Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Des Drachens grauer Atem

Des Drachens grauer Atem

Titel: Des Drachens grauer Atem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
Vom Netzwerk:
sobald man sich in diesem Dorf aufhielt, dass hier etwas nicht stimmte. Und trotzdem - konnte man diesen erneuten Hinweis auf die CIA so einfach akzeptieren? Überdies - wer war dieser geheimnisvolle Mister Air America? Wenn man Anschuldigungen solcher Art erhob, musste man den Beschuldigten beim Namen nennen können. Aber es war zumindest bemerkenswert, dass ein Dorfbewohner aus Muong Nan die Vorgänge fast genauso beurteilte wie Tracy Blake in Bangkok oder wie der Student der Agrarwissenschaften Sinhkat. Hier handelte es sich wohl doch nicht nur um Gerüchte, schloss Wilkers, aber es wird schwer sein, dies alles in New York als Tatsachen zu präsentieren, wenn man es nicht beweisen kann. Der Schlüssel zum Erfolg liegt auch hier offenbar in der geduldigen Kleinarbeit.
    Er nahm sich Zeit, dem Soldaten nochmals genau zu erläutern, weswegen er nach Thailand gekommen war, und er stellte bald fest, dass Muchathien sein Anliegen begriff. Der junge Mann hatte über die Zurückgebliebenheit des Dorfes ähnliche Ansichten wie Sinhkat, nur fehlte ihm die Erfahrung in der modernen Landwirtschaft, um einen Ausweg zu sehen. Aber er gestand Wilkers offen ein, dass es so, wie man bisher verfahren war, nicht weitergehen konnte. Zum Beweis öffnete er eine Klappe im Fußboden seiner Hütte. Hier hing, gegen das Eindringen von Ungeziefer geschickt abgesichert, der Tontopf mit dem Reis.
    „Das ist alles, was ich besitze. Wenn es aufgegessen ist, weiß ich nicht mehr, was ich gegen den Hunger tun kann. Sicher, ich kann wie andere, die noch weniger Reserven besitzen, in die Berge gehen und nach Wurzeln graben oder versuchen, ein Tier zu erlegen. Aber wird mir das auf die Dauer helfen?" - Es wird die Misere verlängern, dachte Wilkers, das ist alles.
    Er fühlte sich nicht wohl bei dem Gedanken, dass er soeben von dem winzigen Reisvorrat des Mannes mitgegessen hatte. Aber wie man einem solchen Dorf helfen konnte, was man den Leuten raten sollte, wusste er nicht auf Anhieb zu sagen. Also tun wir «las erste vor dem zweiten, entschied er sich und fragte Muchathien gleich, ob dieser bereit wäre, mit seinem Namen für das einzustehen, was er über die Vorgänge um das Opium und den geheimnisvollen Mister Air America erzählt hatte.
    „Warum nicht? Ich habe es gesehen."
    „Aber man könnte Sie unter Umständen bitten, das vor einem größeren Kreis von Sachkundigen erneut auszusagen. Öffentlich."
    Diese Aussicht schien den ehemaligen Soldaten nicht zu erschrecken, er bewegte leicht die Schultern. „Ich würde es vor dem König selbst offen sagen, es ist die Wahrheit."
    Er hatte keine Scheu vor Wilkers, denn er kam nicht zum ersten Mal mit einem Ausländer zusammen. Während seiner Dienstzeit hatte er mit Amerikanern zu tun gehabt, die sich als Ausbilder in seiner Einheit aufhielten. Wenn er Ausgang gehabt hatte, war er oft genug Leuten aus anderen Ländern begegnet. Er hatte gelernt, sich mit ihnen zu verständigen, und er traute sich auch zu, sie zu durchschauen, falls sie betrügerische Absichten hätten.
    „Diese Leute von der Air America nutzen uns aus. Sie brauchen die Verbindung nach Burma, und sie brauchen das Opium. Für sie sind wir ein Außenposten. Was sonst aus uns wird, ist ihnen gleichgültig."
    Die blakende Öllampe ging aus, der Brennstoff war auf gebraucht. Muchathien gestand, dass er sie für sich allein schon monatelang nicht mehr angezündet hatte. Er wollte bei einem Nachbarn etwas Öl holen, um sie wieder in Betrieb zu setzen, aber Wilkers schlug vor, schlafen zu gehen.
    „Wir haben Zeit", meinte er. „Wir können uns später weiter unterhalten. Schlafen wir erst einmal."
    Er rollte seine Bodenplane auf dem Bambusfußboden aus und kroch in seinen Schlafsack. Neben ihm legte sich Muchathien hin, auf eine Matte, mit einer dünnen Armeedecke zugedeckt. Seltsam, dachte Wilkers, ich lege mich ganz selbstverständlich neben diesen jungen Mann hin, ohne Furcht, dass er mich in der Nacht töten könnte und sich meine Habe aneignen. Warum verspüre ich keine Furcht? Ist es das sichere Gefühl, dass Leute wie er keinen Fremden berauben oder töten würden? Warum aber habe ich bei den Kuomintangleuten, die ich traf, den Wunsch gehabt, so schnell wie möglich aus ihrer Nähe zu kommen? Mir war es schon unangenehm, ihnen nur den Rücken zuzukehren. Dabei hätten die das, was ich auf dem Tragetici mitführte, gewiss nicht gebraucht. Sie sahen recht gut ernährt aus und gut gekleidet.
    Der Professor grübelte noch eine

Weitere Kostenlose Bücher