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Des Reichtums fette Beute - Wie die Ungleichheit unser Land ruiniert

Des Reichtums fette Beute - Wie die Ungleichheit unser Land ruiniert

Titel: Des Reichtums fette Beute - Wie die Ungleichheit unser Land ruiniert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustav A Horn
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Wirtschaftspolitik besteht also darin, Rahmenbedingungen für den Arbeitsmarkt zu schaffen, die
     den Unsicherheitsfaktor vermindern. Dazu braucht es sicherlich ein gewisses Maß an Lohnrigidität. Die Kurzarbeitsregelung
     während der Krise ist ein Ansatz, der sich als erfolgreich erwiesen hat. Mit einer Mischung aus tariflich vereinbartem Lohn-
     und Gewinnverzicht und |186| staatlichen Subventionen konnten die Einkommen der Kurzarbeiter stabilisiert und die wirtschaftliche Sicherheit der Beschäftigten
     erhöht werden. Auf diese Weise wurde ein stärkerer Einbruch der Binnennachfrage in Deutschland verhindert. Auf diesen Erfahrungen
     und Erkenntnissen müssen wir aufbauen. Wir sollten die Arbeitsmarktpolitik stärker als bisher als einen Baustein in einer
     wirtschaftspolitischen Strategie verstehen, deren Ziel es ist, Unsicherheit für die gesamte Volkswirtschaft zu vermindern.
    Was Verteilungsgerechtigkeit für uns bedeutet
    Es ist lange her, dass Verteilungerechtigkeit eine wesentliche Rolle für die Wirtschaftspolitik gespielt hat. Das Thema wurde
     zwar von Interessenverbänden oder von professionellen Moralisten immer mal wieder ins Spiel gebracht. Die meisten aber begriffen
     Verteilungsgerechtigkeit als eine Frage der gesellschaftlichen Moral, über die man trefflich streiten kann, die aber mit dem
     wirtschaftspolitischen Kerngeschäft nichts zu tun hat. Im Gegenteil, wirtschaftspolitische Professionalität zeigte sich anscheinend
     am besten in der dezidierten Vernachlässigung von Verteilungsfragen. Schließlich war man vollauf damit ausgelastet, den Kuchen
     des wirtschaftlichen Erfolgs immer größer zu machen. Wer diese einzelnen Stücke letztlich bekam, war im Grunde völlig egal
     und interessierte niemanden so richtig. Wenn es darum ging, den Kuchen zu vergrößern, schien die Beschäftigung mit dieser
     Frage sogar eher hinderlich.
    Ohne Zweifel geht es bei der Verteilungsgerechtigkeit um eine moralische Angelegenheit. Darüber lässt sich auf der Basis verschiedener
     Gerechtigkeitsprinzipien sicherlich streiten. Das soll aber hier nicht das Thema sein. Die Krise hat doch noch etwas viel
     Fundamentaleres gezeigt. Die weitgehende wirtschaftspolitische Vernachlässigung von Verteilungsfragen trägt entscheidend dazu
     bei, dass Krisen überhaupt erst entstehen. Es geht also nicht nur um eine Frage der Moral, es geht auch um die Funktionalität
     der Marktwirtschaft. Mit anderen |187| Worten: Die Größe des zu verteilenden Kuchens hängt wesentlich davon ab,
wie
er verteilt wird. Wachstum und Verteilung sind keine unabhängigen Größen.
    Diesem Punkt dürften übrigens selbst harte neoliberale Wirtschaftspolitiker zustimmen. Ihre Schlussfolgerung führt dennoch
     zu einem Verzicht auf jegliche Verteilungspolitik, da sie diese Frage dem Markt alleine überlassen wollen. Das aber sind genau
     die Tendenzen, die den Beutezug des Reichtums ermöglicht haben – der uns wiederum letztlich in die Krise geführt hat.
    Wer Krisen verhindern will, muss es genau andersherum sehen. Indem die Verteilung der Früchte des Wachstums in vielen Volkswirtschaften,
     vor allem in Deutschland und den USA, zunehmend dem Markt überlassen wurde, erzeugte man durch geballten Reichtum ein Krisenpotenzial,
     das durch die entfesselten Finanzmärkte zum Explodieren gebracht wurde. So sehe ich den Zusammenhang.
    Die zukünftige Wirtschaftspolitik muss wissen, dass es verteilungspolitischer Maßnahmen bedarf, um eine Volkswirtschaft krisenfest
     zu machen. Diese Maßnahmen müssen darauf abzielen, Wachstumserfolge in Form höherer Realeinkommen allen Bevölkerungsschichten
     zugute kommen zu lassen. Jeder soll sein Stück vom Kuchen haben. Nur auf diese Weise lässt sich vermeiden, dass sich immer
     mehr Reichtum zusammenballt. Reichtumsklumpen erhöhen die Risiken einer Volkswirtschaft. Sie vermindern die soziale Durchlässigkeit
     einer Volkswirtschaft, was auf längere Sicht Talente und damit Wachstumschancen vergeudet. Sie erzeugen außerdem ein vermindertes
     Risikobewusstsein. Für Menschen mit hohen Einkommen ist der letzte verdiente Euro weitaus weniger wert als für Menschen mit
     niedrigeren Einkünften. Folglich sind sie auch eher bereit, diesen Euro durch riskante Finanzoperationen aufs Spiel zu setzen.
     Eine gleichmäßigere Streuung der Einkommen würde daher zu weniger riskanten finanziellen Abenteuern führen. Und das senkt
     die gesamtwirtschaftlichen Risiken. Eine gleichmäßigere Einkommensverteilung

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