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Des Koenigs Konterbande

Des Koenigs Konterbande

Titel: Des Koenigs Konterbande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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irgend jemanden ein Vorwurf trifft, dann mich. Weil ich mich, wenn auch nur kurz, zu der Ansicht verleiten ließ, daß Delaval dumm genug sein könnte, sich leicht fangen zu lassen.«
    Bolitho faßte den Kommandanten im tanzenden Licht der Petroleumlampen scharf ins Auge. »Dann verraten Sie mir: Wann haben Sie Ihre Ansicht geändert?«
    Ruhig erläuterte Paice: »Delaval
wußte,
daß wir auf See waren und ihn suchten. Und er wollte uns merken lassen, daß er uns hereingelegt hat.«
    »Sie meinen, das Ganze war eigens für uns inszeniertes Theater?«
    »Nicht alles.« Paice öffnete und schloß die Fäuste, eine Geste, die seine äußerliche Ruhe Lügen strafte. »Der Mann unter der Persenning ist niemals durch einen herabfallenden Block getötet worden, Sir. Deshalb wollte der Bastard ja auch, daß ich sein Gesicht sah.«
    »Sie kannten den Toten?«
    »Er war mein Informant, Sir. Der Mann, der mir von
Chieftains
angeblicher Schmuggelfahrt heute nacht berichtete.
    «
    »Aber wir können nichts beweisen.«
    Paice seufzte tief. »Nein. Delaval stammt von den Kanalinseln.
    Es heißt, daß er wegen seiner Grausamkeit als Kommandant eines Freibeuters Jersey verlassen mußte.«
    Bolitho fiel der Südseepirat ein und das Brandzeichen, das er der gefangenen Viola auf die Schulter gedrückt hatte. »Ich kannte auch mal so einen Sadisten«, sagte er leise.
    Paice studierte ihn schweigend. Dann meinte er: »Wahrscheinlich hat er ihn gefoltert, um herauszukriegen, wie weit er über uns informiert war … Und dann hat er ihn erschlagen. Aber wie grausam sie auch waren, wir können nicht das geringste beweisen.« Wieder seufzte er tief. »Deshalb hatten Sie durchaus recht, Sir. Die
Loyal Chieftain
war zwar nur der Lockvogel, der uns in die Irre führen sollte, doch Delaval konnte der Versuchung nicht widerstehen, dem Ganzen eigens für mich einen besonders gemeinen Dreh zu geben.
    Eines Tages …« Er vollendete den Satz nicht, aber Bolitho verstand ihn auch so.
    Gebückt hangelte Paice sich zur Tür. »Sollen wir uns jetzt wieder mit
Wakeful
treffen, Sir?«
    Bolitho starrte ihn an.
»Wakeful?
Bei Gott, das ist die Erklärung! Nur auf
Wakeful
war bekannt, daß ich mich wieder auf Ihren Kutter übersetzen ließ.«
    Paice rieb sich heftig das Kinn. »Sie glauben doch nicht etwa…«
    Wieder fühlte Bolitho den Schauder zwischen seinen Schulterblättern. »Ich kenne Delaval zwar nicht persönlich, wohl aber Typen wie ihn. An mir war er überhaupt nicht interessiert – aber
Sie
wollte er demütigen und beeindrucken, verstehen Sie?«
    Grimmig nickte Paice. »Ich fürchte, ja.«
    »Lassen Sie uns noch ein Glas zusammen trinken, bevor wir umkehren.« Spontan berührte er Paices Arm. »Unser Kampf ist noch nicht verloren. Aber ich fürchte, er wird einen hohen Blutzoll fordern, ehe er vorüber ist.«
    Allday draußen hörte die neue Schärfe in Bolithos Worten und sah förmlich vor sich, wie sich seine Schultern strafften.
    Ein breites Grinsen zog über sein Gesicht, als der Kapitän vorschlug: »Also machen wir uns wieder an die Arbeit, Jonas!«

Loyalitätskonflikt
    Kommodore Ralph Hoblyn hatte als Privatquartier und Standortkommandantur eine elegante, quadratische Villa aus rotem Backstein mit einer großen, hell verputzten Veranda beschlagnahmt.
    Bolitho zügelte sein Pferd und studierte das stattliche Haus. Es wirkte relativ neu, und die gepflasterte Auffahrt hinter dem Tor war gepflegt und frei von Unkraut. Trotzdem haftete dem Gebäude etwas Vernachlässigtes an, als sei es schon von zu vielen Bewohnern strapaziert worden. Hinter sich hörte Bolitho das Pferd des kleinen Matthew ungeduldig scharren; der Junge war stolzgeschwellt, daß er den Kapitän bei diesem wichtigen Besuch begleiten durfte.
    Es war ein warmer, fast windstiller Abend. Welch ein Kontrast zu der rauhen See und den vom Wind zerfetzten Segeln der Brigg, dachte Bolitho. Das schien einer ganz anderen Welt anzugehören. Hier hing der Duft von Blumen in der Luft, die – wie in dieser Gegend immer – leicht nach Salz schmeckte.
    Hoblyns Haus lag nur eine Meile von der Werft in Sheerness entfernt, wohin die beiden Kutter an diesem Morgen zurückgekehrt waren. Ein Leutnant hatte Bolitho die Einladung überbracht. Oder war es eher ein Gestellungsbefehl gewesen?
    Mit funkelndem Stahl und in scharlachrotem Rock traten ihnen zwei Wachen am Tor entgegen: Seesoldaten, die das Geräusch ihrer Pferde alarmiert hatte. Unterwegs hatte Bolitho mehrere Fußstreifen gesehen. Es

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