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Des Drachens grauer Atem

Des Drachens grauer Atem

Titel: Des Drachens grauer Atem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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gegen die Regierung befinden.
    Die Territorien der Aufständischen aber grenzen an Thailand. Und Mister Warren erfindet für die Regionen in Thailand, an die sie grenzen, die kommunistische Gefahr, um rechtzeitig darauf aufmerksam zu machen, dass es unmöglich ist, an Ort und Stelle Nachforschungen zu betreiben. Liegt es daran, dass dieser Mann schon jahrelang in Bangkok lebt, dass er mich für so naiv hält, ihm das zu glauben?
    „Ich denke", sagte er langsam, '„ich sollte mir noch einen weiteren Rat bei Ihnen holen."
    Als Warren ihn freundlich aufforderte: „Aber bitte!", erkundigte sich Wilkers: „Halten Sie es für möglich, dass ich für ein paar Tage in diese Gegend reise? Ich meine den Nordwesten des Landes, die Gebirgsgegend, in der wir die Felder mit dem Mohn vermuten und die Produzenten?"
    Warren zog die Brauen hoch. „Wie alt sind Sie?"
    „Fünfzig."
    Warren zuckte die Schultern. Was er sagte, klang besorgt. „Raten würde ich Ihnen das nicht. Es ist eine Strapaze, die selbst jungen Menschen arg zu schaffen macht. Dschungel und Berge, das ist eine tödliche Mischung. Kaum Wege. Riesige Entfernungen von einer Siedlung zur anderen. Und dazwischen eine Menge unmittelbarer Gefahren."
    „Sie kennen die Gegend?"
    „Nicht sehr gut", schränkte Warren vorsichtig ein. „Auch ich muss mir überlegen, was ich mir noch zumuten kann. Aber, abgesehen davon, würde eine solche Reise nutzlos sein. Niemand würde Ihnen dort die Antworten geben, auf die Sie aus sind. Sie würden so gut wie nichts erfahren. Sie riskieren höchstens, dass jemand sich durch Ihre Neugier gefährdet wähnt und Ihnen von hinten eine Kugel in den Kopf schießt."
    „Keine schöne Vorstellung", sagte Wilkers trocken. „Dies scheint ein Land mit rauen Sitten zu sein!"
    „Das ist es. Lassen Sie sich nicht durch Äußerlichkeiten täuschen. Hundertfünfzig Kilometer nördlich von Bangkok wird immer noch nach der Methode verfahren, zuerst zu schießen und danach Fragen zu stellen."
    Er ist ein Fuchs, dachte Wilkers. Er weiß genau, wohin er mich haben will. Jedenfalls nicht dorthin, wo ich Aufschluss über das bekommen könnte, was mich hergeführt hat. Er erhob sich. „Ich habe Ihnen sehr zu danken."
    „Aber, ich bitte Sie", wehrte Warren bescheiden ab. „Das war eine Selbstverständlichkeit. Sind Sie gut untergebracht?"
    „O ja, sehr anständig."
    „Sie sollten sich den Königspalast ansehen. Einmalig schön!"
    „Ich werde es tun, sobald ich Zeit finde."
    „Und dann kann ich Ihnen eine Bootsfahrt auf dem Menam empfehlen. Reizvoll. Das letzte bisschen Exotik der Hauptstadt, sagen viele."
    „Klingt interessant."
    „In Pathaya sollten Sie mal einen Tag am Strand verbringen. Ein herrliches Gefühl, Sonne und Seewasser."
    Wilkers lächelte. „Ich werde mich ganz gewiss nicht langweilen! Vorhin habe ich mir einen Stadtplan gekauft. Natürlich finde ich mich noch nicht zurecht, aber auf der Rückseite des Planes stehen ein paar Worte der Thai-Sprache, die habe ich mir auf der Fahrt zu Ihnen bereits eingeprägt."
    „Oh", machte Warren, „Sie sind sprachbegabt?"
    „Ich fiel meinen Lehrern bereits als kleiner Junge auf, weil ich mit fremden Sprachen keine Schwierigkeiten hatte. Sehr nützlicher kleiner Sprachkursus übrigens, da auf dem Stadtplan: ,Pom Rhak Kun' heißt ,Ich liebe dich', ,Ehk Kräng' heißt ,Noch einmal, bitte'; ,Koon Suey' heißt ,Du bist hübsch', und ,Pom Noei' bedeutet Jetzt bin ich müde'. Wenn man nach diesem Vokabular urteilen soll, birgt die Hauptstadt nicht im entferntesten jene Gefahren, die Sie mir für den Nordwesten vorausgesagt haben!"
    Warren lachte. „Sie birgt andere. Süßere, wenn man so sagen darf!"
    Wilkers schüttelte ihm die Hand. „Was Doppelbett heißt, wusste ich vorhin auch schon. Ich habe es wieder vergessen. Mister Warren, ich danke Ihnen. Sie haben mir sehr geholfen."
    „Ich hoffe, ich sehe Sie noch einmal", sagte Warren. „Vielleicht vor Ihrer Abreise?"
    „Da bin ich ganz sicher. Empfehlen Sie mich Ihrer Frau Gemahlin* unbekannterweise."
    Warren nickte nur und öffnete die gepolsterte Tür. Er winkte Miß Perkins, die schnell ihr Taschentuch einsteckte und sich erhob, um Wilkers hinauszubegleiten.
    Allein in seinem Zimmer, blieb Warren stehen und überlegte ein paar Sekunden. Dann lachte er auf und schüttelte den Kopf. Weiß der Himmel, da hat diese komische Kommission mir ja einen seltsamen Heiligen auf den Hals geschickt! Doppelbett! Nicht einmal ich habe bisher gewusst, wie das

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