hochgelarten Meister der Arzney herhohlen lassen / damit ja nichts verabseumet würde. Aber dieser / sich befürchtend / sein wort würde mehr vor einen andern als vor sich selbst gesprochen seyn / wolte ungerne darein willigen /wante vor / diese hochgelarten Leute währen den Wundärzten gemeiniglich in der Heilung zuwider /braucheten kostbahre sachen / die wenig nützeten /und nähmen ihm der Mühe Belohnung vor dem Maule hinweg. Worauff Ladisla ihm zur Antwort gab: Er hätte sich darumb nichts zu bekummern / und solte nur alsbald sagen was er vor seine mühe und arztung haben wolte; gab ihm auch XXV Kronen / da er X foderte / und wolte seinen Vorschlag ins Werk richten; Aber der Stathalter / der Herkules Schwacheit schon erfahren hatte / kam gleich darzu / zeigete seyn Mitleyden an / uñ eriñerte den Wund-Arzt / alles sein Vermögen anzuwenden; gab ihm auch alsbald eine Handvoll Kronen / deren er hoch erfreuet ward / alsbald bessern Trost gab / und selber riet / daß ein Gelehrter der Arzney herzugeholet würde; welcher da er kam / und die Wunde besahe / sagte er: Mein Herr /nach getahner Arbeit sol man ruhen / und nach empfangener Wunde sich stille und mässig halten; welches aber / wie ich merke / von meinem Herren inetwas übergangen ist; doch sol ihm ob Gott wil / noch nichts tödliches gedräuet werden / nur daß er sich etliche Tage einhalte / als dann wird dem ubel durch Mittel schon zurahten seyn. Lies ihm hierauff die Ader springen / uñ verordnete etliche Arzneyen / die teils innerlich / teils von aussen umb den Hals und Achseln musten geschlagen werden / damit den Zufällen den Weg zu der Wunde verlegt würde. Inzwischen lag Fr. Pompeja / und sinnete nach / wie sie der Tochter hinter die Künste kommen möchte: und als sie dieselbe merkete wache seyn / fragete sie / ob sie auff den gestrigen Schrecken auch geschlaffen hätte; und bald hernach; wie nahe die Gefahr ihrer Kenscheit gewesen währe. Worauff sie anfangs anzeigete / dz Gottes Gnade und dieser Helden Muht / insonderheit Herren Ladisla eyfferiger Beystand ihre Ehre / wie wol kummerlich / geschützet und errettet / und wolte sie ihrer Herzlieben Fr. Mutter alles erzählen / welches bey anderer Anwesenheit vorzubringen sie gestriges Tages scheuh getragen. So wåhre nun die Schande ihr am allernähesten gewesen / in dem sie nicht allein der Kleider / sondern auch ihres Hemdes beraubet / sich des allermuhtwilligsten Bubens / welcher sich sehr unverschämt erzeiget / nicht würde länger haben erwehren können / dafern der Himmel dieses Mittel ihrer Erlösung ihr nicht zugeschikt hätte. Die Mutter fragete weiter / ob dañ Herr Ladisla sie in solcher Gestalt angetroffen; welches zu sagen sie sich schämete /und doch gedachte / es würde dieses zu ihrem Vorhaben sehr ersprießlich seyn / ob gleich die Eltern sich ein mehres / als wahr / befahren würden; demnach deutete sie an / daß er freylich sie also gefunden / jedoch / als ihre Wasen schon davon gangen / sich zubekleiden / hätte sie anfangs daß gar zurissene Hemde geholet / und er hernach ihr die
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