Des Kaisers Gespielin (German Edition)
Bruder nichts preisgegeben hatte, aber gelegentlich überraschte sie mich mit ihrer Intuition. Sie ahnte, dass Henderley etwas verbarg.
Schließlich gab aber auch Nona auf und wir verbrachten unsere Tage wieder mit Speisen, Musik und Lehrstunden. Selbst meine Nächte, die ich in inniger Leidenschaft mit Ravenna verbrachte, hoben sich kaum vom immer gleichen Tagesablauf ab.
Über meine Zukunft hatten wir bisher allerdings noch nicht gesprochen. So ergriff ich eines Nachts, als sie zufrieden und schläfrig in meinen Armen lag, die Gelegenheit und fragte vorsichtig nach.
„Ravenna? Wann glaubst du bist du bereit mit meiner Unterweisung zu beginnen?“
Die dunklen Augen geschlossen schwieg sie einen langen Moment, bevor sie mich nachdrücklich ansah.
„Und du bist dir wirklich sicher? Du hast es dir nicht anders überlegt?“
War das Hoffnung in ihrer Stimme?
„Nein. Das habe ich nicht.“
Sie seufzte und fügte sich ihrem Schicksal.
„Du hast ja recht. Wir wissen nicht, wann genau Seine Majestät zurückkehren wird. Du solltest deinen großen Auftritt direkt nach seiner Ankunft haben, sonst läufst du Gefahr ungesehen zu bleiben. Der Überraschungsmoment wäre dir in jedem Fall sicher.“
„Das klingt, als hättest du dir schon Gedanken gemacht.“, stellte ich freudig überrascht fest.
Was für eine Erleichterung ihre Ruhe für mich war. Ich musste mich geirrt haben. Ravenna setzte sich auf und ich konnte ein aufgeregtes Funkeln in ihren Augen sehen.
„Ich habe es lange und genau bedacht. Zu seiner Ankunft wird es ein großes Fest geben mit allen Mädchen, üblicherweise im großem Festsaal. Ein jedes Mädchen, welches an ihm interessiert ist, wird sich für diesen Abend mehr als sonst ins Zeug legen. Immerhin hatte er viele Wochen und Monate nur seine langweilige Frau vor Augen. Er wird nach feinerer Stimulation geradezu ausgehungert sein. Und darauf werden die Mädchen spekulieren. Selbst für mich wird es nicht leicht meine Position zu halten. Es ist... wie ein neues Spiel. So war es schon immer. Manchmal... vergisst er, was er an einer Favoritin hatte. Es ist, als würde er mit neuen Augen bei Hofe erscheinen.“
Das klang für mich alles andere als zuversichtlich. Bedeutete das nicht auch, dass ich mehr als sonst meine Konkurrenz zu fürchten hatte? Ich musste an Hella denken. Und was für Konkurrenz ich hatte!
„Aber ich habe mir schon überlegt, wie wir dich unter allen herausstechen lassen können. Das wird einigen Mut und Überwindung von dir erfordern. Bist du dazu bereit?“
Mit klopfendem Herzen nickte ich kaum merklich. Ravenna ließ die Spannung noch einen Augenblick im Raum verweilen, dann verriet mir ihren Plan.
„Es wird einige Vorführungen geben... und du wirst singen.“
Enttäuscht fielen meine Schultern herab. Das sollte ein Plan sein, den Kaiser zu verführen?
Leise machte ich meinen Einwand hörbar: „Aber... er hat mich doch schon singen gehört... ich verstehe nicht, was ihn daran besonders interessieren würde.“
Ravenna grinste mich geheimnisvoll an: „Dein Vortrag wird nur der Vorwand sein, seine Aufmerksamkeit zu bekommen. Glaube mir, ich habe genau darüber nachgedacht. Ich werde ein Kostüm für dich anfertigen lassen und DIESES wird seine Aufmerksamkeit dann halten.“
„Ein Kostüm?“
Ich wusste nicht so recht. Was hatte sie sich da nur ausgedacht? War es am Ende gar ihr Plan, mich in der Masse der Mädchen untergehen zu sehen?
Ravenna fuhr fort: „Lass das meine Sorge sein. Deine Aufgabe besteht jetzt darin, deine Bemühungen bei der Meistersängerin Dalia zu verdoppeln. Es sollte ein vollendeter Vortrag sein. Vielleicht nicht ganz so etwas Schwermütiges, wie das letzte Mal. Wähle ein leichteres Lied, etwas Kokettes und Unbeschwertes!“
Mit zweifelndem Blick sah ich sie an : „Und das soll funktionieren?“
Ravenna lachte leise, sie genoss es sichtlich mehr zu wissen als ich.
„Wenn du es richtig anstellst, dann wird es funktionieren. Vertrau mir! Er wird an diesem Abend viel Hübsches vor Augen haben, aber du wirst die Krönung sein, meine Liebste. Er wird gar nicht wissen, wie er dich je übersehen konnte.“
Nachdenklich sah ich sie an, wie sie da fröhlich und gelöst vor mir lag, mit vor unterdrücktem Lachen hüpfendem Busen. Was für eine Veränderung sie doch erfahren hatte, dachte ich stolz, und ich auch. Von dem schüchternen unerfahrenen Ding, das vor Monaten bei Hofe angekommen war, war beileibe nicht viel übrig geblieben. Es
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