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Des Drachens grauer Atem

Des Drachens grauer Atem

Titel: Des Drachens grauer Atem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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wurden. Offizielle amerikanische Beamte absolvierten höflich ihre Besuche bei den neuen Politikern, und die Fühler der Agentur tasteten inzwischen jeden neuen Minister ab, auf welche Weise er für die gleichen Zwecke zu gewinnen wäre wie sein Vorgänger. Es gab keine sensationellen Fortschritte, aber bei der Agentur wusste man, dass die politische Durchdringung einer Regierung nicht von heute auf morgen zu schaffen war. Das erforderte Zeit, und die hatte man. Das militärische Netz über Thailand war weiterhin stabil, mochten die neuen Politiker erst einmal alles tun, wozu ihnen Spielraum blieb. Damit würden sie keinen solchen Schaden anrichten, der nicht schnell wieder gut zu machen war.
    Als sich abzuzeichnen begann, dass die Entwicklung vorerst ohne nennenswerte Schwierigkeiten weitergehen würde, kehrte auch in der Air America der Mut zu neuen Unternehmungen zurück. Warren beobachtete besorgt die Vorgänge in Burma. Die boten weit mehr Anlass, sich den Kopf zu zerbrechen. Die Armee schien Erfolge zu erzielen, jedenfalls kam sie bei ihren Aktionen gegen die Banditen auf dem eigenen Territorium voran, wenn man den Berichten aus Rangun glauben wollte. Warren war geneigt, ihnen zu glauben, denn weder der ominöse Pater Carolus noch die meisten der anderen Führer von Banditengruppen hatten sich seit Wochen gemeldet. Ihre Funkgeräte schwiegen. Waren die Gruppen bereits von den Regierungstruppen zersprengt?
    Warren sträubte sich, daran zu glauben. Zudem schöpfte er Hoffnung aus den ersten Erfolgen der neuen Variante der amerikanischen Politik in diesem Teil der Welt: Nixons Verhandlungen in Peking begannen sich auszuzahlen. Beispielsweise war es gar nicht mehr so abwegig, dass sich China künftig stärker einschalten würde, wenn es galt, Banditen im Nordosten von Burma zu unterstützen, denn auch China hatte hier Interessen. Es gab ohnehin bereits Einheiten, die ihre Waffen aus China bezogen. Wenn man einigermaßen geschickt vorging, und wenn es gelang, wenigstens die Struktur der Kräfte zu erhalten, die man dort aufgebaut hatte, war schon viel gewonnen. Für Verluste, die jetzt durch die Regierungstruppen aus Rangun verursacht wurden, war später immer noch Ersatz zu beschaffen. Grundvoraussetzung allerdings blieb, dass man die Positionen in der nordthailändischen Bergregion behielt. Von dort aus waren alle Operationen in Burma zu steuern.
    Diese Überlegung brachte Warren zu Muong Nan zurück. Er hatte es über den Ereignissen der letzten Wochen fast vergessen. Nachdem die Maschine verschollen war, hatte er zu viele andere Dinge zu erledigen gehabt; jetzt aber war er entschlossen, Muong Nan in allernächster Zeit einen Besuch abzustatten. Vor allem galt es, sich um das Rohopium der neuen Ernte zu kümmern. Lo Wen würde sich hüten, wieder ein Geschäft auf eigene Faust zu versuchen, also mussten dort einige Zentner des wertvollen Rohstoffs lagern. Darüber hinaus war es sicherlich angebracht, dem Dorf so etwas wie guten Willen zu demonstrieren. Warren lächelte. Die „Goodwill-Missionen“ der Vereinigten Staaten waren in der ganzen Welt zum Begriff geworden. Man nahm sie meist als das, was sie waren: Besänftigungsmanöver. Aber die Leute in jenen Bergen im Norden waren noch unverdorben, sie glaubten nicht nur an die ungebrochene Macht, sondern auch an die Ehrbarkeit der amerikanischen Abgesandten. Also werden wir die Ladung Lebensmittel, die in Udorn liegt, endlich hinauf schaffen, nahm sich Warren vor.
    Man musste das schon deshalb tun, weil damit zu rechnen war, dass dieser Professor in dem Dorf eine Menge Porzellan zerschlagen hatte. Um das zu kitten, bot sich eine Ladung Lebensmittel geradezu an. Vielleicht konnte man in Muong Nan sogar Einzelheiten darüber erfahren, was sich jenseits der Grenze abspielte. Oft brachte jemand Neuigkeiten in so ein Dorf, wenn er über die Grenze wechselte. Sicher wusste man, was aus Nautung geworden war, der hatte regelmäßig Kontakt zu den Leuten in Muong Nan gehalten. Möglich auch, dass dort ein genaueres Bild zu bekommen war, als man es sich aus den vielen Einzelveröffentlichungen zusammenbasteln konnte, die aus Rangun kamen.
    Warren griff zu der Landkarte, auf der jene Bergdörfer eingezeichnet waren, in denen die Agentur ihre Mittelsmänner hatte. Soweit es sich um Ansiedlungen von Meos handelte, besorgten Vertrauensleute aus dem Stab der Militärberater das Geschäft für die Agentur, weil sie dort eingeführt waren. Aber außer Muong Nan gab es noch einige

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