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Des Koenigs Konterbande

Des Koenigs Konterbande

Titel: Des Koenigs Konterbande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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guillotiniert. Sie war erst neunzehn. Sie werden also verstehen …« Gereizt wandte er sich zur Tür, als Stimmen aus dem Flur erklangen. »Verdammt sollen sie sein! In Kent ist man mit der Schokolade zu schnell bei der Hand!«
    Beherrscht fuhr er dann fort: »Sie erfahren noch Näheres, werden aber strengstes Stillschweigen bewahren, bis das weitere Vorgehen feststeht. Ich schicke Sie nach Holland.«
    Er ließ die Worte einwirken. »Wenn der Krieg ausbricht, wird Holland an Frankreich fallen. Daran gibt es gar keinen Zweifel, deshalb müssen Sie doppelt vorsichtig sein. Und Spanien wird sich aus Selbsterhaltungstrieb mit den Franzosen verbünden.«
    Bolitho starrte ihn an. »Aber ich dachte, der König von Spanien…«
    »Sei gegen die Revolution?« Marcuard lächelte knapp.
    »Die Dons werden sich nie ändern – und ich danke Gott dafür. Die katholische Kirche und ihr Gold geht ihnen über alles. Seine Allerkatholischste Majestät wird sich selbst bald davon überzeugt haben, daß eine Parteinahme für die Franzosen vorteilhafter ist.«
    Die Tür öffnete sich, und Drew kehrte zurück, gefolgt von zwei Dienern. »Ich bedaure sehr die Verzögerung, M’lord.«
    Zwischen den Bücklingen wanderte sein Blick scharf von Marcuard zu Bolitho.
    »Es wird sich gelohnt haben, Sir Marcus.« Lord Marcuard beugte sich über das Tablett, suchte jedoch Bolithos Blick.
    »Es
muß
sich gelohnt haben.«
    Dann wedelte er entlassend mit der Hand. »Sie dürfen gehen, Bolitho. Ihr Admiral und ich haben Wichtiges zu besprechen.«
    Bolitho verabschiedete sich mit einer Verbeugung. Mit einem letzten Blick von der Tür sah er Drews Gesicht vor Erleichterung förmlich strahlen: Der große Lord Marcuard, Ratgeber des Königs, war also nicht unzufrieden mit ihm; das gute Leben konnte wie bisher weitergehen.
    Bolitho sah auch Marcuards Abschiedsblick. Es war der eines Mitverschwörers.

Macht und Ruhm
    Die Wochen nach der Eroberung der
Loyal Chieftain
waren für Bolitho ereignislos und frustrierend. Kommodore Hoblyns Posten wurde nicht wieder besetzt; statt dessen traf ein eifriger Beamter von der Admiralität ein, der den Ankauf geeigneter Schiffe beaufsichtigte und Kandidaten auflistete, die im Kriegsfall mit einem Kaperbrief ausgestattet werden sollten. Die Villa, in der sich Hoblyn erschossen hatte, blieb leer und verschlossen, eine steinerne Erinnerung an seine Schande und sein tragisches Ende.
    Bolitho fühlte sich nicht ausgelastet; die drei Kutter fuhren auch ohne seine persönliche Aufsicht ihre Patrouillen und unterstützten die Zöllner bei ihrem Kampf gegen das Schmuggelunwesen.
    Daß seine Werber mit zunehmendem Erfolg tätig waren und die Zahl der Freiwilligen von Tag zu Tag wuchs, war ihm nur ein geringer Trost. Die Rekruten für die Royal Navy strömten selbst aus dem Binnenland zusammen, wo sich Bolithos Sieg über Delaval erst jetzt herumsprach.
    Auch der Mord an den beiden jungen Mädchen war allgemeines Gesprächsthema geworden. Nach und nach gingen immer mehr Informationen ein, die darauf schließen ließen, daß dieses Verbrechen kein Einzelfall gewesen war.
    Nach dem ersten Blutbad in den Straßen von Paris hatte sich der Haß des Pöbels auch den Vertretern bürgerlicher Berufe zugewandt und machte schließlich nicht einmal vor Ladenbesitzern und Handwerkern halt. Jeder, der als Verräter an der Revolution denunziert wurde, als Lakai der gefürchteten und verabscheuten
Aristos,
wurde zu peinlichem Verhör ins Gefängnis geschleppt und kam danach ausnahmslos auf den Schinderkarren und unter die wartende Guillotine.
    Eltern versuchten ihren Kindern zur Flucht zu verhelfen, indem sie all ihren Besitz für eine Passage verkauften; andere hofften, durch Bestechung einen Platz auf den kleinen Booten zu erlangen, die Flüchtlinge über den Kanal ins sichere England brachten. Schmuggler wie Delaval fanden dieses verzweifelte Bestreben höchst profitabel. Sie nahmen den verängstigten Flüchtlingen ihre letzte Habe ab, um sie dann mitten auf dem Kanal oder auf der Nordsee zu ermorden.
    Tote Zeugen redeten nicht. Und wenn junge Mädchen unter den Passagieren waren, hatten sie erst recht kein Mitleid zu erwarten.
    Eines Abends, als er mit Major Craven in dessen spartanischer Unterkunft dinierte, ging der Zorn mit Bolitho durch.
    »Wir haben es hier mit dem Abschaum der Menschheit zu tun«, explodierte er. »Jeder unserer Feinde, egal unter welcher fremden Flagge er kämpft, hat mehr Anstand und Moral als dieser Schandfleck auf

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