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Des Drachens grauer Atem

Des Drachens grauer Atem

Titel: Des Drachens grauer Atem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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hatten, kam ein großer, hagerer Mann auf ihn zu. Er wirkte nicht nur wegen seiner weißen Segelkleidung, sondern durch seine gesamte Erscheinung sportlich. Die Freundlichkeit, mit der er Wilkers begrüßte, entsprach ganz der amerikanischen Sitte. Allerdings spürte der Professor bald, dass sich hinter dem heiteren Wesen, hinter Blakes entgegenkommender Art eine Persönlichkeit mit ausgeprägtem Selbstbewusstsein verbarg. Ein Geschäftsmann, der nicht nur sein Metier ausgezeichnet kannte, sondern der sich auch gegen Konkurrenten und Widerstände anderer Art ohne besondere Rücksichtnahme durchsetzen würde.
    „Es täte mir leid, wenn ich Ihre Freizeitpläne stören würde", sagte Wilkers, auf die Jachten weisend, die am Steg lagen. „Gewiss wollten Sie ausfahren und sich erholen."
    Blake lachte. Sein Händedruck war kräftig. Er hatte überhaupt nicht die Hände eines Büromenschen. Muss wohl vom Umgang mit Segeln und Ruderpinnen kommen, dachte Wilkers.
    Blake schob ihn sanft auf den Steg hinaus. „Machen Sie sich keine Sorgen darüber, Professor! Ich freue mich, Sie hier zu haben." „Wirklich?"
    Blake legte verblüfft den Kopf zur Seite. „Warum nicht?" „Sie wissen noch nicht, mit welchem Anliegen ich komme." Blake tat, als denke er nach, dann fragte er: „Wer war das doch gleich, der Ihnen riet, mich aufzusuchen?"
    „Mister Bloom aus New York. Ich sagte es am Telefon." „O ja!" Blake lächelte. Sein gebräuntes Gesicht offenbarte tausend Fältchen. „Natürlich, ich erinnere mich an ihn. Der junge Mann, der vor einem halben Jahr hier statistische Erhebungen machte. Ich konnte ihm damals ein wenig helfen. Wie geht es ihm?"
    Wilkers war überzeugt, dass Blake sich kaum dafür interessierte, wie es Bloom ging. Bloom war ein kleiner Angestellter der Kommission in New York, er hatte zufällig auf dem Flug von Honolulu bis Bangkok neben Blake gesessen, und als er erfahren hatte, dass dieser Mitreisende in Bangkok ansässig war, hatte er sich von ihm einige Hinweise geben lassen, die seine Arbeit in Bangkok erleichtern konnten. Das war alles gewesen.
    Blake wies auf eine große, seetüchtige Jacht, die fast am Ende des Anlegesteges festgemacht war. „Das ist mein Boot. Ein besserer Platz, miteinander zu sprechen, als ein Büro in der Stadt."
    Während er neben Wilkers herging, überlegte er, dass dieser kleine Schweizer Mediziner eigentlich nur aus einem Grund nach Bangkok gekommen sein konnte: Opium! Jener Bloom war auch deshalb hier gewesen. Ein junger Bursche ohne Erfahrung, aber ein gewissenhafter Statistiker. Jetzt schickte die Kommission diesen Professor, und der war bereits bei Warren gewesen! Blake blickte schnell hinüber zur anderen Seite des Anlegestegs. Warrens Boot lag dort. Noch schien es, als ob sich niemand an Bord befände, aber das würde sich vermutlich bald ändern.
    Blake hatte sich nicht getäuscht. Als sie an seiner Jacht anlangten und er dem Professor beim Übersteigen half, nahm er aus den Augenwinkeln wahr, wie am Ufer Warren und Sloane aus einem Auto stiegen und zu der Jacht gingen, die Eigentum der CIA war. Wilkers merkte davon nichts, und Blake machte ihn nicht darauf aufmerksam. Man musste abwarten, was Warren tat.
    Wilkers stutzte, als er die Frau sah, die an das Ruder gelehnt stand und ihm entgegenblickte. Er war überrascht von ihrer Schönheit. Ihr langes, schwarzes Haar war im Nacken mit einer silbernen Spange zusammengehalten. Es fiel bis auf ihre Hüften herab. Sie trug einen Sarong aus schwerer Seide, in braunen und goldenen Tönen gemustert. Die Frau ist nicht mehr jung, registrierte Wilkers. Aber er war nicht sicher, denn es war ihm immer schwer gefallen, das Alter von Asiatinnen zu schätzen. Sie kann dreißig sein, sagte er sich, ebenso gut auch vierzig oder gar mehr. Jedenfalls ist sie erheblich jünger als Blake. Er nahm ihre Hand und verbeugte sich.
    Die Frau lächelte. „Herzlich willkommen an Bord, Sir."
    Ihr Englisch war nahezu akzentfrei. Irgend jemand hatte Wilkers vor langer Zeit erzählt, asiatische Frauen würden Komplimente europäischer Art nicht verstehen. Trotzdem sagte der Professor jetzt: „Madame, ich bin entzückt! Verzeihen Sie einem alten Mann aus dem noch älteren Europa, wenn er angesichts weiblicher Schönheit nicht die Beherrschung aufbringt, gleichgültig zu erscheinen."
    Er hörte hinter sich das Lachen Blakes. „Sie müssen aus dem französischen Teil der Schweiz stammen."
    „So ist es."
    Die Frau sah ihn nachdenklich an, als könne sie

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