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Des Reichtums fette Beute - Wie die Ungleichheit unser Land ruiniert

Des Reichtums fette Beute - Wie die Ungleichheit unser Land ruiniert

Titel: Des Reichtums fette Beute - Wie die Ungleichheit unser Land ruiniert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustav A Horn
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etwas weniger stark sprudeln.
    Maßnahmen für den Arbeitsmarkt
    Aber nicht nur der Finanzmarkt ist eine notorische Quelle der Unsicherheit. Das gilt in deutlich abgeschwächter Form auch
     für den Arbeitsmarkt. Die Unsicherheit auf diesem Markt resultiert aus Schwankungen bei der Beschäftigung und den Löhnen.
     Beides überträgt sich auf die Einkommen der privaten Haushalte und tangiert |184| damit primär den privaten Verbrauch, über den Absatz dieser Güter aber indirekt auch die Investitionen. Für die Gesamtwirtschaft
     ist das von großer Bedeutung, weil sich auf diese Weise die Schwankungen des Arbeitsmarktes, wenn auch etwas gedämpft, auf
     die gesamte Wirtschaft ausdehnen. Ein instabiler Arbeitmarkt zieht also einen instabilen Gütermarkt nach sich.
    In den vorherrschenden theoretischen Ansätzen wird dieses Problem entweder überhaupt nicht gesehen, oder die Lösung dafür
     ist gedanklich sehr einfach. In diesen Modellen besteht ein klarer positiver Zusammenhang zwischen flexibler Lohnhöhe und
     stabiler Beschäftigung. Daraus folgt: Je stärker die Löhne mit den wirtschaftlichen Gegebenheiten schwanken, desto geringer
     sind die Schwankungen der Beschäftigung. Wer also eine stabile Beschäftigung will, muss stark schwankende Löhne ertragen.
     Das ist die Basis für die von dieser Seite immer wieder erhobenen Forderungen nach maximaler Flexibilität der Löhne. Es ist
     zugleich die Basis für die Umverteilung zulasten der Einkommen der Beschäftigten – und so eine der wesentlichen Quellen der
     Ungleichheit und des übergroßen Reichtums.
    Wer hingegen Lohnsicherheit fordert, würde dieser Theorie nach starke Beschäftigungsschwankungen ernten. Eine sicherere Beschäftigung
     ist wichtig. Wer arbeitslos wird, muss einen Kompetenzverlust fürchten. Da muss sich der Arbeitnehmer doch gut überlegen,
     was ihm wichtig ist – und sich besser gegen eine Lohnsicherheit und für die sichere Beschäftigung entscheiden.
    Diese Sichtweise ist in meinen Augen sowohl theoretisch als auch empirisch zumindest zweifelhaft. Der Einfluss von Löhnen
     auf die gesamtwirtschaftliche Nachfrage wird hier grob unterschätzt. Dass die Nachfrage bei einem Beschäftigungsabbau sinkt,
     braucht nicht erklärt zu werden. Nur entgeht man diesem Problem leider nicht durch sinkende Löhne. Sinken nämlich – wie gefordert
     – in einer Phase wirtschaftlicher Schwäche die Löhne, gerät die Nachfrage gleichfalls unter Druck, weil die Einkommen der
     Beschäftigten zurückgehen. Dass dieser Rückgang der Nachfrage aufgefangen wird, beruht auf vergeblichen Hoffnungen. Man hofft
     zum einen, dass die |185| Haushalte nun weniger sparen, um ihre Ausgaben und ihren Konsum mehr oder minder konstant zu halten. Diese Erwartung ist bestenfalls
     kurzfristig haltbar und nur realistisch, wenn die Menschen eine schnelle Besserung erwarten. Breiten sich aber Pessimismus
     und Sorgen aus, wird das wohl kaum eintreten. Außerdem werden die Ersparnisse gerade bei niedrigen Einkommen schnell erschöpft
     sein. Das aber sind die konsumintensiven Bevölkerungsschichten.
    Die zweite Hoffnung besteht darin, dass mit den niedrigeren Löhnen die internationale Wettbewerbsfähigkeit steigt und dort
     ein höherer Absatz erzielt werden kann. Diese Hoffnung ist wohl auch vergeblich, wie das Beispiel Japan zeigt. Obwohl die
     Exporte Japans sich dank der hohen Wettbewerbsfähigkeit nicht ungünstig entwickelten, blieben diese Erfolge begrenzt, weil
     sie durch die Aufwertung des Yen immer wieder gedämpft wurden, sodass die Bemühungen um eine fortwährend gesteigerte Wettbewerbsfähigkeit
     letztlich verpufften. Zugleich führte die schwache Lohnentwicklung zu einer lahmen Binnennachfrage. Dies alles gilt, obwohl
     es in Japan die geforderte extrem hohe Lohnflexibilität gibt, die durch hohe erfolgsabhängige Bonuszahlungen zustande kommt.
     Der Preis der hohen Lohnunsicherheit ist eine gerade in schlechten Zeiten besonders belastete Binnennachfrage. Im Ergebnis
     bleiben wegen der hohen Lohnflexibilität sowohl die Löhne als auch die Beschäftigung auf Jahre hinaus gedrückt. Der vermeintlich
     positive Zusammenhang zwischen flexiblen Löhnen und stabiler Beschäftigung entpuppt sich somit letztlich als negativer, und
     der vermeintliche Ausweg Lohnflexibilität ist in Wahrheit keiner. Das ist wohl eher ein »gutes« Rezept für massive Umverteilung
     zulasten der Beschäftigten und zugunsten der Unternehmen.
    Eine der Aufgaben künftiger

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