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Des Koenigs Konterbande

Des Koenigs Konterbande

Titel: Des Koenigs Konterbande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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mochte aus ihr geworden sein?
    An den Wänden der Kirche von Falmouth hingen zu viele Tafeln und Plaketten mit den Sterbedaten von Frauen und Kindern, umgekommen an fernen Orten, von denen kaum einer je gehört hatte. Allein die Gedenksteine der Bolithos füllten einen ganzen Alkoven in der schönen alten Kirche und lasen sich wie ein Stück englischer Marinegeschichte.
    Da war sein Urururgroßvater Captain Jules, der 1646 im Bürgerkrieg gefallen war, als er die Belagerung von Pendennis Castle zu durchbrechen versucht hatte. Da war sein Urgroßvater, Captain David, getötet von Piraten 1724 vor der westafrikanischen Küste. Bolitho tastete unter seinem Mantel nach dem alten Familiendegen an seiner Hüfte.
    Captain David war es gewesen, der diese Waffe nach eigenem Entwurf hatte schmieden lassen. Auch wenn sie heute altmodisch wirkte, lag sie doch leichter und ausbalancierter in der Faust als alles, was moderne Waffenschmiede zuwege brachten.
    Bolitho wandte sich um und schritt grübelnd der untergehenden Sonne entgegen. Wenn erst eine Steintafel in jenem Alkoven seinen Namen trug, würde keine weitere mehr folgen.
    Dann würde das alte graue Haus unterhalb von Pendennis Castle vergeblich auf die Heimkehr eines Bolitho warten.
    Allday kniff spähend die Augen zusammen. »Da kommt ein Reiter, der’s mächtig eilig hat, Käptn.« Seine Hand lag schon auf dem Griff des Entermessern, das Land hier hatte ihn mißtrauisch und vorsichtig gemacht. An Bord wußte man, wer Freund und wer Feind war, aber hier … »Mein Gott, es ist der kleine Matthew!« rief er aus.
    Der Junge zügelte sein Pferd und saß behende ab. Dann fummelte er in seiner Kitteltasche. »Ein Brief, Sir. Wurde von einem Kurier gebracht.« Das hatte ihn sichtlich beeindruckt. »Er soll Ihnen sofort ausgehändigt werden – und nur Ihnen persönlich, Sir.«
    Bolitho öffnete den Umschlag und versuchte den Brief zu lesen, aber es war bereits zu dunkel. Immerhin erkannte er ein goldgeprägtes Wappen am oberen Rand und die flüssige Unterschrift:
Marcuard.
Also hatte er sich das alles doch nicht nur eingebildet! Und es handelte sich auch nicht um falsche Versprechungen, die ihn kaltstellen sollten, bis man sich seiner unauffällig entledigen konnte.
    Die beiden anderen beobachteten ihn gespannt; das Pferd blickte über Matthews Schulter, als wolle es ebenfalls teil daran haben.
    Im schlechten Licht konnte Bolitho nur vier Worte lesen:
»Mit aller gebotenen Eile…«
Später fiel ihm auf, daß er weder besorgt noch überrascht gewesen war. Nur unendlich erleichtert.
    Denn er wurde wieder gebraucht.
    Wakefuls
schlaksiger Erster Offizier drängte sich durch die Wartenden zu Queely durch, der neben dem Kompaß stand.
    Leise meldete er: »Ich bin wie befohlen durch das ganze Schiff gegangen, Sir. Alle Lichter sind gelöscht.« Er warf einen Blick übers Schanzkleid auf die weißen Wellenkämme.
    »Hoffentlich kommen wir bald in freies Wasser!«
    Queely ignorierte ihn. Seine Augen wanderten zwischen dem gerefften Großsegel und dem schwach beleuchteten Kompaß hin und her. Die Luft war schneidend kalt, und das gelegentlich überkommende Spritzwasser brachte eine Ahnung des nahen Winters mit. »Meine Empfehlung an Kapitän Bolitho«, sagte er schließlich. »Und melden Sie ihm bitte, daß wir auf Position sind.«
    »Das erübrigt sich. Ich bin im Bilde.« Bolithos Umriß löste sich aus der Gruppe der Umstehenden. Er trug seinen Bootsmantel, bemerkte Queely, und war ohne Hut. Die Mittelwache war zur Hälfte um, und sie standen so dicht vor der holländischen Küste, wie es bei ihrer vorsichtigen Annäherung bis zwei Uhr nachts möglich gewesen war.
    Queely wandte sich um und sagte unhörbar für die anderen: »Mir will das alles gar nicht behagen, Sir.«
    Bolitho musterte ihn. Seit er Queelys
Wakeful
betreten und ihn über das geplante Geheimtreffen unterrichtet hatte, war von dem gelehrsamen Leutnant kein Wort der Kritik geäußert worden. Während ihrer ganzen Fahrt über die rauhe Nordsee bis zu diesem Punkt auf der Karte hatte er seine Bedenken für sich behalten. Dafür war ihm Bolitho dankbar. Denn er konnte selbst nur raten, in welche Gefahr sie sich begaben, und war darauf angewiesen, daß das Vertrauen in seine Führung nicht untergraben wurde. Paice hätte vielleicht versucht, ihn von der Sache abzubringen, aber dessen
Telemachus
lag noch im Dock, wo ihr zerschossenes Rigg repariert wurde.
    So antwortete Bolitho nur: »Daran läßt sich nun mal nichts

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