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Des Kaisers Gespielin (German Edition)

Des Kaisers Gespielin (German Edition)

Titel: Des Kaisers Gespielin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ana Hofmann
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berauscht saß ich im Verborgenen und gab mich damit zufrieden, Ravenna aus der Ferne zu beobachten.
    Tatsächlich fiel mir auf, wie wenig sie mit den anderen Frauen sprach, der Kaiser hingegen richtete des öfteren das Wort an sie. Ihre Antworten waren stets wohlüberlegt und zeugten von Witz und guter Bildung. Und trotzdem wirkte sie, als sei sie immer auf der Hut.
    Wenig später erhob sich Seine Kaiserliche Majestät, verabschiedete sich von den Frauen und verließ mit Ravenna an der Hand das Zimmer. Giftige Blicke folgten ihr von denen, die sich mehr erhofft hatten. Alle Anderen sammelten sich langsam an der Tür und verließen den Saal plaudernd in Richtung der Schlafräume. Auch ich begab mich wie betäubt zurück. Der Anblick von Ravenna, wie sie von Seiner Majestät durch die verborgene Tür geführt wurde, hatte sich tief in mein Gehirn gebrannt.
     
    9.
    In der letzten Nacht hatte ich schlecht geschlafen. Bei meiner Rückkehr hatte Nona mich bedrängt, ihr haargenau von meinem Abend zu erzählen und war am Ende enttäuscht über meine Einsilbigkeit ins Bett gegangen. Lange lag ich noch wach und hatte krampfhaft versucht nicht an Ravenna und Seine Kaiserliche Hoheit zu denken. Schließlich musste ich meinen Versuch aufgeben und war mit verstörenden Bildern von hitzigen, eng umschlungenen Leibern vor meinem inneren Auge eingeschlafen.
    Dafür fühlte ich mich am folgenden Morgen seltsam losgelöst von der Welt. Müde nahm ich meine Umgebung kaum wahr und auch Nona, die neben mir eine ellenlange Geschichte von ihrem Bruder erzählte, konnte ich getrost ausblenden.
    Trotzdem besuchte ich wieder die Lehrstunde der Astronomie. Henderley schien erfreut, mich wieder zu sehen und von Zeit zu Zeit ertappte ich ihn dabei, wie er mich eindringlich beobachtete. Dieser dumme Junge wird sich doch nicht wirklich in mich verliebt haben?, fragte ich mich verärgert. Dass mir sein Interesse noch vor Kurzem so geschmeichelt hatte, war längst vergessen. Der Gedanke trug nicht eben dazu bei meine Laune zu heben.
    Wäre das denn wirklich so schlimm?, flüsterte mir eine unermüdliche innere Stimme verstohlen zu. Noch hat dich der Kaiser nicht gehabt, noch kannst du darum bitten zu gehen und ein ordentliches Leben als Ehefrau eines hübschen jungen Soldaten führen. Wenn du erst einmal beim Kaiser gelegen hast, dann wird dich keiner mehr wollen! Diese Erkenntnis war nicht leicht zu akzeptieren.
    Ich dachte frei von jugendlichen Schwärmereien über meine Möglichkeiten nach. Henderley würde wahrscheinlich einen guten Ehemann abgeben. Er wirkte immer freundlich, er war gebildet und geduldig und hatte für sein junges Alter eine erstaunlich gute Position am Hof. Eine Frau auch ohne Mitgift zu nehmen wäre für ihn sicher nicht undenkbar. Und dass er offensichtlich an mir interessiert war, sah ein jeder mit Augen im Kopf.
    Ich lächelte ihn nachdenklich von der gegenüberliegenden Seite des Raumes an. Ich sollte wirklich nicht alle Brücken abbrechen, bevor ich nicht ein wenig länger darüber nachgedacht habe. Mein Lächeln war nicht spurlos an Henderley vorbei gegangen, Er strahlte über das ganze Gesicht, als er sich wieder seiner Sternenkarte zuwandte und einem hageren Mädchen etwas zu erklären begann. Das arme Ding wusste gar nicht wie ihm geschah und ich musste beim Anblick ihrer geröteten Wangen leise lachen.
    Der restliche Morgen verging wie im Flug und bevor ich mich versah, stand ich vor dem Ausgang zum Garten und wartete nervös auf meine Nachmittagsverabredung. Ravenna ließ mich warten, aber darüber war ich nicht im Mindesten unglücklich. Es gab mir vielmehr Gelegenheit mich zu beruhigen und genauer darüber nachzudenken, was ich eigentlich mit ihr reden könnte. Denn obwohl ich auch ausgesprochen glücklich damit gewesen wäre, sie einfach einige Zeit anzuschauen, so war mir doch klar, dass sie wohl irgendeine Art von Konversation im Kopf gehabt hatte, als sie mich einlud.
    Hinter mir ertönte ein leises Rascheln und als ich mich umdrehte, sah ich Ravenna heran schreiten. Mit ihrem hoch erhobenen Kopf und ihrem ernsten ausdrucksstarken Gesicht wirkte sie wie eine Königin. Ihr weißes fließendes Kleid, einfach wie es war, betonte nur ihre Anmut. Bei diesem Anblick musste ich schlucken. Eine Frau, wie aus einem Märchen, dachte ich mit einem flauen Gefühl im Magen.
    Sie lächelte mich verhalten an und ging dann an mir vorbei ins Freie. Ich beeilte mich mit ihr Schritt zu halten.
    „Du kennst die kaiserlichen

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