Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
verspreche dürffen / den sie nicht kennete / viel weniger wüste / ob er Standes halben ihrer auch wirdig währe; da sie dann ihres Vaters Einwilligung nimmermehr erlangen würde / wann er nicht ådel gnug wåhre. Aedel gnug? fragte das Fråulein; kommen wir biß an diese Frage / hätte ich zu wünschen / daß ich ihm nur ädel gnug seyn möchte; dann ob ich gleich nicht eigen weiß / wer er ist / möget ihr euch doch wol versichern / daß weder König noch Käyser ihm Standes halben ein Fråulein zum Gemahl versagen würde; dann ich halte davor / er erkenne keinen Oberherrn / als den Himel und das Schwert. Behüte Gott mein Kind /sagte die Mutter / was redestu da? auff diese weise dürffte er wol gar ein Feind des Römischen Reichs seyn. Ja warumb dann / antwortete sie / was würde er dann in Italien umher zihen / mit seinem Freunde Herkules? der ohn zweifel mit ihm gleiches Standes seyn muß. Doch lasset jhn feind seyn; könte er nicht durch meine Heyraht zum Freunde und Bundsgenossen gedeyen? welches auff solchen fall ich wol vorher zusagen dürffte. Nun ich merke wol / sagte die Mutter /daß du dich schon zu tieff mit diesem fremden Herrn eingelassen hast / und kan ich nicht absehen / wie dein Vater hiemit wird einstimmen können; dann ich melde dir in höchstem Vertrauen / daß vielleicht heut diesen Tag noch wol ein Römischer Herr / nahmens Fulvius / nicht weiß ich / ob du je von ihm gehöret hast / uns zu besuchen kommen wird / dem dein Vater deiner Heiraht halben mag etwas Hoffnung gemacht haben; Laß dich aber gegen niemand merken / daß du wissenschafft hierumb tragest / sondern stelle dich /wann er komt / ernstlich / doch nicht störrisch gegen ihn; zu H. Ladisla aber halte dich freundlicher / ob vielleicht sein Gemüht hiedurch von dir könte abgezogen werden. O des elenden Fulvius / antwortete sie; solte ich dem Sudeler / dem Unflaht zu gute von meinen lieben Eltern so sorgfältig aufferzogen / und von meinen Errettern aus Räubers Händen loßgerissen seyn? viellieber wolte ich mich diese Stunde dem Mörderischen Schwerte dieser Räuber darstellen /wann sie noch lebeten. Ja Fr. Mutter / ich ruffe dessen alle Götter zu Zeugen / daß ich meines Herzen ernstliche Meynung sage. Und wie kömt doch mein lieber hochweiser H. Vater auff diesen Unsin? fürchtet er /ich werde keinen Freyer bekommen können? oder meynet er / ich sey schon veraltet? Ich bin zugeringe /von meines H. Vaters Händeln zu urteilen; aber solte dieses unter die Leute kommen / zweifele ich nicht /es würde seinem herrlichen Ansehen keinen geringen Stoß geben; massen von diesem vergeizigten Fulvius ich zwar viel / aber durchaus nichts rühmliches gehöret habe; Versichere demnach ich meine Fr. Mutter /dafern dieser Unhold etwas tähtliches anfahen / oder steiff auff meine Heyraht bestehen würde / dürffte es ihm von H. Ladisla schwerlich zu gute gehalten werden. Ich bedanke mich aber der mütterlichen Warnung und geträuen Rahts von Herzen / uñ wil schon wissen / den vermeynten Buhler also zu empfahen / daß er zwar mit fuge über mich nicht klagen / aber gleichwol auch meine Freundligkeit zu rühmen / wenig ursach haben sol. Der Stathalter kam gleich in die Kammer getreten / er mahnete sie auffzustehen / und die Kleider ohn sonderliche Zier anzulegen / weil Herr Herkules an der empfangenen Wunde sich zimlich schwach befünde; über das hätte er Zeitung / daß der vortrefliche Römische Ritter Herr Fulvius ihn zu besuchen kommen währe / welcher von dir / sagte er zu der Tochter / in Betrachtung seiner hohen Wirdigkeit /auffs beste sol gewilkommet / und als mir selbst /Ehre erzeiget werden. Ja billich empfahe ich jhn ehrerbietig / Herzen Herr Vater / sagte sie; aber meinen lieben Eltern ihn gleich zu rechne / wüste ich keine ursach / als bloß euren guten Willen / weil ich niemand als meinen lieben Eltern kindlichen Gehorsam schuldig bin / es währen dann meine allernäheste Anverwante. Der Vater gab hierauff keine Antwort / ging hinauß / und hieß sein Gemahl ihm folgen / welche ihm alles erzählete / in was gestalt H. Ladisla ihr Kind angetroffen / eheliche Zusage begehret / und vielleicht hefftige Liebesbrunst sehen lassen / so daß das Fräulein in Betrachtung der empfangenen Woltaht / biß auff der Eltern Einwilligung / die Zusage ohn zweifel möchte geleistet haben / welches sie vermuhtlich nicht getahn hätte / da sie ihres Vaters Vorhaben hätte wissen sollen; über das zweifelte sie fast nicht /es währe ihr dieses Herrn
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