Des Drachens grauer Atem
vernünftigen Grund, weshalb ich das tun sollte."
„O doch", widersprach Warren. „Wir hätten beide den Nutzen davon."
Blake schüttelte missbilligend den Kopf. „Sie versuchen immer dann, sich mit einem Gegenspieler zu einigen, wenn Sie merken, dass ihm mit Dolch und Kugel nicht beizukommen ist. Wenn Sie mich so einfach beseitigen könnten, hätten Sie es schon aus Bequemlichkeit längst getan, Warren. Nein, Sie machen den Fehler, sich nicht in meine Denkweise zu versetzen; ein Kardinalfehler für einen Geheimdienstmann. Sie müssen davon ausgehen, dass ich ein thailändischer Geschäftsmann bin. Wenn Sie sich das genau überlegen, werden Sie bald selbst darauf kommen, dass es für mich geradezu sträflich dumm wäre, ein Geschäft mit einem konkursverdächtigen Partner anzubahnen."
Warren verstand, es hatte wenig Sinn, weiter mit Blake zu verhandeln. Er sagte nur: „Sie irren, was den Konkurs betrifft!"
„Was Sie persönlich angeht, wohl kaum", entgegnete Blake ruhig. „Denn dass Sie in Bangkok noch sehr alt werden, ist unwahrscheinlich. Sie haben sich einen gefährlichen Misserfolg geleistet. Oder glauben Sie wirklich, man würde Ihnen eine Medaille umhängen, wenn Wilkers auspackt?"
Warren sah den Wagen, der am Ende des Landestegs hielt. Die Türen blieben geschlossen. Es war Vanna Blakes Fahrzeug. Da ist er, dachte Warren. Und ich kann nicht mehr verhindern, dass er jetzt auf Blakes Jacht steigt und verschwindet. Diese Bastard hat tatsächlich recht. Langley wird mir schwere Vor würfe machen.
Blake meinte versöhnlich: „Trösten Sie sich damit, dass Ihr Nachfolger es nicht leichter haben wird als Sie, Warren. Es wir sicher lange dauern, bis die amerikanischen Truppen Thailand verlassen müssen. Aber was Ihre Agentur angeht, so wird man auf sie in Zukunft hier ein sehr wachsames Auge haben, dessen können Sie gewiss sein,"
„Sie sind also nicht einmal bereit, mit mir auch nur ein Gespräch zu führen, das unser Verhältnis bereinigt?"
„Nein. Sie haben in diesem Land nichts zu suchen. Das wäre das einzige, was ich Ihnen sagen könnte, und dafür brauchen wir kein langes Gespräch, das wissen Sie ohnehin." Er wandte sich ab und ging den Landungssteg entlang, auf das Auto zu.
Warren blieb unschlüssig stehen. Gescheitert, dachte er. Da ist nichts mehr zu machen. Aus dem Wagen stiegen zwei junge Burschen. Sie gingen an Blake vorbei und näherten sich der Stelle, an der Warren stand. Neben ihm setzten sie sich vergnügt lächelnd auf die Bohlen, mit dem offen zur Schau getragenen Selbstbewusstsein von Menschen, die wissen, dass ihr Gegner keine Chance mehr hat. Warren biss sich auf die Lippen. Denn nun stiegen auch Blakes Frau und der Professor aus. Blake begrüßte beide und kam mit ihnen näher. Warren drehte sich um und kehrte auf sein Boot zurück, aber er hielt sich nicht an Deck auf, sondern verschwand in der Kajüte.
Minuten später waren die jungen Burschen ebenfalls nicht mehr auf dem Steg, sie saßen wieder in dem Auto und fuhren davon. Die Jacht Blakes legte ab und glitt mit aufsprühender Bugwelle auf das offene Meer zu.
„Wohin fahren wir überhaupt?" erkundigte sich Wilkers. Er saß an Deck, Blake gegenüber, während dessen Frau das Steuer bediente. Blake steckte sich eine neue Zigarre an und erklärte schmunzelnd: „Keine Entführung, Professor. Wir haben uns nur entschlossen, Sie aus der Reichweite von Mister Warren zu bringen. Deshalb habe ich das Gepäck, das Sie im Hotel zurückgelassen hatten, auf das Boot geholt, und wir werden Sie jetzt bis Kota Bharu bringen."
„Das ist in Malaysia!"
„Ja. Es ist der sicherste Hafen, zu dem ich Sie bringen kann. Bis dorthin reicht der Arm des Mister Warren nicht mehr. Sie können von Kota Bharu aus mit dem Zug nach Kuala Lumpur fahren und da die nächste Maschine in die Vereinigten Staaten besteigen. Das ist doch in Ihrem Sinne, oder?"
„Selbstverständlich." Wilkers war etwas verwirrt. „Aber ich mache mir allmählich Vorwürfe, dass ich Ihre Hilfsbereitschaft zu sehr beanspruche. Bis Kota Bharu, das ist ein langer Weg."
Blake winkte ab. „Wir haben Zeit dafür."
Während die Jacht sich immer mehr von der Küste entfernte, unterhielten sich die beiden Männer über das, was geschehen war.
Blake nickte bedächtig, als er hörte, wie das Leben in Muong Nan verlief. „Es ist wohl höchste Zeit, dass die Verhältnisse dort geändert werden. Die Leute haben Ihnen einiges zu verdanken."
Wilkers wehrte ab. „Eigentlich noch
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