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Des Drachens grauer Atem

Des Drachens grauer Atem

Titel: Des Drachens grauer Atem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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versteht.
    Wenigstens bis Lo Wen zurückkommt oder Bansammu, die sprechen ebenfalls ein wenig Englisch."
    Wilkers bedankte sich. Muchathien sah aus, als habe er vor wenigen Monaten noch auf der Schulbank gesessen. Doch der Professor hatte inzwischen erfahren, dass es sehr schwierig war, das Alter dieser Leute zu schätzen. Der entlassene Soldat hatte die Mitte der Zwanzig bereits überschritten, und er hielt Ausschau nach einer Frau. Er erzählte Wilkers noch am gleichen Abend, als sie in seiner Pfahlhütte Reis aßen und Rindfleisch aus einer von Wilkers Konserven, wie sein bisheriges Leben verlaufen war. Da hatte es nichts Besonderes gegeben, meinte er. Man hatte ihn mit achtzehn Jahren rekrutiert und von Fang nach Bangkok geschafft, wo er in einer Kaserne ausgebildet worden war. Er habe sich dort von den Vorteilen überzeugen lassen, die eine Dienstzeit von sechs Jahren mit sich brachte, habe sich dazu verpflichtet und dann die Gelegenheit erhalten, eine Abendschule für Soldaten zu besuchen. Nach einigen Jahren sei er Korporal geworden. Er habe den größten Teil der Löhnung gespart, um es bei der Gründung einer Familie leichter zu haben. Leider gäbe es in einem Dorf wie Muong Nan nur wenige heiratsfähige Mädchen, und er sei wählerisch geworden, vielleicht durch das Leben in der Armee und in Bangkok.
    „So werden Sie wohl einige Nachbardörfer besuchen müssen, um eine Frau zu finden?" meinte Wilkers, während er mit Genuss den Reis aß, den Muchathien zubereitet hatte.
    Muchathien lachte. „So einfach ist das nicht, Herr. Ich müsste zuerst mit den Eltern des betreffenden Mädchens reden. Nur wenn sie einwilligen, könnte ich ihr einen Antrag machen."
    „Aber dann muss sie ihn auch annehmen - oder?"
    „Wenn die Eltern es ihr raten."
    „Warum ziehen Sie nicht los und suchen?"
    „Die Ernte", machte Muchathien ihn aufmerksam. „Wir sind hier einer auf den anderen angewiesen. Zur Erntezeit wird jede Hand gebraucht. Wir pflanzen gemeinschaftlich und teilen den Ertrag. Wir haben nicht sehr viele arbeitsfähige Männer."
    „Das Dorf ist arm?"
    „Sie sehen es, Herr. Ich kann einem Gast eine Schale Reis anbieten, sonst nichts."
    „Ich weiß es zu schätzen, dass ich Ihr Gast sein darf", sagte Wilkers. „Eigentlich sind Sie gar nicht verpflichtet, mich aufzunehmen. "
    Muchathien winkte verlegen ab. „Herr, Sie kennen unsere Sitten nicht. Es hat noch nie einen Reisenden gegeben, den wir nicht bei uns aufgenommen und dem wir nicht den Hunger gestillt hätten. Wir kennen das nicht anders. Es ist sehr unhöflich, einen Fremden sich selbst zu überlassen."
    „Glauben Sie, ich werde hier die Informationen bekommen, die ich brauche?"
    „Wir haben keine Geheimnisse." Muchathien lächelte. „Dass wir Opium erzeugen, weiß man im ganzen Land. An wen wir es liefern, darüber sollen wir mit niemandem sprechen. Das verlangt wenigstens Mister Air America. Aber ich glaube, es hat wenig Sinn, ein Geheimnis daraus zu machen. Wir haben jetzt eine gute Ernte gehabt. In ein paar Tagen, vielleicht in einer Woche werden wir alles in Säcke gefüllt haben. Dann können Sie selbst sehen, wer es holt, wir werden Ihnen nicht die Augen verbinden."
    Wilkers überlegte, wen der junge Thai mit Mister Air America gemeint haben könnte. Die Air America war eine Lufttransportorganisation, die ausschließlich für die CIA flog. Wer dirigierte sie hier?
    „Ein Herr", gab Muchathien bereitwillig Auskunft. „Ich habe ihn einmal gesehen, gleich nachdem ich ins Dorf zurückgekehrt war. Damals fing das Geschäft an. Feiner Herr. Amerikaner. Nicht mehr jung. Keine Uniform. Er hatte ein langes Gespräch mit Lo Wen und Bansammu. Danach gab es sehr schöne Dinge, die das Flugzeug brachte. Sogar Bier war da. Und wir hatten monatelang genug zu essen. Sehr gutes Geschäft schien das zu sein. Nur..."
    „Nur?"
    Muchathien zögerte. Schließlich gab er zu: „Es war kein gutes Geschäft, Herr."
    „Schlechte Preise?"
    Nach und nach rückte Muchathien mit den Sorgen des Dorfes heraus. Er hatte Vertrauen zu diesem Fremden, obwohl er ihn erst ein paar Stunden kannte. Er erzählte ihm von den Schan-Leuten und den Waffen, von den Air America Maschinen, die keine Lebensmittel mehr im Austausch für das Opium brachten, sondern Landminen und Maschinengewehre.
    Wilkers wurde immer nachdenklicher. Blake hatte über die gleichen Dinge gesprochen. Wie es schien, hatte er die Wahrheit gesagt. Und auch dieser ehemalige Soldat sprach die Wahrheit. Man spürte,

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