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Des Drachens grauer Atem

Des Drachens grauer Atem

Titel: Des Drachens grauer Atem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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verständlich sprechen.
    „Wie.., komme ich hierher?"
    Sinhkat griff nach dem linken Arm, der mit Bambusstöcken geschient war. „Tut das weh?"
    ..Nein." Der Professor verspürte in der Tat keinen Schmerz, nur eine wohlige Müdigkeit.
    Sinhkat nickte zufrieden. „Dann haben wir es wohl richtig gemacht. Wir waren nicht sicher, ob vielleicht ein Nerv eingeklemmt ist. Sie haben da unter dem Ellenbogen einen Bruch."
    Langsam begriff Wilkers: Er war gestürzt. Bruch? Er bewegte die Finger, und als er mit den Nägeln am Bambus der Schienen kratzte, sagte er: „Nur ein Bruch, tatsächlich. Das wird heilen. Die Sehnen sind intakt."
    „Bewegen Sie die Füße", forderte Sinhkat ihn auf. Er tat es. Und Sinhkat sagte erleichtert zu Satchanasai: „Sonst ist tatsächlich nichts gebrochen, er hat alles Glück seines Lebens gehabt."
    „Dies ist Muong Nan?" wollte Wilkers wissen. Sein Kopf war verbunden, er merkte es jetzt, und das Sprechen fiel ihm schwer vor Schwäche.
    „Ja, Muong Nan." Während Satchanasai wieder die Leiter hinabkletterte, setzte sich Sinhkat neben die Schlafpritsche.
    „Wie kommt es, dass Sie hier sind?" Wilkers Stimme war noch spröde.
    Sinhkat gab ihm erneut Wasser zu trinken. „Ich bin nun zurück. Ich sagte Ihnen wohl in Bangkok, dass ich bald heimkehren würde."
    „Ich entsinne mich." Wilkers schluckte. „Aber ich war doch auf dem Rückweg."
    Sinhkat stellte die Schale ab. „Am besten, Sie schlafen jetzt noch ein bisschen, Professor. Sie sind ziemlich schwach. Nach unserer Rechnung haben Sie zwei Tage dort gelegen, wo ich Sie fand."
    „Sie?"
    „Ja. Ich kam von Fang. Ein Dutzend Kilometer vor Muon Nan habe ich Sie gefunden. Es war ein Zufall."
    Wilkers runzelte die Stirn. „Ich weiß nicht, was da geschehen ist. Schüsse, dann stürzte ich, das ist alles."
    Sinhkat nickte. „Ich sah die Geier kreisen. Das machte mich neugierig. Sie vertilgten Ihr Tragetier. Als ich näher ging, sah ich Sie daliegen." Er erzählte nicht, dass über dem Professor, auf der Kante des Felspfades, von dem er gestürzt war, ebenfalls Geier gehockt hatten, unruhig darauf lauernd, dass das Leben seinen Körper verließ. Die Geier hatten einen untrüglichen Instinkt dafür, wie lange in einem Lebewesen noch genug Kraft steckte, um ihnen Widerstand entgegenzusetzen.
    „Und Sie haben mich hierher gebracht?"
    „Ja."
    „Danke." Wilkers blickte auf den geschienten Arm. „Den habe ich mir bei dem Sturz gebrochen?"
    „Es war ein Schuss. Die Kugel ist durch den Knochen gegangen."
    Ein Schussbruch, dachte Wilkers. Langsam wurde ihm bewusst, in welche Lage er geraten war. Ob ich den Arm jemals wieder gebrauchen kann? Er bewegte wieder die Finger. Wenigstens das scheint in Ordnung zu sein. Aber die Wunde? Wenn sie sich entzündet, konnte das üble Folgen haben. Aber er spürte keinen Schmerz. Nicht jenes Klopfen, das anzeigte, wenn sich eine Wunde mit Eiter füllte.
    Während Wilkers grübelte, hörte er Sinhkat sagen: „Sie haben Glück gehabt, Professor. Wir verstehen uns darauf, Wunden zu behandeln. Wenn wir Ihnen diese Schienen abnehmen, werden Sie das alles schnell vergessen haben."
    „Wer hat eigentlich auf mich geschossen?" Wilkers richtete sich auf; aber als er merkte, dass sich der Raum um ihn zu drehen begann, ließ er sich wieder zurücksinken.
    „Chao", sagte Sinhkat.
    „Dieser chinesische Bandit, der mich schon auf dem Hermarsch belästigt hatte?"
    „Derselbe. Leute aus Nachbardörfern haben seinen Trupp beobachtet, der sich in unserer Gegend herumtrieb. Es war auch ein Amerikaner bei ihm."
    Ein Amerikaner, dachte Wilkers. Und diese Kerle schießen einfach aus dem Hinterhalt, wenn ihnen jemand im Wege ist. Blake hat recht gehabt, als er mich warnte. Eigentlich verdanke ich es einem puren Zufall, dass ich noch am Leben bin. „Danke", sagte er nochmals.
    Sinhkat lächelte verlegen. Er war froh, dass Satchanasai die Leiter heraufkam. Sie brachte eine Schale Suppe und bestand darauf, dass Wilkers sie trank. Sinhkat ermunterte ihn: „Schlucken Sie nur, Professor, wir haben ein Huhn geschlachtet. Schließlich haben Sie lange genug nur Opiumsaft bekommen."
    „Opiumsaft?" Wilkers verschluckte sich an der Suppe und musste husten.
    „Ja." Sinhkat blinzelte ihm zu. „Es ist eines unserer ältesten Heilmittel, Professor. Es lindert den Schmerz und lässt den Kranken sanft seiner Genesung entgegenschlafen."
    „Opiumsaft...", wiederholte Wilkers. Er wollte den Kopf schütteln, aber er unterließ es. Der Raum

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