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Des Kaisers Gespielin

Des Kaisers Gespielin

Titel: Des Kaisers Gespielin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ana Hofmann
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findest du nicht? Dass es nicht vollkommen widernatürlich ist, wenn zwei Frauen zusammen kommen...“
    Ravenna klang unsicher: „Ich weiß nicht. Es ist schon etwas anderes... erzähl mir morgen mehr, ja?“
    Müde nickte ich und fest aneinander geschmiegt schliefen wir Seite an Seite im Sessel ein.
    In den nächsten Tagen verbrachte ich viel Zeit in der Bibliothek, wo ich nichts Wesentliches in Erfahrung bringen konnte, oder aber bei Nona, wo zwar viel geredet, aber wenig gesagt wurde. Trotzdem empfand ich diese Zeit nicht als vergeudet. Es gefiel mir unter Menschen zu sein und die Bücher unterhielten mich, wenn sie mich schon nicht erleuchteten. Einzig Ravenna schien es nicht zu gefallen, dass ich so viel Zeit von ihr getrennt verbrachte. Tag um Tag meinte ich, dass sie mürrischer und launischer wurde.
    Ich hatte schon früher einen gewissen Wankelmut in ihrer Stimmung bemerkt. Sie konnte lieb und zart sein wie ein unschuldiges Kind, aber auch herrisch und fordernd wie eine Königin. Sie konnte frei und ungezwungen lachen, um mich dann im nächsten Augenblick mit ihren schwarzen Augen zu durchbohren, als wollte sie mein Innerstes nach Außen kehren und meine geheimsten Wünsche ergründen. Sie liebte mich hingebungsvoll und zärtlich, aber manchmal mit einer solchen Vehemenz, als wollte sie sich der Hingabe meines Körpers immer und immer wieder versichern. Es erschöpfte mich.
    Im Grunde wusste ich nie so recht, woran ich bei ihr war. Nur dass sie mich liebte in ihrer ganz eigenen Art, das stand außer Frage. Jetzt, wo wir nun aber nicht mehr jede freie Minute des Tages miteinander verbrachten, da schienen mehr und mehr ihre negativen Züge zu dominieren. Jeden Abend fragte sie mich aus, wie und mit wem ich meine Zeit verbracht hatte. Niemals schien sie aber ganz mit meinen Antworten zufrieden, als würde ich ihr etwas vorenthalten. Was genau das sein sollte, wusste ich aber nicht. Bis ins kleinste Detail schilderte ich ihr, was sie wissen möchte, und sah keinen Grund darin, sie hinzuhalten. Und doch war ihr Blick stets lauernd, als würde sie auf etwas warten.
    Jeden Abend benötigte sie auch die körperliche Bestätigung meiner Zuneigung, sie forderte meinen Körper und nahm ihn oft und hart, wie um sich zu beweisen, dass ihr Körper immer noch Macht über meinen hatte, bis ich völlig erschöpft in ihren Armen einschlief. Meistens liebte sie mich dann am Morgen noch einmal, diesmal sanfter und zärtlicher, und ein jedes Mal schaffte sie es damit mein Herz zu berühren und zu erweichen. Ich musste mir selbst gegenüber eingestehen, dass ich dieser wunderbaren, unberechenbaren Frau mit Haut und Haar verfallen war. Ich wünschte nur, ich könnte ihr die Sicherheit geben, dass ich sie auch dann lieben, auch dann begehren würde, wenn ich nicht bei ihr war. Aber Ravenna hatte nie einen anderen Menschen gebraucht. Bis sie mich getroffen hatte, war sie sich selbst genug gewesen. Und diese Umstellung schien schwer auf ihr zu lasten.
    Ach meine arme zerrissene Rabenfrau, dachte ich ein jedes Mal, wenn ihre finsteren Blicke sich auf meinem Weg hinaus in meinen Rücken bohrten.
     
    18.
    Der Kaiser war nun schon seit vielen Wochen fort und ich bin in dieser Zeit mit meinen Recherchen nicht viel weiter gekommen. Beinahe jedes Buch, welches sich mit der Liebe beschäftigte, hatte ich durchgesehen, viele davon sogar mit Vergnügen gelesen. Schlauer geworden war ich dadurch nicht. Eines Tages saß ich mit mehreren schweren Büchern auf dem Schoß in meiner privaten Leseecke, wie Nona treffend gescherzt hatte, als sich auf leisen Füßen eine Sklavin näherte.
    Schüchtern reichte sie mir einen Umschlag: „Ein Brief für die Dame Delila.“
    Und bevor ich sie nach dem Absender fragen konnte, war sie auch schon wieder entschwunden. Überrascht drehte ich das einfache weiße Papier in meinen Händen, aber es verriet nichts über seinen Inhalt. Wer sollte mir Post zukommen lassen, fragte ich mich verwundert. Nachrichten von außerhalb der Palastmauern waren verboten, es sei denn sie gingen zuerst durch die wachsamen Hände der Aufseherin, zu groß schien dem Kaiser sonst die Gefahr einer innerhöfischen Intrige. Aber nirgendwo auf dem Umschlag prangte das forsche Kürzel der schwarzen Dame. Der Brief musste also von innerhalb des Palastes kommen.
    Die einzige Möglichkeit, die mir einfiel, war Henderley. Hatte er mir diesen Brief geschrieben, um mir nochmals seine Gefühle zu gestehen? Wartete er vielleicht immer noch auf

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