Des Drachens grauer Atem
den Bergen offenbar von Räubern überfallen und getötet worden.
„Sollen wir ihn durchsuchen?" fragte Chao.
Sloane schüttelte den Kopf. Er hatte keinen Auftrag dafür.
„Kommen Sie", forderte er den Captain auf. „Wir wollen hören, was der Funker von Warren aufnimmt."
Sie klommen wieder aufwärts, zu den Männern zurück, die rauchend vor ihren Verstecken saßen. Der Funker übergab Chao die Durchsage von Warren. „Wie es aussieht, beschäftigt uns Mister Warren gleich weiter."
Mit hochgezogenen Brauen las Sloane, dass eine DC-3, die von Muong Nan aufgestiegen war, vermisst wurde. Eine halbe Stunde nach dem Start sei die Funkverbindung mit Chiengmai plötzlich abgerissen. Das sah nach Absturz aus. Chao und seine Leute sollten sofort das Gebirge durchsuchen, das sich unter der üblichen Route der Maschine befand, und Sloane sollte ihnen dabei helfen.
„Das ist ein unerhört ausgedehntes Gebiet", stöhnte Chao. Er ließ erkennen, dass ihm dieser Auftrag keineswegs Spaß machte. Er hielt die Zeit für gekommen, eine Pause einzulegen, wie er das in gewissen Abständen zu tun pflegte. Dann gab er seinen Soldaten Urlaub, und sie zerstreuten sich in die Orte in der Ebene, in denen ihre Familien lebten. Er selbst zog sich in seinen Bungalow in Chiengmai zurück. Er hatte das Bedürfnis, wieder Speisen aus einer guten Küche zu essen, am Morgen zu baden, den Tag im Liegestuhl am Schwimmbecken zu verbringen und abends vielleicht eines jener Lokale aufzusuchen, in denen man die Mädchen nicht allzulange umwerben musste, um sie zum Mitgehen zu bewegen.
Captain Chao war im Grunde deshalb Soldat in dieser Geisterarmee, weil dies ihm die Möglichkeit ab, sich den Lebensstil zu leisten, der sonst nur besitzenden Leuten erschwinglich war. Hierin glich seine Lebensphilosophie der eines Gangsters: Ein paar harte Tage mit gefährlichen Aktionen, die etwas einbrachten, und danach ein paar Monate faules, bequemes Leben.
„Schön", sagte er schließlich, „von mir aus können wir aufbrechen. Ich schlage vor, wir kürzen den Weg ab, so dass wir möglichst schnell auf die Route der DC-3 kommen." Er befahl seinen Männern anzutreten und teilte ihnen den Auftrag mit. Während sie sich in Marsch setzten und Chao mit Sloane hinter ihnen her ging, kalkulierte er hoffnungsvoll. „Vielleicht hatte sie Opium geladen und konnte eine Bauchlandung machen. In diesem Falle wäre unter Umständen noch ein Geschäft drin."
Er beobachtete Sloane, aber der gab durch kein Anzeichen zu verstehen, ob er in einem solchen Falle bestätigen würde, dass die Ladung verbrannt sei.
Als Wilkers die Augen aufschlug, sah er über sich, ein wenig verschwommen, das Dach eines Pfahlhauses. Er versuchte den Kopf zu bewegen, aber das fiel ihm schwer; er vermochte sich auch nicht aufzurichten. Nach und nach unterschied er verschiedene Geräusche, das Gackern von Hühnern, Vogellaute, ein klirrendes Scheppern, wie wenn jemand in weiter Entfernung mit dem Hammer auf Eisen klopfte.
Was ist mit mir? Er konnte sich erinnern, dass er mit dem Maultier unterwegs gewesen war. Irgendwo waren Schüsse gefallen, und plötzlich war das Tier schreiend hochgestiegen. Er hatte den Ruck des Zügels gespürt, am Handgelenk, danach gab es nur noch Leere. Nichts.
Wilkers bewegte die Lippen. Durst. Waren Menschen in seiner Nähe? Wie kam er überhaupt hierher? Die Geräusche hörten sich an wie jene, die er Tag für Tag in Muong Nan vernommen hatte. - „Wo bin ich?" Er sagte es laut, ohne sich dessen bewusst zu sein. Es waren ein paar heisere, krächzende Töne, die er ausstieß. Darauf vernahm er ein Geräusch, wie es nackte Füße auf dem Bambusboden eines Pfahlhauses verursachen. Und dann war da, wo er zuvor das Dach gesehen hatte, das Gesicht Satchanasais.
Das Mädchen hatte unweit der Schlafpritsche gesessen, auf der Wilkers lag, und hatte einen Rock geflickt. Jetzt, als sie sah, dass der Professor bei Besinnung war, lächelte sie ihm erleichtert zu. Sie legte die Hand auf den Mund und bedeutete ihm, dass er still liegen bleiben solle; flink huschte sie die Leiter hinunter und lief zu Sinhkat, der mit ein paar Männern Werkzeuge für die Bodenbearbeitung herrichtete.
„Er ist wach!" Sie rief es schon, als sie noch ein Stück von der Gruppe entfernt war. „Komm, schnell!"
Auch als Sinhkat sich über ihn beugte, gelang es Wilkers noch nicht, konzentriert zu denken. Mechanisch schluckte er das Wasser, das Satchanasai ihm zu trinken gab, danach konnte er
Weitere Kostenlose Bücher