Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Des Koenigs Konterbande

Des Koenigs Konterbande

Titel: Des Koenigs Konterbande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
Vom Netzwerk:
Englands Namen!«
    Aber jetzt konnte er sich nicht einmal mehr mit dem Major die Zeit vertreiben. Der war mit seinen Dragonern nach Irland abkommandiert worden, wo Hunger und Mißernten für den bevorstehenden Winter einen Volksaufstand befürchten ließen.
    Und der Winter kam früh diesmal, dachte Bolitho. Er merkte es an den stärkeren Gezeitenströmen und am rauheren Seegang im Kanal.
    Das neue Standortregiment bestand hauptsächlich aus Rekruten und frisch einberufener Miliz und kümmerte sich mehr ums Exerzieren als um Bolithos Warnungen vor den Schmugglern. Die allerdings hielten sich seit dem Verlust der
Loyal Chieftain
spürbar zurück. Bolitho hätte dies mit Genugtuung erfüllen können, aber wenn er mit dem treuen Allday an seiner Seite am Strand spazierenging, kam er sich lediglich um so überflüssiger vor.
    Von dem weltläufigen Lord Marcuard hatte er nicht wieder gehört, und das war für ihn die bitterste Enttäuschung.
    Vielleicht war alles nur eine List gewesen, um ihn ruhig zu stellen? Selbst Cravens Versetzung konnte damit zusammenhängen.
    Die Offiziere und Beamten, mit denen er – schon um den Schein reger Liaison zu wahren – täglich konferieren mußte, behandelten ihn jedenfalls wie ein rohes Ei, ob aus Respekt oder aus Furcht, konnte er nicht sagen.
    Für manche am Ort verkörperte er offenbar das verhaßte Kriegshandwerk, für andere eine lästige Störung ihres geruhsamen Lebens, das sie so lange wie möglich genießen wollten, ehe es Krieg gab.
    Nach dem Treffen in Dover war Konteradmiral Drew sehr schnell wieder abgereist, und zwar in höchster Erleichterung und voll eiserner Entschlossenheit, sich nie wieder auf die profane Schmutzarbeit außerhalb der Admiralitätsmauern einzulassen.
    Drew hatte ihm noch den schriftlichen Befehl zugestellt, Sir James Tanner weder in seinen Besitzverhältnissen noch in seinem Privatleben zu beeinträchtigen, solange nicht von oben ausdrücklich Anweisung dazu kamen. Es hätte auch wenig Sinn gehabt, denn Tanner befand sich im Ausland.
    Eines Spätnachmittags stand Bolitho oben auf den Klippen und beobachtete eine Fregatte, die stromabwärts auf Sheerness zuhielt. Der neue Anstrich ihres Rumpfes leuchtete selbst in dem grauen Licht. Die Goldverzierungen rund um die Heckfenster verrieten, daß ihr vom Glück begünstigter Kommandant genug Geld für solcherlei Zierrat übrig hatte. Das Schiff erinnerte Bolitho an seine Fregatten
Undine
und
Tempest.
Er beobachtete, wie die Toppsegel getrimmt wurden und die Toppgasten wie schwarze Vögel auf den Rahen hockten. Ein Schiff, auf das man stolz sein konnte.
    Allday murmelte: »Ein Schmuckstück, Käptn.«
    Bolitho mußte lächeln. Allday tat sein Bestes, um ihm die düsteren Gedanken zu vertreiben. »Ob unter ihrer Besatzung auch Freiwillige sind, die wir angeworben haben?«
    überlegte er.
    Allday grinste träge. »Hauptsache, ihr Kommandant weiß, wie er sie behandeln muß!«
    Bolitho klappte den Kragen seines Bootsmantels hoch und beobachtete, wie die Fregatte mit langen Kreuzschlägen dem offenen Wasser zustrebte. Die Sehnsucht drückte ihm fast das Herz ab. Wohin war sie bestimmt, nach Gibraltar und ins Mittelmeer? Oder nach Westindien und seinen Palmenstränden?
    Er seufzte. Wie der junge Leutnant, der um eine Anstellung gebettelt hatte, fühlte er sich von allem abgeschnitten.
    Gewogen und zu leicht befunden wie Hoblyn.
Nein.
Er grub die Hacken in den losen Sand.
Nicht wie Hoblyn.
    Er fragte Allday: »Und du hast bestimmt nicht das Gesicht des Mannes in der Kutsche gesehen, der dir damals in der Nacht befahl, deinen Bewacher zu töten?«
    Allday entdeckte eine Spur der alten Energie im drängenden Blick der grauen Augen.
    »Keinen Schimmer, Käptn«, antwortete er. »Aber seine Stimme würde ich noch in der Hölle wiedererkennen. Sie klang seidig, wie das Zischen einer Schlange.« Nachdrücklich nickte er. »Wenn ich sie noch mal höre, diese Stimme, dann haue ich erst zu und stelle die Fragen hinterher – darauf können Sie sich verlassen!«
    Bolitho spähte wieder nach der Fregatte aus, aber der Abenddunst hatte sie fast verschluckt. Bei gutem Wind würde sie morgen querab von Falmouth stehen, seiner Heimatstadt, wo das große graue Haus wartete. Wie klein die Familie Bolitho geworden war! Seine Schwester Nancy, verheiratet mit dem »König von Cornwall«, wohnte zwar in der Nähe, aber seine jüngere Schwester Felicity lebte immer noch in Indien, wo ihr Mann mit seinem Regiment stationiert war. Was

Weitere Kostenlose Bücher