Des Koenigs Konterbande
könne sie einholen und unterdrücken.
Allday wandte den Kopf, als hätte er sich verhört. »Schießerei, Sir?« fragte er. Aber dann trafen sich ihre Blicke, und er nickte nonchalant. »Ach so, ja, vermutlich haben Sie recht, Käptn.« Als er ihm wieder den Rücken zuwandte, knöpfte er seinen Rock auf und lockerte die Pistole im Gürtel.
Bolitho musterte seine Begleiter. Der Adjutant starrte leer ins Nichts, und die Holländer hatten nur Augen für den Fischkutter, der jetzt fast querab von ihnen war.
Bolitho tastete ebenfalls nach seiner Pistole und lockerte den Degen in der Scheide. Nur bei zwei Holländern konnte er Waffen sehen, doch mochten auch die anderen welche besitzen.
Er wartete, bis der Adjutant ihn ansah, dann sagte er: »In einigen Minuten werde ich dieses Boot hier in Besitz nehmen, M’sieu. Verstehen Sie, was ich meine?« Der Franzose nickte dumpf. »Wenn sie Widerstand leisten, müssen wir sie entwaffnen.« Sein Ton wurde härter. »Oder erschießen.« Er wartete, damit der gebrochene Mann Zeit zum Nachdenken bekam. »Es ist auch Ihre letzte Chance, M’sieu!«
»Verstehe, Capitaine.« Der Offizier kroch vorsichtig nach achtern zur Pinne, wobei er darauf achtete, daß Dreck und Bilgenwasser nicht seinen schönen Degen beschmutzten.
Wieder heulte eine Bö heran und brachte Schnee mit, der einige Ankerlieger, die sie eben noch hatten erkennen können, total ihren Blicken entzog. Wenn sie erst an den letzten vorbei waren, lag nichts mehr zwischen dem Boot und der offenen See.
»Halten Sie sich bereit, M’sieu!« Bolithos Faust schloß sich um den Pistolengriff. In seinen eiskalten Fingern fühlte sich die Waffe so warm an, als sei sie eben abgefeuert worden.
Plötzlich rief Allday warnend: »Backbord voraus, Käptn!
Ein ganzes Boot voll!«
Hinter einigen verankerten Tjalken schoß ein großer Kutter auf sie zu, dessen rot gestrichene Riemen sich wie riesige Vogelschwingen hoben und senkten. Im Heck sah Bolitho Uniformen, die blauen der Marine und die grünen des Zolls.
Eine Stimme dröhnte, verstärkt durch einen Metalltrichter, übers Wasser in ihre Richtung.
Der Adjutant flüsterte: »Sie befehlen uns anzuhalten!« Er war wie versteinert vor Entsetzen.
Bolitho stieß den holländischen Skipper an. »Dort hinüber«, rief er. »Schnell!«
Er mußte seinen Worten nicht mit der Waffe Nachdruck verleihen. Der Holländer fürchtete seine Behörden noch mehr als er selbst. Die Fischer stürzten sich auf die Schoten, trimmten die beiden killenden Segel, und Bolitho spürte, wie das Boot sich unter dem Winddruck überlegte und Fahrt aufnahm. Gischtfahnen spritzten bis zu ihrem Verfolger hinüber, dessen Riementakt durch ihren plötzlichen Kurswechsel durcheinander geriet.
»Sie haben ein Geschütz im Bug, Käptn!« brüllte Allday.
Bolitho schluckte trocken. Er hatte den Lauf schon über den Steven ragen sehen: wahrscheinlich eine Drehbasse oder eine schwere Hakenbüchse. Ihre Kartätschen konnten mit dem Splitterhagel alle im Boot töten oder verwunden.
Allday klammerte sich ans Dollbord und hustete, als Spritzwasser hereinklatschte und ihn von Kopf bis Fuß durchnäßte.
Die metallische Stimme verfolgte sie, wurde lauter und dringender. »Sie zielen auf uns!« rief Allday.
»In Deckung!« Bolitho zog den Skipper neben sich auf die Bodenbretter und sah Allday, halb verborgen hinter Netzen und Korkschwimmern, besorgt zu ihm nach achtern spähen.
Der Lärm von Wind und Graupeln dämpfte den Knall des Abschusses, so daß der Einschlag ins Achterschiff sie mit seiner Gewalt überraschte. Gehacktes Metall und Splitter heulten über ihre Köpfe und durchlöcherten die Segel. Bolitho hielt den Atem an und wartete darauf, daß es Bruch gab, daß eine Spiere barst, Leinen brachen oder Wasser ins Boot rauschte.
Aber der holländische Skipper kam wieder hoch und nickte zufrieden, Stolz auf sein altes Boot im Gesicht.
Allday deutete achteraus. »Wir haben sie abgehängt, Käptn!«
Bolitho sah sich um. Tatsächlich. Es schneite wieder so stark, daß die Sicht kaum zwei Bootslängen betrug. Sie schienen die Flußmündung für sich allein zu haben.
Er wollte sich gerade erheben, als sein Blick auf Brenniers Adjutanten fiel, der mit vorquellenden Augen zu ihm empor starrte. Da kniete er sich neben ihn und löste seine in die Brust gekrallten Finger. Allday war bereits neben ihm und hielt die Arme des Franzosen fest, während Bolitho ihm Wams und Spitzenhemd aufriß. Beide waren schon
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