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Des Drachens grauer Atem

Des Drachens grauer Atem

Titel: Des Drachens grauer Atem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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gab es auch Schweinekoben oder Gehege mit dürren Ziegen, aber dennoch machte alles einen sauberen, aufgeräumten Eindruck. Frauen in langen, bunt bestickten Gewändern kehrten vor den Häusern die Wege, auf den Straßen fuhren Fahrräder und Motorroller.
    Mitten im Ort lag der Markt, auf dem noch in den späten Nachmittagsstunden Frauen in den malerischen Trachten der Gebirgsbewohner ihre Erzeugnisse anboten. Die meisten der Frauen waren vom Stamme der Meo, schwarz gekleidet, mit leuchtendroten Schärpen und hohen Kopfbedeckungen. Sie trugen kostbare Silberketten und Ohrgehänge, überhaupt machten sie nicht den Eindruck, als ob sie arm wären. Aber das mochte täuschen. Diese Frauen, die ihre Produkte auf Tüchern ausgebreitet hatten, boten nur etwas Tabak, Gemüse oder scharfen roten Pfeffer an. Andere hielten silberverzierte Gürtel feil oder selbst geschmiedete Dolche. Doch in jedem Falle war das, was sie verkaufen wollten, nicht mehr wert als zehn oder fünfzehn Bäht, und Wilkers fragte sich, ob es wohl lohnte, deswegen den beschwerlichen Weg zum Markt in Fang zu machen.
    Kinder umschwärmten ihn, als er mit dem Maultier die Hauptstraße entlang bis zu einer Herberge ging. Sie hielten verschämt die Hände vor ihre Gesichter, wenn er sie anredete. Der Wirt der Herberge kannte ein paar englische Redewendungen. Nachdem er sein Erstaunen über den Gast verwunden hatte, der da plötzlich mit einem Maultier aus den Bergen gekommen war, bot er ihm Waschwasser an und heißen Tee. Selbstverständlich könne er hier übernachten, das Quartier sei zwar einfach, aber nach der langen Reise werde der Herr schon tief schlafen. Eine der Frauen, die im Haus arbeiteten, nahm die Wäsche des Fremden und lief damit zu einem Bach hinter den Häusern, wo sie Hemden, Hosen und Jacken auf die traditionelle Weise wusch, indem sie sie auf glatte Steine schlug, die vom Wasser überspült wurden.
    Wenige Minuten nach seiner Ankunft, so schien es Wilkers zumindest, hatten die Leute schon das Interesse an ihm verloren.
    Niemand drängte sich mehr vor dem Eingang der Herberge, und auch die Kinder fanden interessantere Objekte für ihre Neugier.
    Der Wirt erzählte, dass gelegentlich ausländische Touristen Fang besuchten. Meist waren sie von der langen, unbequemen Busfahrt total erschöpft. Sie besichtigten die Schwefelquellen, die westlich der Siedlung lagen, fotografierten Häuser und Dorfbewohner auf dem Markt, übernachteten in der Herberge und reisten nach einem Ruhetag zurück nach Chiengmai. In der letzten Zeit seien es weniger Besucher geworden, setzte der Wirt besorgt hinzu. Es habe sich herumgesprochen, dass die Straße kurz vor Fang von Banditen kontrolliert würde. Einige Male hatten sie Reisende belästigt.
    Da Wilkers das alles ohne große Besorgnis zur Kenntnis nahm, wagte der Wirt die Frage: „Sie haben keine Furcht, Mister?"
    „Nein. Ich tue niemandem etwas, warum sollte mir etwas geschehen?"
    Der Wirt wiegte unsicher den Kopf. „Reisen Sie geschäftlich?"
    „Ich will nach Muong Nan."
    „Muong Nan?" Der Wirt zog die Augenbrauen hoch. Er war älter als Wilkers, ein schmächtiger Mann mit dunkler Haut und dichtem Haar, das zu ergrauen begann. „Sie werden drei Tage brauchen", meinte er abschätzend. „Es ist eines von den Dörfern an der Grenze. Haben Sie Bekannte dort?"
    ja."
    „Ah", machte der Wirt, aber er fragte nicht weiter. Es war unhöflich, einen Fremden nach so kurzer Bekanntschaft bereits so vieles zu fragen. Er wischte den aus Bambus gezimmerten Tisch ab, an dem Wilkers saß, dabei erkundigte er sich, was der Gast zu essen wünschte. „Ein Huhn", riet er, „ein ganz junges Hühnchen. Dazu Bambusgemüse; wir haben es ganz frisch bekommen, erst heute. Und ein Getränk aus dem Saft der Tamarinde? Oder möchten Sie Alkohol?"
    „Tamarindensaft."
    Der Wirt verschwand. Bald war aus der Küche das aufgeregte Gackern eines Huhnes zu hören, das schlagartig abbrach. Der Wirt brachte den Tamarindensaft, ein bräunliches, herbsüß schmeckendes Getränk. Eine junge Frau schaffte das Gepäck des Professors die Stiege hinauf. Seinen Versuch, ihr dabei zu helfen, wehrte sie beinahe ärgerlich ab. Er folgte ihr in das Zimmer, in dem er schlafen würde. Der Raum war sauber und luftig, mit Wänden aus Bambus, wie das ganze Haus. Eine große Fensteröffnung war mit einem Vorhang aus kurz geschnittenen und auf Schnüre gefädelten Bambusstäbchen gegen das Licht abzublenden. Das Schlaflager bestand aus einer ebenfalls aus

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