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Des Drachens grauer Atem

Des Drachens grauer Atem

Titel: Des Drachens grauer Atem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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bemerkte er lächelnd: „Eine meiner wenigen Leidenschaften, Professor.
    Schwer zu bekommen, weil die Thai keine Zigarrenraucher sind. Ich lasse sie mir von Manila schicken."
    „Wenn ich Sie recht verstanden habe", nahm Wilkers den Gesprächsfaden wieder auf, „dann gehörten Sie einer Guerilla-Einheit an, die in Burma hinter den japanischen Linien operierte?"
    Blake lächelte nachsichtig. „Keine Guerillas, Professor. Reguläre Soldaten. Amerikaner. Drei Bataillone insgesamt. Der größte Teil waren Abenteurer oder Vorbestrafte. Sie hatten keine Ahnung, worum es ging, sie wurden anständig bezahlt, und man verlangte von ihnen nur, dass sie so viel Japaner wie möglich töteten. Die Gruppen waren mit Berufssoldaten durchsetzt und mit Leuten, die einen überdurchschnittlichen Intelligenzgrad aufwiesen, Sprachkundige, Ingenieure, Sprengtechniker."
    „Was waren Sie?"
    „Funker. Ich hatte Elektrotechnik studiert."
    „War das die Einheit von Oberst Merrill? Ich habe über sie gelesen."
    „Ja, ,Merrills Marodeure'. Aber Merrill war nur der Kommandeur. Nicht er hatte die Idee zu diesen Einsätzen gehabt, sondern eine Einrichtung, die sich mit Kriegsbeginn bei uns etabliert hatte, das OSS. Das ,Büro für strategische Dienste', heute die ,Central Intelligence Agency'. Donovan, der Chef, nahm die Chancen wahr, die sich in Burma boten. Gerade die Stämme im Norden, die Schan, die Karen und die Kachin, hatten viel Sympathie für Amerikaner. Kluges Vorgehen der Missionare, die sich weniger um die Verbreitung des Evangeliums gekümmert hatten als vielmehr darum, dass ihre Einflussgebiete wuchsen und die Leute dort für die Amerikaner schwärmten, die Bier mitbrachten und Schokolade, Zigaretten und bunten Kattun, hatte das erreicht. Nun brachten die Amerikaner Maschinengewehre und Landminen. Sie bezahlten einheimische Pfadfinder und warben Soldaten an. Die ,guten Amerikaner' versprachen ihnen zur Belohnung für zuverlässiges Kämpfen, dass sie später absolut frei sein sollten von Engländern und Japanern und dass sie immer die besten Freunde der reichen, großzügigen Amerikaner bleiben würden."
    „Sie wollen sagen, damals wurden Verbindungen geknüpft und Tatbestände geschaffen, die bis auf den heutigen Tag wirksam sind?"
    „Nicht nur das, Professor." Blake zog an seiner Zigarre und ließ den Rauch im Fahrtwind zerflattern. Er blickte nachdenklich hinter den verwehenden Rauchfähnchen her und sagte gedehnt: „Damals wurde der Grundstein für eine Politik gelegt, die in ihren wesentlichen Zügen noch heute betrieben wird. Der Geheimdienst bereitet Entscheidungen vor, und die Regierung folgt ihnen mit politischen oder militärischen Mitteln. Die späteren Chefs der CIA lernten beim OSS ihr Handwerk. Sie übernahmen auch seine Konzeption." Er neigte den Kopf seitwärts. „Es war unter anderem die Erkenntnis dieser Zusammenhänge, die mich bewogen hat, hier zu leben und nicht in den Staaten."
    Auslandsamerikaner, dachte Wilkers. Wie viele von dieser Art es gibt! Vor allem seit dem Vietnamkrieg. Die meisten leben in Kanada oder in Schweden. Blake würde man wohl zugestehen müssen, eine Art Vorläufer zu sein, denn in der Phase des Siegestaumels nach Ende des zweiten Weltkrieges hatte es nicht gerade zu den alltäglichen Erscheinungen gehört, dass sich Amerikaner von ihrem Land abwandten.
    „Ich nahm an, Sie wären geblieben, weil Sie hier Ihre Gattin fanden", sagte Wilkers.
    „Es kam einiges zusammen, Professor. Ich habe mit einer kleinen Einheit im Norden Burmas gekämpft, nicht weit von der thailändischen Grenze. Wir haben Pech gehabt. Eines Tages sind wir auf eine kampfstarke Kompanie japanischer Soldaten gestoßen und versprengt worden. Dabei habe ich einige schwere Verletzungen abbekommen, aber die Japaner haben mich nicht finden können, denn ich bin in den Dschungel gekrochen. Ich hatte mich mühsam vom Schauplatz unserer Niederlage weggearbeitet, bis ich nicht mehr weiter konnte. Da habe ich mich am Rande eines Waldes zum Sterben hingelegt. Ich war fertig. Ich hörte nicht einmal die Hunde in dem thailändischen Grenzdorf bellen, von dem ich nur ein paar hundert Meter entfernt gewesen bin. Ich habe das Bewusstsein verloren und bin erst einige Tage später wieder aufgewacht. Da lag ich in einem Pfahlhaus jenes Dorfes. Ein junges Mädchen hatte mich gefunden, mich ins Dorf geschleppt und seine Eltern überredet, mir zu helfen, obwohl noch Japaner in der Gegend waren."
    „Ihre Frau?" Wilkers deutete mit dem

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