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Des Drachens grauer Atem

Des Drachens grauer Atem

Titel: Des Drachens grauer Atem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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Bambusstangen gefertigten Pritsche und einer modernen Matratze, weiß bezogen. Weiche Schafwolldecken lagen zusammengefaltet darauf. In großen Tongefäßen stand Wasser bereit. Über der Schlaf statte an der Bambuswand hing ein Bild König Bumiphols und seiner Frau Sirikit. Die beiden lächelten gnädig herab auf den müden Reisenden.
    Als Wilkers in den Stall ging, um nach dem Maultier zu sehen, entdeckte er am Rande des großen Hofes eine Gruppe Einheimischer, die wohl auf dem Markt gewesen waren. Sie hatten Decken auf dem Erdboden ausgebreitet, unter einem schützenden Dach aus Gras und Zweigen. Wilkers hatte angenommen, dort würden Tragetiere untergestellt, jetzt wurde ihm klar, dass es sich um eine kostenlose Unterkunft für die Leute handelte, die aus den Bergdörfern nach Fang kamen. Der Wirt berechnete nichts für die Übernachtung, er nahm ihnen nur einen geringen Betrag ab für das Wasser, das sie verbrauchten, und dafür, dass sie ihr Kochfeuer auf dem Hof anzünden durften. Mehrmals versuchte Wilkers, sich mit Leuten, die hier zur Nacht einzogen, zu unterhalten, aber man verstand ihn nicht. Mit Hilfe des Wirtes stellte er schließlich fest, dass niemand unter den Anwesenden aus Muong Nan kam.
    Später, als der Professor im Schankraum aß, ließ sich der Wirt an seinem Tisch nieder und goss von dem Tamarindensaft nach. Beiläufig bemerkte er: „Die Leute aus Muong Nan haben jetzt Erntezeit. Da sieht man sie nicht hier." Er erinnerte sich: „Vor ein paar Tagen war ein Mädchen hier. Satchanasai. Sie ist Bansammus Tochter. Sie ist am nächsten Tag wieder zurückgegangen."
    Wilkers horchte auf, als Bansammus Name fiel.
    „Sie kennen ihn?" fragte der Wirt überrascht.
    „Zu ihm will ich", erklärte Wilkers. „Ein Freund aus Bangkok schickt mich."
    Mit einemmal wurde der Wirt gesprächig. Er bestand auch darauf, dass Wilkers mit ihm ein Glas Kognak trank, aus einer Flasche, auf der ein Etikett der Firma Hennessy klebte. Wilkers hielt das, was er trank, für eine Art selbstgebrauten Arrak, aber er merkte, dass es angenehm wärmte. Eine Weile unterhielt sich Wilkers noch mit seinem Gastgeber, dann machte er einen Spaziergang durch den Ort.
    Allein ein Streifzug durch die unzähligen Kramläden am Rande des Marktes lohnte sich. Es war unglaublich, was hier alles angeboten wurde, vom rostigen Nagel bis zum japanischen Transistorradio. Wie es schien, hatten sich die Händler sogar damit abgefunden, dass sie kaum etwas verkauften. Sie lebten wohl ohnehin von dem, was sie auf kleinen Feldern hinter dem Ort anbauten, und betrieben den Handel aus Spaß an der Sache. Sie zeigten Wilkers bereitwillig alle ihre Waren, ließen Radios laufen und boten ihm allerlei Früchte zum Kosten an, die er nie zuvor gesehen hatte. Hier* und da rief einer: „He, Mister Farang!", um ihn auf etwas aufmerksam zu machen, auf ein aus Bambus geschnitztes Trinkgefäß, die Silberkette einer MeoFrau oder das krumme Messer, mit dem die Mohnkapseln angeritzt wurden.
    Wie anders doch Bangkok dagegen ist, dachte Wilkers, als er sich Stunden später in der Herberge zur Ruhe begab. Er schlief tief und traumlos unter dem Bild des lächelnden Königspaares. Am Morgen brach er sehr zeitig auf.
    Er erreichte den ersten Pass hoch über dem Tal, in dem Fang lag, als die Sonne sich über die Berge erhob. Hier musste es in der Nacht geregnet haben, denn die Felsen waren noch nass. Aber um die Mittagszeit herrschte bereits wieder sengende Hitze, die auch der leichte Wind nicht lindern konnte. Der Wirt hatte Wilkers auf der Karte eine Stelle gezeigt, an der er übernachten konnte, nur war er gegen Mittag noch so weit davon entfernt, dass er daran zweifelte, sie vor Einbruch der Dunkelheit zu erreichen. Deshalb rastete er unterhalb des zweiten Passes bei einer Quelle, aus der reines, leicht nach Schwefel schmeckendes Wasser sprudelte. Offenbar gab es in diesem Gebiet Schwefelquellen in größerer Anzahl. Was diese Berge an Mineralien bargen, davon hatte wohl bis heute noch niemand eine genaue Vorstellung. Wilkers blickte in ein Hochtal, das er in einer Stunde erreichen würde, wenn er weiter zügig bergab stieg. Er entschloss sich, dort zu übernachten. Sollte diese letzte Etappe der Reise ruhig einen Tag länger dauern als vorgesehen, er würde das Tier schonen, das unter der Last schnaufend den felsigen Pfad entlang stapfte.
    Am Nachmittag gelangte er in das Tal durch ein Geröllfeld, hinter dem hohes Buschwerk begann, daran schloss sich eine Gras

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