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Des Kaisers Gespielin (German Edition)

Des Kaisers Gespielin (German Edition)

Titel: Des Kaisers Gespielin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ana Hofmann
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abwenden musste. Fast konnte sie einem leidtun, wenn man an all ihre Mühen dachte, die bisher unbelohnt geblieben waren. Aber ihr verkniffenes Gesicht mit dem sie giftige Blicke umher schoss, ließen jegliche Aufwallung von Mitleid in mir im Keim ersticken.
    Wie auf ein unsichtbares Kommando hin erstarb die Unterhaltung und das Lachen im Raum, alle Blicke waren auf den Vorhang zum Nebenraum gerichtet. Aus einer geheimen Tür trat langsam und hoheitsvoll ein hochgewachsener Mann im mittleren Alter und nickte einzelnen Mädchen im Vorübergehen huldvoll zu. Der Kaiser!
    Er war eine stattliche Erscheinung, dachte ich überwältigt. Ein Herrscher durch und durch, auch wenn er gerade wenig herrschaftlich in bequemen weiten Hosen und einem lockeren einfachen Hemd gekleidet war. Aber den Kaiser in ihm würde man auch erkennen, wenn er wie ein Bettler gekleidet gewesen wäre. Sein Gesicht wirkte durch die große gebogene Nase und die schweren dunklen Augenbrauen im ersten Moment streng. Aber in seinem Blick meinte ich auch auch ein gütiges Funkeln auszumachen, das mich seltsamerweise beruhigte. Seine Hoheit konnte vielleicht grausam sein, wenn er es sein musste, aber es lag nicht in seiner Natur, stellte ich erstaunt fest und wusste selbst nicht so recht, warum ich mir dessen so sicher war. Sein volles schwarzes Haar war an einigen Stellen von silbernen Fäden durchzogen, die ihm ein äußerst distinguiertes Aussehen verliehen. Seine Gliedmaßen wirkten sehnig und kräftig, aber ich bemerkte auch eine gewisse Fülle in seiner Leibesmitte. Und doch bewegte er sich stolz und geschmeidig wie ein Krieger.
    Seine Hoheit setzte sich gemächlich an die Stirnseite der Tafel und machte dann eine vage Handbewegung, die uns offensichtlich zum Hinsetzen bewegen sollte. Hella hatte sich blitzschnell auf den Platz neben dem Kaiser gedrängt, von wo sie ihn verheißungsvoll anlächelte. Der Platz an seiner anderen Seite blieb leer. Kurz fragte ich mich, warum sich denn niemand dorthin gesetzt hatte, aber meine Frage erübrigte sich schon im nächsten Augenblick von allein.
    Noch jemand schlüpfte durch die versteckte Tür und durch den Vorhang sah ich ein olivfarbenes rundes Gesicht mit funkelnden schwarzen Augen, die einmal aus dem Verborgenen durch den Raum schweiften.
    Dann trat sie ein.
    Wieder kam es mir so vor, als hätte ich noch nie etwas Schöneres und Edleres gesehen. Ravennas Anblick überwältigte und fesselte mich genauso, wie bei unserer ersten Begegnung. Sie war verhältnismäßig einfach gekleidet und doch kam es mir vor, als überstrahlte sie alle Anwesenden. Das Kleid aus fließendem roten Stoff schwang wunderschön um ihren Körper, dessen Formen ich darunter nur erahnen konnte. Sie war barfuß und trug die schimmernden Haare offen, nur zurück gehalten durch ein dünnes Lederband um den Kopf. Ihr Gesicht wies bei Lichte betrachtet einen leichten Goldton auf, als hätte sie ihre Wangen mit güldenem Puder bestäubt. Was für eine Erscheinung!
    Ich konnte meinen Blick gar nicht abwenden und verfolgte unter meinen sittsam niedergeschlagenen Lidern genauestens jede ihrer Bewegungen. Sie setzte sich an die Seite Seiner Majestät, der sich sofort vertrauensvoll zu ihr herüber beugte und ein paar wenige Worte flüsterte. Ihr Gesicht blieb ausdruckslos als sie ihm ebenfalls flüsternd antwortete. Die grimmigen Blicke ihres Gegenübers schien sie nicht zu bemerken. Vielleicht waren sie ihr auch einfach egal. Während des Mahles blieb sie stets ernst, ihr gelegentliches Lächeln berührte nicht einmal ihre Augen, bemerkte ich bedrückt. War sie unglücklich? Sie wirkte nicht so, abwesend möglicherweise, aber nicht unglücklich. Wie gern würde ich sie lachen, wirklich lachen sehen. Ich kam nicht umhin die Unterschiede zwischen den beiden jungen Frauen an des Kaisers Seite zu studieren. Die eine dunkel, die andere hell, die eine gemessen und hoheitsvoll, die andere redselig und kichernd und dabei unglaublich angestrengt wirkend. Ja, man sah auf den ersten Blick, welche Frau hier einen sicheren Platz hatte... und welche nicht.
    Die Speisen, die die Sklavinnen unermüdlich herbei trugen, waren erlesen und schmeckten wahrscheinlich hervorragend, ich bekam aber kaum einen Bissen herunter. Eine gewisse Aufregung, aber auch Befangenheit hatte sich meiner bemächtigt. Zum Glück dachte niemand daran, mich ins Gespräch mit einzubeziehen, so dass ich in Ruhe das Treiben um mich herum beobachten konnte. Die meisten Frauen schienen

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