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Des Koenigs Konterbande

Des Koenigs Konterbande

Titel: Des Koenigs Konterbande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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war, als sei die Marine, nicht die örtliche Schmugglerbande unter Belagerung.
    Er preßte die Lippen zusammen. Das würde er noch ändern – immer vorausgesetzt, Kommodore Hoblyn enthob ihn nicht seines Amtes.
    Er rief sich in Erinnerung, was er über den Mann wußte.
    Einige Jahre älter als er selbst, war Hoblyn im Krieg gegen die amerikanischen Rebellen schon Fregattenkapitän gewesen. Mit seiner
Leonidas
hatte er an der Entscheidungsschlacht in der Chesapeake Bay teilgenommen, wo Admiral Graves’ Versuch gescheitert war, die Flotte von de Grasse zu vernichten. Hoblyn hatte, auf sich allein gestellt, mit einer französischen Fregatte und einem Freibeuter gekämpft. Den Franzosen hatte er zur Kapitulation gezwungen, aber als er sich dann den Freibeuter vornahm, war die
Leonidas
explodiert und in Flammen aufgegangen. Dennoch hatte Hoblyn das Gefecht nicht abgebrochen, sondern den Freibeuter geentert und erobert, bevor sein eigenes Schiff sank.
    Es hieß, Hoblyns bloßer Anblick an der Spitze der Enterer hätte damals schon genügt, den Feind in Angst und Schrecken zu versetzen. Seine Uniform stand in Flammen, sein einer Arm brannte wie eine Fackel.
    Seit dem Krieg hatte Bolitho ihn nur einmal getroffen, und zwar als er unterwegs zur Admiralität gewesen war, um seine Wiederverwendung zu erreichen. Fast hätte er ihn damals nicht erkannt. Den Arm in der Schlinge, den Kragen hochgeschlagen, um die schrecklichen Brandnarben an Hals und Gesicht zu verbergen, wirkte er wie ein von den Schlachtfeldern auferstandenes Gespenst. Soweit Bolitho wußte, hatte Hoblyn damals keinen Posten erhalten. Aber jetzt.
    Bolitho trieb sein Pferd vorwärts. »Komm, Matthew, kümmere dich um die Tiere«, sagte er. »Ich sorge dafür, daß dir ein Imbiß gebracht wird.«
    Die Bewunderung in Matthews Gesicht entging ihm, denn er dachte über Allday nach. Es sah dem alten Haudegen gar nicht ähnlich, daß er sich ihm nicht als Begleiter angetragen, ja aufgezwungen hatte. Allday mißtraute allen Landratten und folgte Bolitho sonst wachsam auf Schritt und Tritt. Aber vielleicht brütete er noch über ihrem Mißerfolg mit der
Loyal Chieftain.
Auch dieses Rätsel würde sich aufklären lassen – später. Im Augenblick ging anderes vor.
    Bevor er von Sheerness aufgebrochen war, hatte er noch mit Leutnant Queely von der
Wakeful
gesprochen. Aber das fehlende Puzzlestück konnte auch er nicht beisteuern.
    Wakeful
hatte nichts Verdächtiges gesichtet, und beim Zoll lagen keine Informationen über eine geplante Schmuggelfahrt vor. Hatte man ihn also nur provozieren wollen? Dazu paßte Delavals sorgsam inszenierte Zurschaustellung des Toten, der einmal Paices Informant gewesen war: ein Katzund- Maus-Spiel.
    Er nickte dem Korporal am Tor zu, der schneidig seine Muskete präsentierte. Bolitho war froh, daß er eine Kutsche abgelehnt hatte. Der scharfe Ritt hatte ihm Zeit zum Nachdenken gegeben. Und ihn daran erinnert, dachte er mit schmerzverzogenem Gesicht, wie lange er nicht mehr im Sattel gesessen hatte.
    Bolitho erklomm die Steintreppe zum Portal und betrachtete das Emblem der Admiralität zwischen den beiden Säulen, den Anker mit der vertörnten Leine. Wie von selbst schwangen beide Türflügel lautlos nach innen auf. Ein Diener in dunkler Livree nahm Bolitho Hut und Mantel ab, beide staubig vom langen Trab über die Landstraßen.
    »Der Kommodore wird Sie sofort empfangen, Sir«, versprach der Lakai und zog sich mit einem Bückling zurück, Bolithos Sachen so vorsichtig vor sich hertragend, als seien es glühende Kugeln.
    Bolitho schritt in der großen Halle auf und ab: noch mehr Säulen und eine geschwungene Treppe zur Galerie im ersten Stock. Aber keine Gemälde und nur wenig Möbel. Ein Wohnsitz auf Zeit, dachte er und fragte sich, ob das gleiche auch für Hoblyns Autorität hier galt. Beim Blick durch ein Fenster sah er die See im Abendlicht schimmern. Und für ihn selbst? An Queely wollte er lieber nicht denken. Er konnte selbst der Verräter sein oder einen Mann in seiner Crew haben, der den Schmugglern die Nachricht von ihrem Auslaufen hatte zukommen lassen. Jedenfalls verbreiteten sich Informationen nicht von selbst.
    Er kam sich vor wie beim Ringkampf mit einem Blinden in einem finsteren Zimmer. Uniform, Vollmachten – nichts zählte hier. Auf See war der Feind faßbar, da stand Geschick gegen Können, bis die letzte Breitseite eine von beiden Flaggen zum Sinken brachte. Aber hier gab es nur Heimtücke, Täuschung und Meuchelmord.
    Als

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