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Des Reichtums fette Beute - Wie die Ungleichheit unser Land ruiniert

Des Reichtums fette Beute - Wie die Ungleichheit unser Land ruiniert

Titel: Des Reichtums fette Beute - Wie die Ungleichheit unser Land ruiniert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustav A Horn
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professionellen Methoden deren Sicherheit
     einschätzen. Sie geben zudem ganz allgemein Einschätzungen über die Sicherheit von Wertanlagen ab, insbesondere beurteilen
     sie auch die Güte von Staatsanleihen und machen damit eine Aussage darüber, ob Regierungen ihren Schuldendienst auf Dauer
     erfüllen können. Anlagen, denen sie höchste Sicherheit unterstellen, bewerten sie mit AAA (Triple A). Das ist eine Bewertung,
     die eine Ausfallwahrscheinlichkeit von nahezu null impliziert. Im Verlauf der Finanzkrise zeigte sich, dass diese Testate
     nur wenig wert waren. So erhielten auch viele der zweifelhaften Subprime-Kredite, die als Teil von zusammengesetzten strukturierten
     Wertpapieren im Umlauf waren, diese Bestnote. Wie fast alle Finanzmarktakteure gingen die Agenturen davon aus, dass die Streuung
     von Risiken diese letztlich verschwinden lässt. Aber sie hatten nicht mit den Panikzyklen gerechnet, die auch AAA-Anlagen
     mit in den Abgrund rissen.
    Etwas Ähnliches geschah später mit griechischen Staatsanleihen, die, obwohl man um die hohe Staatsverschuldung wusste, zunächst
     das höchste Testat erhielten. Im Zuge der Vertrauenskrise stuften die Ratingagenturen die Sicherheit der Anleihen ständig
     herab und beschleunigten damit die Abwärtsspirale. Das lag auch daran, dass das Urteil der Agenturen ein Teil des Regulierungsprozesses
     ist. Jede |93| Herabstufung zwingt daher regulierte Institutionen wie Banken und Lebensversicherer, Wertpapiere zu verkaufen oder in ihren
     Bilanzen niedriger zu bewerten. Wenn ich mir alle diese Fakten und Zusammenhänge anschaue, wird eines deutlich: Selbst die
     scheinbar zuverlässigsten Urteile, die es an den Finanzmärkten zweifellos gab, konnten weder die Krise vorhersehen noch Wertverluste
     korrekt einschätzen. Panik ist einfach nicht kalkulierbar.
    Die Zyklen von Euphorie und Panik in einem unsicheren Umfeld sind in der Wirtschaftgeschichte immer wieder aufgetreten. Ein
     Beispiel dafür ist der Gründerzeitboom zu Beginn der Industrialisierung in Deutschland, der dann 1873 plötzlich in eine Gründerzeitkrise
     umschlug. 31 Ein weiteres, bekannteres Beispiel ist die Große Depression nach 1929, die gleichfalls auf einen Boom am Ende der Weimarer
     Republik folgte und die in der jüngsten Krise immer wieder als Referenz dient. Diese Depression hatte bereits einen globalen
     Charakter, sie hinterließ in allen größeren Industrieländern dieser Zeit ihre tiefen Spuren. Seit dem Zweiten Weltkrieg war
     das wirtschaftliche Geschehen vergleichsweise ruhig verlaufen. Es traten zwar immer wieder Krisen oder ähnliche Zuspitzungen
     und Verwerfungen in Gestalt von Währungskrisen, Ölpreisschocks und Inflationsausbrüchen auf. Diese Ereignisse waren jedoch
     von ihrer Dimension her weder mit den früheren noch mit der derzeitigen Krise zu vergleichen. 32 Außerdem lagen die Ursachen dieser Krisen fast nie auf dem Finanzsektor. Sie wurzelten in den meisten Fällen in einer Kombination
     aus realwirtschaftlichen und wirtschaftspolitischen Fehlentwicklungen – man denke zum Beispiel an eine zu lasche Geldpolitik,
     eine zu großzügige Fiskalpolitik, verkrustete Märkte und einen zu verschwenderischen Energieverbrauch.
    Allerdings kann man seit den 1980er Jahren beobachten, dass mit der Deregulierung der Finanzmärkte diese eine immer stärkere
     Bedeutung als Krisenursache bekamen. Das ist eine Entwicklung, die zunächst auf die USA begrenzt war. Zwei Ereignisse sehe
     ich im Rückblick als Vorboten einer neuen ökonomischen Ära. Das war zum einen der Kursverfall von Junk Bonds, die in den USA
     während der 1980er |94| Jahre massiv zur Finanzierung riskanter Unternehmungen eingesetzt wurden. Zum anderen war es der Zusammenbruch der amerikanischen
     Sparkassen (Savings and Loan), die ihren durch die Deregulierung gewonnenen Spielraum zu waghalsigen Spekulationen auf der
     sicheren Basis einer immer noch bestehenden Staatsgarantie nutzten – mit entsprechend verheerenden Folgen für den Staatshaushalt.
     In dieser neuen Ära, die bis heute anhält, sind die Finanzmärkte mit der ihnen eigenen und unvermeidlichen fundamentalen Unsicherheit
     gleichsam zum Atomkraftrisiko der Ökonomie geworden. Unfälle auf den Finanzmärkten erzeugen über ihre digitale Kettenreaktion
     weltweite wirtschaftliche Schäden in ungeheurem Ausmaß.
    Es gibt jedoch zwei große Unterschiede zur Atomkraft; einen beruhigenden und einen beunruhigenden. Es sollte uns beruhigen,
     dass die am

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