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Des Koenigs Konterbande

Des Koenigs Konterbande

Titel: Des Koenigs Konterbande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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daß Seine Lordschaft nicht zum unverbindlichen Plaudern nach Dover gekommen war, und blieb auf der Hut. »Ich mußte Erfolg haben, M’lord«, antwortete er. »Zuviel stand auf dem Spiel.«
    »Ja.« Marcuards Blick glitt ohne Neugier über ihn hin. »So hörte ich. Was Kommodore Hoblyn betrifft, tja …« Ein leichtes Verziehen der schmalen Lippen. »Zu seiner Zeit ein tapferer Mann. Aber trotzdem ein Windhund. Doch Sie sind immer noch besorgt, Bolitho, das ist Ihnen anzusehen. Reden Sie, Mann.«
    Bolitho blickte schnell zur Tür. Drew würde der Schlag treffen, wenn er erfuhr, daß sein Untergebener derart offen seine Meinung gesagt hatte.
    Aber das sollte ihn nicht daran hindern. »Ich bin überzeugt, daß Delaval bis zum Schluß damit rechnete, dem Galgen zu entgehen, M’lord«, begann er. »Trotz aller belastenden Beweise und der ihm nachgewiesenen Morde an den jungen Französinnen war seine Zuversicht nicht zu erschüttern.
    « Er hielt inne in der Erwartung, von Marcuard zum Schweigen gebracht oder sogar für seine Ideen gerügt zu werden, wie Drew es getan hatte. Aber Marcuard ließ ihn reden.
    So fuhr er fort: »Die Grundstücke, wo die Deserteure versteckt wurden und die Schmuggler zwischen den jeweiligen Fahrten Unterschlupf fanden, gehören fast alle Sir James Tanner. Ich habe Beweise dafür, daß er – und nur er – eine Organisation kontrollieren konnte, die derartige Beweglichkeit verlangte. Er
kaufte
sich die Unterstützung von Amtspersonen, angefangen bei diesem elenden Fähnrich, bis hinauf zum Kommodore und vielen anderen sogenannten Ehrenmännern.«
    »Mir wird klar, warum Sie hier so unwillkommen sind, Bolitho. Was versuchen Sie mir beizubringen?«
    »Dieser Tanner war bisher unangreifbar. Auch die vorsichtigste Andeutung, daß er in die Sache verwickelt ist, prallte ab. Es gab keinen Richter, der sich ein abträgliches Wort über ihn auch nur anhören wollte. Wie kann die Regierung erwarten – nein,
verlangen –,
daß einfache Matrosen ihr Leben riskieren, wenn sie Zeuge werden, wie Höhergestellte mit eben jenen Gesetzen Schindluder treiben, die man ihnen aufzwingt?«
    Marcuard nickte zufrieden. »Ihr letzter Einsatz hat mich beeindruckt. Noch dazu bei Nebel. Die Besatzungen Ihrer drei Kutter müssen eine gute Meinung von Ihnen haben.«
    Bolitho starrte ihn an, als hätte er sich verhört. War er denn mit seinen Worten nur auf taube Ohren gestoßen?
    Marcuard fuhr fort: »Falls – nein,
wenn
es zum Krieg kommt, dürfen wir uns nicht darauf verlassen, daß die Franzosen ein führerloser Haufen bleiben. Der Pöbel hat zwar viele der besten Offiziere Frankreichs aus Blutgier und im Machtrausch hingerichtet. Aber es wachsen immer wieder Führerpersönlichkeiten nach, genau wie in England, nachdem Charles enthauptet wurde.« Sein Ebenholzstock tippte auf den Boden, jedes seiner Worte akzentuierend. »Vielleicht kommt es in Frankreich zur Konterrevolution. Das wird die Zeit erweisen. Jedenfalls muß das Land wieder einen rechtmäßigen König haben – auf dem Thron, wo er hingehört.« Er bemerkte Bolithos Überraschung und reagierte zum ersten Mal mit einem breiten Lächeln. »Aber wie ich sehe, habe ich Sie verwirrt, mein tapferer Kapitän! Das ist nur gut so, denn wenn andere meine Gedanken lesen könnten, wären unsere Chancen dahin, noch ehe wir begonnen hätten.«
    Elastisch stand Marcuard auf und trat ans Fenster. »Wir brauchen einen vertrauenswürdigen Offizier. Keinen Zivilisten.
    Vor allem keinen Aspiranten für das Parlament, der trotz aller schönen Reden nur an sein eigenes Fortkommen denkt.« Er wirbelte herum – wie ein Tänzer, dachte Bolitho.
    »Ich habe mich für
Sie
entschieden.«
    »Was soll ich tun, M’lord?«
    Marcuard schien die Frage nicht gehört zu haben. »Sagen Sie mir eins, Bolitho: Lieben Sie Ihren König und Ihr Land mehr als alles andere?«
    »Ich liebe England, M’lord.«
    Marcuard nickte langsam. »Sie sind wenigstens ehrlich.
    Es gibt in Frankreich Leute, die sich um die Befreiung ihres Monarchen bemühen. Wir müssen ihnen zeigen, daß sie nicht alleinstehen. Einem Spion oder Informanten werden sie aber nicht trauen. Nur der kleinste Fehler, und ihr Kopf liegt auf dem Block. Ich weiß das, denn ich habe es schon erlebt.« Fest blickte er Bolitho an. »Ich habe französische Ahnen, und Ihr Bericht über die beiden jungen Mädchen, die auf See ums Leben kamen, hat mich sehr interessiert.
    Eine meiner Nichten wurde in den ersten Monaten des Terrorregimes

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