Des Drachens grauer Atem
begann sich wieder um ihn zu drehen. Satchanasai flößte ihm noch soviel Suppe ein, wie er schlucken konnte, dann bedeutete sie ihm weiterzuschlafen.
„Danke", murmelte Wilkers noch mit einem Blick auf Sinhkat, dann umfing ihn wieder bleierne Müdigkeit. Er sah nicht mehr, wie der junge Mann das Pfahlhaus verließ und wie Satchanasai den Rest der Suppe verzehrte, er hörte nicht mehr, wie das scheppernde Geräusch wieder einsetzte, draußen, wo die Leute die Geräte richteten, mit denen sie in den nächsten Tagen Felder anlegen wollten, nach Sinhkats Plan. Wilkers schlief, ruhig atmend, während das Dorf die ersten, noch unsicheren Schritte auf einem neuen Weg machte.
Sloane suchte zwei Wochen lang mit dem Trupp des Captains Chao die Berge nach der vermissten DC-3 ab. Es war eine anstrengende Aufgabe, denn sie hatten täglich Auf- und Abstiege in einer Anzahl zu bewältigen, wie die Soldaten sie nur aus wenigen Großunternehmungen in Erinnerung hatten. Nirgendwo fanden sie auch nur Anzeichen dafür, dass in der Nähe ein Flugzeug abgestürzt war. Chao selbst erkannte die Sinnlosigkeit des Unterfangens bereits von Beginn an, er rechnete nicht mit einem Erfolg. In einem Gebiet von Hunderten Quadratkilometern waldbedeckter Berge nach den Resten einer abgestürzten Maschine zu suchen war aussichtslos. Eine solche Aktion konnte nur Erfolg haben, wenn vorher Luftbeobachter wenigstens die vermutliche Stelle des Absturzes bezeichnet hatten. Sosehr sich aber die Piloten der Hubschrauberflottille der Air America bemühten, sie entdeckten nichts. Einige waren der Ansicht, die Maschine könne eigentlich nur in der Luft in kleine Teile zerrissen worden sein, deren Aufprall am Boden so gut wie keine Spuren mehr hinterlasse. Sie ahnten nicht, wie nahe sie der Wahrheit kamen.
In der Zwischenzeit war Mister Warren in Bangkok fieberhaft bemüht, zwei neue Piloten zu bekommen. Die C-47 von Bates und Kinney war unbesetzt. Warren hatte aus Saigon verschiedene Angebote, auch der Stab der Militärberater schaltete sich ein, aber es dauerte noch eine weitere Woche, bis die CIA-Station in Taipeh ihm aus dem Stab der Piloten der CAT, einer alten Holdinggesellschaft der CIA, zwei Ersatzleute schickte. Sie waren langjährige Mitarbeiter der Agentur, hatten bei verschiedenen Operationen im südostasiatischen Raum Aufgaben erfüllt, sie waren sogar schon über Nordvietnam geflogen und hatten dort Infiltranten per Fallschirm abgesetzt.
Zumindest sind es keine Neulinge, dachte Warren, als die beiden sich bei ihm meldeten. Sie machten den Eindruck von besonnenen, mit allen Wassern gewaschenen Fliegern. Die Aussicht, auf eine C-47 zu steigen, einen arg veralteten Typ, behagte ihnen nicht so recht, bei der CAT hatten sie Dienst auf modernen Düsenmaschinen getan. Aber sie begriffen natürlich, dass für die Umstände, unter denen in Thailand geflogen wurde, die alte C-47 immer noch das zuverlässigste Flugzeug war.
Außerdem versöhnte sie die Aussicht, mehr als bisher zu verdienen, wozu noch einige kleine Privatgeschäfte kamen, die erfahrungsgemäß auf der Opiumroute möglich waren. Also machten sie sich mit der Maschine vertraut und absolvierten eine Anzahl Routineflüge zwischen Don Muang und Udorn. Sie studierten die Karten der Gebirgsregion und übten Landungen auf kurzen Erdpisten. Warren hatte wenig später die Gewissheit, dass sie einen vollwertigen Ersatz für Bates und Kinney boten.
Um diese Zeit verlief das Leben in Bangkok beinahe wieder in den alten, gewohnten Bahnen. Die neuen Politiker hatten mit den Übergangsschwierigkeiten alle Hände voll zu tun. Das Militär trat ein wenig in den Hintergrund, aber Warren registrierte mit Genugtuung, dass im Kommandeursbestand kein nennenswerter Wechsel vorgenommen wurde. Wie zu erwarten gewesen war, hatte man von amerikanischer Seite geschickt angedeutet, dass man einen vorerst teilweisen Abzug der US-Truppen erwäge, der sich im Verlaufe einer gewissen Zeit zu einer allgemeinen Aufgabe der Stützpunkte in Thailand erweitern könnte. Selbstverständlich dachte weder im Pentagon noch in der Zentrale der Agentur in Langley jemand ernsthaft an eine solche Möglichkeit. Aber es war angebracht, ein wenig Öl auf die Wogen der Volkserregung zu gießen.
Eine Anzahl durch Korruption kompromittierter höherer Offiziere verließ mit ihren Familien und ihrer Habe in amerikanischen Großraumtransportern das Land und begab sich dorthin, wo ihre bereits seit Jahren anschwellenden Bankkonten geführt
Weitere Kostenlose Bücher