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Des Koenigs Konterbande

Des Koenigs Konterbande

Titel: Des Koenigs Konterbande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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eilte davon, als sei die Besatzung der Brigg Luft.
    Paice fuhr fort: »Ich lasse Ihr Schiff durchsuchen. Danach …«
    »Sie verschwenden nur Ihre Zeit. Und meine, was schlimmer ist.« Delavals dunkle Augen ruhten jetzt auf Bolitho, musterten den einfachen Uniformrock, den altmodischen, noch in seiner Scheide steckenden Degen. »Ich protestiere aufs schärfste gegen diesen Überfall. Ich gehe lediglich meinen legalen Geschäften nach.«
    »Ihre Ladung?« fragte Bolitho.
    Delavals Augen blitzten auf. Triumphierend? »Keine. Das Schiff fährt in Ballast, wie Ihr großartiger Suchtrupp gleich entdecken wird.« Mit unverhohlener Schadenfreude fuhr er fort: »Ich war unterwegs nach Amsterdam. Aus dem Logbuch können Sie ersehen, daß ich mit Maklern dort öfter geschäftlich zu tun habe.«
    Paices Ärger entging Bolitho nicht. »Aber Sie haben es sich anders überlegt?« fragte er leise.
    »Ja. Das Wetter, die Unruhen in Frankreich … Mehrere Gründe bewegen mich zur Umkehr.«
    Der Unteroffizier kehrte zurück, stellte sich aber so hin, daß Delaval sein Gesicht nicht sehen konnte. Er schluckte trocken und meldete: »Nichts, Sir. Nur Ballast.« Dieser Umstand schien ihn zu erschrecken.
    »Wie ich sagte.« Delaval hob das Kinn und starrte Paice trotzig in die Augen. »Dafür werden Sie mir büßen!« Mit ausgestrecktem Arm deutete er auf eine reglose Gestalt unter einer Persenning. Es war ein an Deck aufgebahrter Leichnam. »Als Sie uns vorhin beschossen …« begann er mit Genugtuung in der Stimme.
    »Sie wollten fliehen!« unterbrach ihn Paice. »Nach unserem Warnschuß weigerten Sie sich, beizudrehen. Machen Sie mir doch nichts vor, verdammt noch mal!«
    Ein Seemann zog die Persenning beiseite, und Bolitho sah, daß der Tote Matrosenkluft trug. Neben ihm lag ein schwerer Block, an dessen Scheiben Blut und Haare klebten.
    Stirn und Hinterkopf des Mannes waren zertrümmert, nur das Gesicht schien unversehrt.
    »Ich wollte nicht fliehen. Aber wie Sie wohl selbst bemerken, bin ich unterbemannt. Deshalb dauerte es doppelt so lange, bis wir gewendet und beigedreht hatten.« Delaval nickte nachdrücklich. »All dies werde ich in meiner Beschwerde gegen Sie ausführlich darlegen.«
    Bolitho drückte den Degen fest gegen seine Hüfte. Sie hatten Pech gehabt. Die Kugel mußte das Rigg beschädigt haben, und der schwere Block war dem Mann da auf den Kopf gefallen. Solche Unfälle geschahen nicht selten an Bord, aber dieser hätte zu keiner ungelegeneren Zeit kommen können.
    »Wir kehren auf
Telemachus
zurück, Mr. Paice«, sagte er.
    Selbst ein blutiges Handgemenge wäre noch besser gewesen als diese Blamage, dachte er. Aber die Dame Fortune, von der sein Freund Thomas Herrick so oft sprach, hatte ihnen diesmal nicht gelächelt. Er warf Paice einen Blick zu und bemerkte überrascht, daß dessen Gesicht eisern beherrscht und seine Wut offenbar verraucht war.
    Als sie die Jolle hinabkletterten, folgten ihnen vom Deck der Brigg weder Hohnworte noch Beschimpfungen. Seltsam … Aber Delaval wollte seinen Triumph wohl nicht durch ungebührliches Benehmen schmälern.
    Auf
Telemachus
eilte Bolitho in seine Kajüte, noch ehe die Jolle wieder eingeschwungen war. Dann lauschte er der gewohnten Betriebsamkeit, mit der das Schiff wieder in Fahrt gebracht wurde; der Ruderschaft drehte sich knarrend, ein Weinglas rutschte vom Tisch, als der Kutter sich unter dem Winddruck überlegte. Draußen vor der Tür hielt Allday Wache, nachdem er sich vergewissert hatte, daß die Jolle gut eingesetzt und festgelascht war. Armer Allday, er konnte den Fehlschlag gewiß nur schwer verkraften. Und dann fiel Bolitho ein, wie viele es an dieser Küste freuen würde, wenn er in Ungnade fiel und nach Falmouth zurückgeschickt wurde.
    Geduckt trat Paice durch die Tür, den Rock noch naß von Gischt. Sie befanden sich zwar auf
seinem
Schiff, dennoch wartete er, bis Bolitho ihm Platz anbot. Er sah angestrengt und bedrückt aus, ganz anders, als er aufgebrochen war.
    Bolitho kam gleich zur Sache. »Tut mir leid. Sie hatten recht, und ich habe mich geirrt. Ich werde dafür sorgen, daß Sie kein Vorwurf trifft. Die Verfolgung geschah auf meinen Befehl hin…« Er hob die Hand so schwer, als sei sein Ärmel mit Blei gefüllt. »Nein, lassen Sie mich ausreden. Ich befahl Ihnen, die Brigg gezielt zu beschießen. Das entlastet Sie.
    Vielleicht glaubte ich …«
    Paice wartete. Als Bolitho nicht weitersprach, sagte er: »Nein, Sir. Sie haben sich nicht geirrt. Wenn hier

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