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Des Drachens grauer Atem

Des Drachens grauer Atem

Titel: Des Drachens grauer Atem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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sich nicht entscheiden, was sie von ihm halten sollte. Aber ihr Blick war freundlich. Schließlich erwiderte sie leise: „Ein Mann ist erst alt, wenn er nicht mehr zu Scherzen aufgelegt ist."
    Dann trat sie beiseite und bedeutete Wilkers, sich in einem der Rohrsessel niederzulassen, die an einem kleinen Tisch auf Deck standen. Es waren Getränke bereitgestellt, und Blake goss Wilkers auf dessen Bitte Limonade in sein Glas.
    „Sie sind Antialkoholiker?"
    „Keinesfalls! Ich muss mich nur erst an die Temperaturen hier gewöhnen. Ohne Alkohol fällt mir das leichter."
    Blake nickte. „Gute Regel für die Tropen: Alkohol niemals vor Sonnenuntergang. Will allerdings richtig verstanden sein. Manche Leute holen nach Sonnenuntergang das nach, was sie im Laufe des Tages versäumt haben."
    „Wie vertragen Sie selbst das hiesige Klima, Mister Blake?"
    „Ich habe mich daran gewöhnt."
    „Mister Bloom deutete an, dass Sie bereits zwei Jahrzehnte hier leben?"
    „Etwas mehr als drei." Blake hob sein ebenfalls mit Limonade gefülltes Glas und trank Wilkers zu. „Ich kam zuerst nach Burma."
    „Während des zweiten Weltkrieges?"
    „Ja."
    „Soldat?"
    Blake lächelte. „Man könnte es so nennen, obwohl es nicht ganz richtig ist. Interessiert es Sie zu erfahren, wie es kam, dass ich hier blieb?"
    „Ich möchte nicht neugierig sein", wehrte Wilkers ab.
    Blake schüttelte den Kopf. „Nicht doch! Ich will Sie nur nicht mit einer Geschichte langweilen, die Ihnen vielleicht schon jemand erzählt hat."
    „Wenn Sie Mister Bloom meinen, der hat mir nichts weiter berichtet, als dass sie ihm geholfen haben."
    Blake wusste, dass Bloom kaum etwas über seine Person erzählt haben konnte, aber dieser Professor war bei Warren gewesen, und der hätte vieles sagen können. Hat er es nicht getan? Oder hat Wilkers nicht erwähnt, dass er mich aufsuchen will? „Wenn Sie Lust haben zuzuhören", begann Blake, „dann erzähle ich Ihnen etwas, was sich vielleicht weniger wie eine Lebensgeschichte anhört, sondern eher wie ein Stück Geschichte Asiens."
    Wilkers lehnte sich in seinem Sessel zurück. „Ich bin hierher gekommen, um zuzuhören, Mister Blake", sagte er schmunzelnd.
    In diesem Augenblick ließ Vanna Blake den Motor der Jacht anspringen. Blake richtete sich erstaunt auf und blickte hinüber zu Warrens Jacht. Dazu benutzte er ein Fernglas.
    Wilkers schaute ihn beunruhigt an. „Wir fahren aus?"
    „Ein Stückchen auf das freie Meer. Sie werden es angenehm finden."
    Blake behielt die Feststellung für sich, dass Mister Warren auf seinem Boot ein Parabolmikrofon aufgebaut hatte, das offenbar ihr Gespräch auffangen sollte. Vanna hatte es entdeckt und sofort richtig reagiert. Blake nickte ihr dankbar zu. Es war nicht überraschend, dass Warren an dem interessiert war, was zwischen Blake und dem Schweizer Arzt besprochen wurde. Dass er das Gespräch mit seinem Parabolmikrofon belauschen wollte, deutete darauf hin, dass Wilkers nicht zu seinen Vertrauten gehörte. Nun gut, sagte sich Blake, es wird für Warren schwierig werden, wenn dieser Professor der Mann ist, für den ich ihn halte.
    „Genießen Sie die Seeluft", empfahl er Wilkers. „Ich nutze jede Chance, aufs Meer zu fahren. Denn selbst nach drei Jahrzehnten habe ich hier immer noch recht oft das Bedürfnis nach einer frischen Brise." Während Warren missmutig zusah, wie Sloane das Mikrofon abbaute, sagte er: „Ich hätte es mir denken können."
    Sloane entschuldigte sich: „Leider kann man dieses große Ding nicht besser tarnen, Sir."
    Warren winkte ab. „Packen Sie zusammen. Ich fahre zurück zum Büro."
    „Sir, ich wüsste schon, wie man diesen Blake ausschalten könnte", setzte Sloane vorsichtig an.
    Warren kannte das. Sloane hätte den ehemaligen Amerikaner am liebsten durch einen Verkehrsunfall beseitigt. Blake wusste zuviel. Aber Warren war informiert darüber, dass Blake sein Wissen nicht nur im Kopf aufbewahrte. Waffenstillstand war die einzige Möglichkeit, sich mit ihm zu arrangieren. Jeder Versuch, Blake gewaltsam auszuschalten, würde mit einer Explosion enden, die den Apparat der CIA in Thailand erheblich erschütterte.
    Deshalb schärfte er Sloane ein: „Wir machen nichts. Wir lassen auch jetzt hübsch die Finger von Blake - verstanden?"
    „Meinetwegen", knurrte Sloane.
    Warren trug ihm auf: „Sie bleiben hier, bis Blake wieder anlegt. Ich schicke Ihnen den Wagen zurück. Sie hängen sich an diesen Professor. Ich will wissen, was er unternimmt, nachdem er

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