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Des Drachens grauer Atem

Des Drachens grauer Atem

Titel: Des Drachens grauer Atem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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wissen." Er besah sich wieder die Last des Maultieres. Die anderen Soldaten standen unbewegt im Halbkreis.
    Erst jetzt bemerkte Wilkers, dass ihre Waffen in seine Richtung zeigten. Er fragte den Chinesen stirnrunzelnd: „Was machen Sie hier, Mister Chao aus Taiwan? Spielen Sie Krieg?"
    Der Chinese verstand ihn nicht gleich. Er blickte sich nach seinen Männern um und begriff dann. Er lächelte. „Wollen Sie, dass wir Krieg machen?"
    „Ich hoffe nur für Sie, dass Sie mit Ihrer Truppe fort sind, bevor die Polizei dieses Landes Ihnen das Handwerk legt."
    Der Chinese lachte so unbändig, dass Wilkers sich fragte, ob er es etwa mit einem Menschen zu tun hätte, der in den Diensten der einheimischen Polizei stand und deshalb sicher war, nichts von ihr befürchten zu müssen. Als Chao endlich aufhörte zu lachen, sagte er beinahe gutmütig: „Mister, sollten Sie wirklich nicht wissen, dass wir hier zu Hause sind? Und wer hier zu Hause ist, der hat auch das Recht, einen Fremden zu fragen, was der hier will. So ist das. Begriffen?"
    „Ich begreife nur, dass Sie kein Thailänder sind. Und ich weiß, dass sich Leute wie Sie nach der chinesischen Revolution hier verkrochen haben. Aber das heißt noch nicht, dass Sie hier zu Hause sind, wenn ich Sie korrigieren darf."
    „Wie Sie meinen." Der Chinese hörte nicht auf zu lächeln. Er sagte außerordentlich freundlich: „Sie werden sich an die Verhältnisse hier oben gewöhnen müssen, Mister. Dies ist das Land, wo die Straßen enden. Hier ist der zu Hause, der das da hat." Er tippte auf seine Maschinenpistole.
    Wilkers schwieg. Er schnallte die letzten Gepäckstücke an den Tragegurten des Maultieres fest und drehte sich um. „In Ordnung, Mister Chao. Sie haben mir gesagt, wie Sie die Dinge sehen. Ich habe es zur Kenntnis genommen. Und nun wäre ich Ihnen verbunden, wenn Sie mich nicht länger aufhalten würden. Ich habe einen weiten Weg vor mir."
    Der Chinese ließ ihn mit dem Maultier an sich vorbeigehen. „Gute Reise, Mister. Lassen Sie das Maultier nicht zuviel saufen, es wird träge davon und klettert schlecht." Dann ging er zu seinen Soldaten. Auf einen Wink lief einer herbei, der auf dem Rücken ein Funkgerät trug. Erfragte: „Captain, hätten wir ihn nicht lieber gleich ausschalten sollen?"
    Chao schüttelte den Kopf. „Mister Warren hat angeordnet, vorsichtig vorzugehen." Er machte eine ungeduldige Handbewegung. „Ich brauche eine Verbindung mit Warren!"
    Wilkers marschierte beunruhigt weiter. Er zog durch das Tal und wandte sich dann wieder bergauf, der nächsten Bergkette zu, die noch im Schatten lag. Hinter ihm blieb die Dunstglocke zurück, die über dem Tal hing. Dort mussten irgendwo die Soldaten sein. Wilkers sah sie nicht mehr. Morgen Vormittag, dachte er, wenn ich gut vorankomme, kann ich in Muong Nan sein. Das ist alles, was jetzt wichtig ist. Der Teufel hole diese Kuomintangbanditen! Er klopfte dem Maultier auf die Kruppe, es warf den Kopf hoch, als wollte es seine Ansicht bekräftigen.
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Berge ohne Gesetz
    Satchanasai reichte dem Fremden den ersten Trunk Wasser. Nach der alten Sitte übernahm sie damit die Verantwortung dafür, dass er dem Dorf nichts Übles antun würde. Wilkers, der müde und durstig mit seinem Maultier in Muong Nan angekommen war, wunderte sich, dass er nur dieses junge Mädchen antraf. Sie bedeutete ihm, die anderen Leute wären noch auf den Feldern. Er ließ sich ihren Namen sagen, und da fiel ihm ein, dass der Student in Bangkok diesen Namen erwähnt hatte. Sie also war seine Braut!
    Wilkers hatte Muong Nan gegen Abend erreicht. Das Mädchen Satchanasai begriff, dass er aus Bangkok kam, wo er mit Sinhkat gesprochen hatte. Sie konnte sich nur sehr mühsam mit dem Fremden verständigen, so war Wilkers froh, als die Leute von den Mohnfeldern zurückkamen. Unter ihnen war der, den sie den Soldaten nannten. Dieser junge Mann sprach ein recht gutes Englisch. Er stellte sich dem Besucher vor und erkundigte sich, was der in Muong Nan suche. Erst nachdem er dessen Geschichte kannte, wandte er sich an Satchanasai und erklärte ihr den Grund, der Wilkers in die entlegene Siedlung geführt hatte.
    „Kann ich bleiben?"
    Der ehemalige Soldat Muchathien, der sich mit Hilfe der anderen Bewohner des Dorfes, wie das so üblich war, eine eigene Pfahlhütte gebaut hatte, bestätigte: „Natürlich! Ich lade Sie ein, mein Gast zu sein. Das ist vielleicht auch praktisch, wenn Sie bei mir wohnen, denn ich bin der einzige, der Sie

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