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Des Kaisers Gespielin

Des Kaisers Gespielin

Titel: Des Kaisers Gespielin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ana Hofmann
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bekommen. Ein freundliches Lächeln war ihr genug und tat wenig daran, ihren Redefluss zu unterbrechen. Ich hörte ihr kaum zu und sie bemerkte es nicht. Als sie endlich verstummte, hatte sie sich fertig umgezogen und sich den Mund gespült. Sie ließ sich aufs Bett fallen und schweigend lagen wir und sahen uns nicht an.
    „Was ist dir passiert, Nona?“, fragte ich nach einer Weile leise in den Raum.
    Nona drehte sich im Bett herum, so dass sie mir ins Gesicht sehen konnte.
    „Möchtest du das wirklich wissen?“
    Ihre Stimme klang ganz klein.
    Ich nickte unsicher.
    Nona legte sich wieder auf den Rücken, so dass sie in die Sterne anstatt in mein Gesicht blickte und fing leise an zu erzählen: „Wir lebten auf einem kleinen Hof nahe den Bergen an der nördlichen Grenze. Es war schön dort, ich liebte die Berge. Mein Bruder Henni nahm mich manchmal mit, um die Berglöwen zu beobachten. Er war so groß und stark und mutig. Wir wussten, dass es manchmal gefährlich war, so nahe an der Grenze. Aber mit meinem Bruder an meiner Seite musste ich niemals Angst haben, weißt du? Er kannte geheime Wege und er würde kämpfen, sagte er immer, sollten wir auf eine feindliche Patrouille stoßen. Als er volljährig wurde ist er als Soldat zur kaiserlichen Armee gegangen. Ich wollte mit ihm gehen, aber er sagte, ich sei noch zu klein...“
    Sie schwieg kurz in Gedanken versunken und lachte dann bitter auf.
    „Als Henni fort war, wurde bei uns alles anders. Mein Vater wurde anders. Er trank viel und verbrachte seine Tage im Rausch. Es...“ Sie seufzte. „Es war traurig im Hause. Und ich habe es nicht ausgehalten... all den Schwermut um mich herum. Ich dachte, ich bin schlau und stark genug... immer wieder bin ich weggelaufen, habe mich in den Bergen versteckt gehalten, wie ich es mit Henni getan hatte. Ich fühlte mich frei, wie ein Vogel, weißt du? Aber ich bin... unvorsichtig gewesen.“
    Nona hielt inne, um geräuschvoll zu schlucken und ich war stumm vor Entsetzen angesichts dessen, was gleich kommen würde.
    „Es waren keine Krieger, nichts als verlumpte Wegelagerer... Ich dachte, ich könnte ihnen davonlaufen. Aber... ich war dumm. Ich habe sie verhöhnt, habe gerufen, dass sie rochen, wie die Ausdünstungen eines Moschusochsen. Es war meine eigene Schuld... Ich bin gestolpert und einer hat mich gegriffen und ich war verloren.“
    Ich konnte meine Tränen nicht mehr zurückhalten und weinte um das arme kleine Mädchen neben mir, um ihre Kindheit und um all ihre Schmerzen. Ich ahnte, was gleich kommen würde. Aber ich unterbrach sie nicht, obwohl ich es kaum noch ertragen konnte, ihr zuzuhören. Mir brach es das Herz, aber es war ihre Geschichte, ihr Schmerz, ihr Recht diese Geschichte zu teilen.
    „Sie haben mich festgebunden und miteinander gestritten. Sie wussten nicht, was sie mit mir tun würden, aber die Dinge, die sie sagten... Ich habe geweint, sie angefleht, ich habe mich wohl tausendmal entschuldigt... Die anderen wollten mich dort sitzenlassen, mich meinem Schicksal übergeben, auf dass mich die Löwen zerfleischen. Aber einer... ich werde nie seine Augen vergessen. Es war, als hätte er seit Wochen nicht gegessen und ich wäre ein saftiges Huhn. Er hielt es wohl für eine Verschwendung, mich den wilden Tieren zu überlassen... Er kam zurück, als es beinahe dunkel war. Brachte mir Wasser und erzählte mir von den Dingen, die er tun wollte. Furchtbare Dinge! Es war ihm egal, dass ich nur ein kleines Mädchen war, sagte er immer wieder, er würde mich schon zur Frau machen.“
    Mir wurde schlecht.
    „Er ließ mich angebunden, aber zerriss meine Kleider. Ich werde nie vergessen wie er bei meinem Anblick grinste. Es tropfte von seinen widerlichen schwarzen Zähnen. Er rieb sich an mir und versuchte mich zu küssen... ich habe ihn gebissen. So fest ich konnte. Aber das machte ihn nur wütend. Er trat und schlug mich und drehte mich schließlich auf den Bauch, um meine Schreie zu dämpfen. Er nahm seinen Gürtel aus der Hose und fing an mich zu schlagen, immer wieder schlug er zu und brüllte, ich solle endlich still sein.“
    Ich dachte an die Striemen auf Nonas Rücken und konnte mir kaum vorstellen, wie sehr sie geschlagen worden sein musste, um solch tiefe Verletzungen hervorzurufen. Meine Aufmerksamkeit wandte sich wieder Nona zu.
    „Ich dachte, wenn ich nur still sein kann... dann hört er auf. Also war ich still, so gut es eben ging. Aber er...“ Ihre Stimme brach. „Aber er ließ nicht ab. Er schlug

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