Des Kaisers Gespielin
genug bin... Ich musste mich einfach versichern, dass du kommen würdest, wenn ich dich brauche. Dass ich dir genüge...“
Ich hielt sie ein wenig fester. So viel Unsicherheit in der sonst so starken, so selbstbewussten Ravenna war mehr als mein kleines Hirn auf einmal verarbeiten konnte. War es wirklich möglich, dass sie sich meiner nicht sicher war? Aber war es mir nicht ähnlich ergangen, wenn Ravenna sich von Seiner Majestät hatte lieben lassen? Hatte ich nicht auch mit der ständigen Angst zu kämpfen, sie wieder verlieren zu müssen? Ich verstand ihre Ängste und ihr Bedürfnis sich meiner Liebe zu versichern. Und trotzdem konnte ich sie nicht akzeptieren. Ihre besitzergreifende Hingabe hatte meinen Körper gezeichnet. Blaue Flecken prangten unübersehbar auf meinen Schenkeln, an meinen Brüsten. Das durfte nicht mehr passieren, wenn wir uns hinter diesen schützenden Palastmauern sicher fühlen wollten. Der Gedanke, dass sie glaubte mir nicht zu genügen, schmerzte tief. Ich, die ich nie etwas anderes gekannt hatte, als das was mir Ravenna geschenkt hatte, fing nun meinerseits auch an zu zweifeln. Sie, die Erfahrene, musste wirklich wissen, zu welchen Gefühlen der menschliche Körper fähig war. Sie musste doch wissen, wie sehr sie mich erfüllt hatte. Gab es da noch mehr? Etwas Tieferes, als das was wir miteinander teilten? Hatte sie beim Kaiser etwas gefühlt, das ich ihr schuldig geblieben war?
Ich konnte darüber jetzt nicht nachdenken. Ich bettete mein Haupt auf Ravennas weiche Brust und schloss müde und ausgelaugt meine Augen. Ich würde morgen darüber nachdenken, fern von Ravenna. Vielleicht in der Bibliothek, wo mich immer noch die schlüpfrigen Bücher erwarteten, die mir Ravenna seinerzeit zur Befriedigung meiner Neugier empfohlen hatte. Und ich sagte mir immer wieder, dass ich morgen auch tatsächlich zu Nona gehen würde.
Was war mit meinen Plänen geschehen?
17.
Seit Stunden saß ich in meiner geschützten Ecke und blätterte mich durch die verschiedensten Bücher. Wenn man dem Glauben schenken konnte, was dort stand, dann handelte es sich bei sämtlichen Männern um lüsterne Wüstlinge, die sich ihre Frauen mit Schwert und Armbrust eroberten und sie dann gebrauchten, wie es ihnen gefiel. In keinem der Bücher wurden auch nur ansatzweise die Gefühle der Eroberten erfragt, geschweige denn beschrieben. Wie sollte ich hier irgendwelche Informationen erhalten? Ob die Männer wirklich so waren? Ob etwas dieser Wildheit auch in Pen steckte? In Henderley? Ein kalter Schauer durchfuhr mich als ich an harte und unbarmherzige Soldatenhände dachte. Stellte sich ein Mann so die Liebe vor? Gewonnen im Kampf, über der Schulter ins nächste Bett gezerrt und dort roh bestiegen? Ich wurde das Gefühl nicht los, dass keine der Frauen in den Büchern auch nur halb so viel Spaß an der Liebe hatte wie ich. Ravenna musste sich also keine Sorgen machen. Oder doch?
Vor meinem inneren Auge sah ich ein sanftes Gesicht, eingerahmt von weichen braunen Haaren. Henderley musste doch sicher anders sein, eine andere Sorte Mann. Zu schwer fiel mir die Vorstellung eines rücksichtslosen, egoistischen und groben Liebhabers in ihm. Vielleicht stand ja doch nicht alles in Büchern, was sich zu wissen lohnte, dachte ich bedrückt und mit einem Seufzen schloss ich das letzte Buch auf meinem Schoß.
Ein kleines Räuspern holte mich in die Wirklichkeit zurück. Erschrocken ließ ich die Bücher von meinem Schoß gleiten und sah dabei in Nonas vergnügt funkelnde Augen.
„Interessante Lektüre?“, fragte sie verschmitzt und ich könnte vor Scham im Boden versinken.
„Nicht wirklich!“, gab ich kleinlaut zurück und bückte mich, um sie wieder einzusammeln.
Nona setzte sich auf die Bank und beobachtete interessiert mein Treiben.
„Ich wusste gar nicht, dass du dich für solche Bücher interessierst...“
Ich versuchte mich stotternd zu rechtfertigen, aber mir fehlten die Worte.
Nona schürzte die Lippen und drang tiefer in mich: „War es... ähm... informativ?“
Ich schüttelte meinen Kopf. Ihr Blick ruhte aufmerksam auf mir und versuchte aus meiner Mine zu lesen.
„Was genau beschäftigt dich? Oder wer? Der Kaiser?“
Ihre Mine wurde hoffnungsvoll als sie nachhakte: „Oder... ein Anderer?“
Mein Ton wurde abweisend als ich ihr antwortete: „Keiner von beiden, wirklich nicht, Nona. Aber ein wenig mehr Wissen über... diese Dinge kann doch nicht schaden. Es gibt so viel, was ich nicht weiß, nicht
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