Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
gerochen seyn; nur bitte ich / mir eine Gunst mitzuteilen / unter deren Krafft und Wirkung ich desto geherzter fechten möge. Sie sahe umb sich / und als sie merkete / daß sie viere nur daselbst wahren / trat sie zu ihm / küssete ihn freundlich / und sagete: Ich hoffe nicht / daß H. Herkules und mein Bruder mir dieses zur Leichtfertigkeit außdeuten werden. Fabius antwortete: So werde aber ich dirs nicht zugute halten / es sey dann / daß du deinem Liebsten noch einen Kuß / und äusserliches Gunstzeichen mitteilest / welches er seinem feinde aufm Helme zeigen könne. Meinem Liebsten? sagte sie; so müste ich ja meinen H. Vater küssen; jedoch /weil derselbe abwesend / mag H. Ladisla / da es ihm gefällig / dessen stelle vor dißmahl vertreten; also verrichtete sie ihres Bruders Befehl zu dreyen mahlen /und empfing gleiche Münze zur Bezahlung. Hernach spannete sie eine Halßkette von den reinesten Demanten ab / wickelte sie umb den Adier / der auff seinem Helme stund / und baht die Götter / dafern sie unschuldig / möchten sie diesem Ketchen die Krafft verleyhen daß des frechen Schänders Gewissen / wann Ers sehen würde / gerühret und zaghafft gemacht würde. So bald er und Fabius gewapnet wahren /nahme sie feste Speere zu sich / zeigeten ihren Reutern die Ursach ihres Streites an / und bahten im fall der Noht ihnen beyzustehen / welches von ihnen mit darbietung Leib und Lebens versprochen ward. Frl. Sophia wolte diesem Streit zusehen / setzete sich mit den beyden Fräulein auff eine Gutsche / und fuhr hin nach einem hohen Zwänger / von welchem sie die Streitbahn übersehen kunten / da das Fräulein sich gånzlich ergab / im fall ihr Ladisla das Leben verlieren würde / sich da herunter zu stürzen / und ihm im Tode Geselschafft zu leisten. Fulvius hielt schon draussen vor dem Tohr mit seinen leuten / und befand sich so gar erbittert / daß er vor Rachgier fast blind wahr. Ladisla und Fabius folgeten ihm bald mit ihren Reutern in zierlicher Ordnung / da Ladisla ädler Knecht Markus vorhin reiten / und Fulvius in seines Herren nahmen auff Speer und Schwert außfodern muste; oder da er so kühn nicht seyn würde / sich Mann an Mann zuwagen / stünde ihm frey sich seiner Leute zugebrauchen / denen gebührlich solte begegnet werden; die Wahlstat währe der grüne Anger / recht an dem Stadgraben / woselbst die Tugend den frevel abstraffen solte. Fulvius gab ihm zur Antwort: Reite hin und sage den beyden Laffen / daß sie sich nur gefasset halten / ich werde jezt da seyn / uñ ihnen die Milchzähne beklopffen. Du schändest diese Ritter /sagte Marx / als ein Verleumder / welches ich an dir behäupten wolte / da ich meinem Herrn vorgreiffen dürffte. Dieser sahe sich nach seinen Leuten umb /und fragete; ob nicht einer Lust hätte XX Kronen zu verdienen / und diesem elenden das fell zu krauen. Bald taht sich einer hervor / rante und rieff Markus nach (weil er schon hinritte / die Antwort zu bringen) er solte die Antwort zuvor recht einnehmen. Nun meynete dieser / es würde Fulvius etwas nachbieten wollen / hielt stille / und ließ ihn näher kommen; der aber an stat der Worte ihn mit dem Schwerte überfiel / daß er kaum zeit hatte / das seine zu entblössen; da er dann / wie er zum Gewehr kam / einen hefftigen Kampff mit ihm hielt / schlugen verwägen auff einander loß / und gaben mit wenig Streichen ihrem erhitzten Blute Lufft / daß sie beyderseits hart verwundet wurden / biß endlich Marx mit einem stosse / den er seinem Feinde durch die Gurgel gab / den vollen Sieg davon brachte / und seinen Weg mit verhängtem Zaume vornam / weil er merkete / daß etliche sich loß gaben / ihn anzugreiffen. Ladisla sahe ihn so blutig daher rennen / und sagte zu Fabius: das muß ein verwägener Schelm seyn / der eines Abgesandten Werbung solcher gestalt beantwortet / welches ich ihm wieder hoffe einzubringen. Als er aber von ihm alles Verlauffs berichtet ward / lobete er seine Mannheit /die er unvergolten nicht lassen wolte; stellete seine Leute in eine zierliche Ordnung / mit Befehl / kein Gewehr zu zücken / biß Fulvius Hauffe sich regen würde / und setzete er sich auff die Bahn / seines feindes mit verlangen erwartend; welcher auff einem grossen schwarzen Hengste daher trabete / und seinen Reutern geboht / sich des Streits nicht anzunehmen /es währe dann / daß sie darzu gefodert oder gezwungen würden. Er aber schickete sich zum Treffen / und begegnete ihm Ladisla sehr eifrig; hielten doch so feste / dz keiner den
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