Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
hätte er ihre vorige Stachelrede hiemit ersetzen wollen; gedachte endlich / es müste ihm dieses Wagstük nicht so hingehen / und fing zu den beyde Fräulein also an: Herzgeliebete Schwestern / es hat H. Fulvius uns eine Geschicht erzählet / ohn zweiffel /unsere geringe Urtel darüber zuvernehmen / und wol auch / daß sie uns zum Beyspiel diene / uns beydes vor Affenwerk / und vor solche ernsthaffte Freyer wol zuhühten; bitte demnach schwesterlich / sie wollen /die lange Zeit zuvertreiben / sich unbeschwert heraus lassen / was sie von dieses Freyers ritterlicher Taht halten. Die beyden Fräulein beredeten sich kürzlich /und gaben ihr zur Antwort: Herzgeliebte Frl. Schwester / wir haben die erzälete Geschicht nicht so eigentlich mit allen ihren umbständen in acht genommen /wollen deßwegen ihre Meynung zuvor hören / und nachgehends / wo es uns gegönnet ist / unsere Gedanken auch darüber vernehmen lassen. Ich muß euch wol zugefallen seyn / sagte das Fräulein / dann womit wolten wir sonst die Zeit hinbringen? Jedoch / wann ich zuvor wissen solte ob Herr Fulvius uns diese Kurzweil gönnen könne. Ey warumb nicht / mein Fräulein / antwortete er / massen ich solche Begebnis zu dem Ende vorgetragen habe. Daß muß mir lieb seyn / sagte sie; kehrete sich zu ihren Gespielen / und fuhr also fort: Ob ihr / meine Schwesterchen daß erzählete vor eine Geschichte / oder Getichte haltet /kan ich nicht wissen; doch stehet uns allerseits frey /unsere Gedanken davon zu haben; aber auff den fall der Warheit / sage ich / daß dieser Ritter sich als ein ungeschliffener grober Flegel hat sehen lassen / indem er diesem Fräulein ein solches zur Unzimligkeit außgeleget / welches sie zweiffels ohn auß Höfligkeit getahn / und dieser Büffelsochse wol aller Zucht mag entfernet seyn / welches er gar zu merklich an den Tag gegeben / in dem er den jungen Aedelmann nicht als ein Ritter / sondern als ein Steckenknecht überfiel /welches ich ihm nicht würde gesehenket haben /währe ich in dessen stelle gewesen. Es hat sich aber das gute Fräulein nebest ihren Eltern billich zu erfreuen / daß sie eines solchen ungehöfelte Klotzes abkommen; dann sie möchte lieber tausendmal sterben / als eine Stunde sein Ehgatte seyn. Dafern ihr nun herzliebe Schwestern / mit mir eines seyn könnet / wollen wir diesem nichtwerten Ritter die Urtel sprechen / daß er vorerst des Ritterstandes sol entsetzet / und unfähig seyn / sich neben einem ehrliebenden Fräulein niderzusetzen; ja er sol auß allem adelichen Frauenzimmer in Ewigkeit verbannet seyn und bleiben. Die anwesenden lacheten / daß sie dieses mit solchem Eyfer vorbrachte / ohn Fulvius begunte den Auffzug zumerken / und schwur im Herzen / ihr solches bald ersten tages seiner Heyraht mit schwerem Wucher einzubringen. Herr Emilius furchtete sehr / es dürffte dieser Scherz einen groben unglüklichen Ernst verursachen /welchem vorzubauen / er Fulvius zuredete; Er zweifelte nicht / seine hohe Vernunfft wurde des Frauenzimmers kurzweilige Scherzreden im besten vermerken; fragete darauff / ob die Ritterlichen Ubungen zu Rom stark im schwange gingen / und die Strassen sicher zu reisen währen. Welches er beantwortete: Man hätte eine Zeither nichts von Mordtahten vernomen / ohn daß ohngefehr vor acht oder neun Wochen vier statliche Ritter gutes Römischen Adels / von vier verwägenen Strassenräubern überfallen / ermordet /und nacket außgezogen währen; nennete sie auch bey nahmen / daß Ladisla eigendlich hörete / er redete von denen / welche er und Herkules im Kampff nidergelegt hatten / gedachte demnach / dieses fügen die Götter also zu des lügeners Straffe; gab ihm auch diese Antwort: Der Herr verzeihe mir; ich komme auch von Rom / und weiß sehr wol umb diese Begebnis / daß gedachte vier Ritter nicht von vier Råubern oder Mördern / sondern von zween fremden Rittern im auffrichtigen Kampffe / durch eine rechtmässige Nohtwehr erleget sind / weil sie diese mit räuberischer Faust angriffen / und ihnen eine Beute abzujagen sich unterstunden. Fulvius antwortete: Er währe ganz unrecht berichtet; die Sache währe ihm gar zuwol bewust /hätte auch der Ermordeten gute Kundschafft gehabt /und würde es nimmermehr gutheissen / so jemand /wer der auch währe / solche ehrliche Ritter vor Strassenräuber außruffen wolte; wüste aber ungezweifelt /daß sie von solchen unredlichen Buben schelmischer Weise ermordet währen. Herr bedenket euch was ihr redet / sagte Ladisla / es könte etwa einer
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