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Des Drachens grauer Atem

Des Drachens grauer Atem

Titel: Des Drachens grauer Atem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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andere Dörfer mit thailändischer Bevölkerung, um die sich Warren zu kümmern hatte. Er überlegte, aber dann entschloss er sich doch, mit Muong Nan anzufangen. Er setzte sich mit der neuen Besatzung der C-47 in Verbindung und ordnete an, sie solle sofort nach Udorn fliegen, dort die bereits zusammengestellte Ladung Lebensmittel aufnehmen und nach Bangkok zurückkehren. Am nächsten Morgen würde er mit ihnen gemeinsam nach Muong Nan fliegen.
    Er rief Sloane zu sich, der von der erfolglosen Suchaktion im Gebirge zurück war, und eröffnete ihm, dass auch er bei dem Flug nach Muong Nan dabei zu sein habe. Sloane war nicht entzückt davon, schon wieder in die Berge zu fliegen, aber als er hörte, dass es sich um weiter nichts handelte als um eine Mission des guten Willens, sagte er erleichtert: ja, Sir. Alles klar, Sir!"
    Wilkers ging immer wieder um die Miniaturlandschaft herum, die mitten im Dorf, auf einem freien Platz zwischen den Pfahlhäusern, aufgebaut worden war. Er verglich sie mit dem, was er am Morgen in den Hügeln im Norden gesehen hatte, und er entdeckte, dass die Kinder bereits den Kanal, der Wasser auf ein Dutzend frisch gerodeter Felder führte, mit ihren Fingern in den Erdboden eingedrückt hatten. Sie hatten sogar Wasser hineingeschüttet, aber das war in der Erde versickert. Ein paar Kinder hockten um das Modell herum und spielten. Keines von ihnen hatte auch nur die geringste Kleinigkeit in Unordnung gebracht, es schien fast, als bewachten die Kleinen das Modell, während die Erwachsenen sich draußen in den Hügeln befanden, um dieses Modell Wirklichkeit werden zu lassen.
    Nachdem Sinhkat den Professor nach Muong Nan zurückgebracht hatte, mischte sich in die Freude der Dorfbewohner über die Rückkehr des Studenten die Sorge um den Verletzten, vor allem aber der quälende Gedanke, dass der Überfall auf ihn vielleicht nur der Anfang von viel Schlimmerem sein könnte. Wilkers war wieder zu Muchathien gezogen. Er trug den geschienten Unterarm in einer Schlinge, die aus einem Halstuch geknotet war. Der Professor war sich zunächst nicht sicher gewesen, ob er bei dem Sturz außer den Schürfwunden am Kopf auch eine Gehirnerschütterung davongetragen hätte. Da jedoch die üblichen Anzeichen dafür ausblieben, begann er, sich wieder im Dorf zu bewegen. Bereits bei seinem ersten Ausgang hatte er zugesehen, wie Sinhkat an dem Modell arbeitete.
    Der junge Doktor der Agrarwissenschaft hatte keine Stunde versäumt. Noch am Abend seines Ankunftstages hatte er die Dorfbewohner zu einer Beratung zusammengerufen. Er erläuterte ihnen in allen Einzelheiten, was er für Muong Nan tun wollte, und wobei ihm entweder alle helfen sollten oder aber sich darüber einigen, dass sein Plan nicht durchführbar war. Die Debatten hatten über mehrere Tage angedauert, und während dieser Zeit, wenn die anderen ihr Essen kochten oder die Kinder versorgten, war Sinhkat mit dem Modell beschäftigt gewesen. Er hatte die Gegend, in der Muong Nan lag, naturgetreu aus Erde und Steinen nachgestaltet, ja sogar kleine Zweige als Bäume eingesteckt und die Quellen in den Bergen mit Papierfetzen markiert. Zum Schluss konnte er hier jedem Dorfbewohner genau zeigen, an welcher Stelle es möglich war, Wasser zu gewinnen oder kleine Felder anzulegen. Danach war man sich bald darüber klar geworden, dass man trotz aller Schwierigkeiten das Wagnis auf sich nehmen könnte, das Dorf auf eigene Füße zu stellen was die Ernährung betraf. Niemand bezweifelte mehr, dass der Handel mit dem Opium auf lange Sicht keine zuverlässig Lebensgrundlage sein konnte. Zu frisch waren die Erinnerungen an das, was sich abgespielt hatte, seit die Amerikaner das Opium aufkauften und das Dorf nur als Zwischenstation für ihren Waffenhandel betrachteten. Selbstverständlich würde man weiterhin auf kleinen Feldern ein wenig Mohn anbauen, schon um das Rohopium für eigene Zwecke verwenden zu können. Das aber sollte von nun an nur noch ein Nebenzweig sein. Den größten Teil der ehemaligen Mohnfelder würde man zum Anbau von Gemüse oder Berghirse verwenden. Samen hatte Sinhkat aus Chiengmai mitgebracht. Es handelte sich also zunächst darum, die Erde auf den alten Feldern umzubrechen, eine Notwendigkeit, von der Sinhkat dieDorfbewohner in langen, geduldigen Aussprachen überzeugthatte.
    Anschließend musste Wasser auf die Flächen geleitetwerden. Auch das ließ sich meistens ohne besondere Schwierig-keiten machen, denn von den Quellen in den Bergen mussten

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