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Des Satans Schatten

Des Satans Schatten

Titel: Des Satans Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F.G. Klimmek
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auszumachen.
    Doch es blieb alles ohne Ergebnis.
    Hier lag ich nun, ich armer Mohr, und war so klug als wie zuvor. Denn euer Frederik hatte sich, nachdem die Diener brummelnd abgezogen waren, schlussendlich enttäuscht, staubig und ermattet quer auf Bühlers Bett fallen lassen und zweifelte an seinem Verstand. Ich verfluchte tonlos die ganzen okkulten Spintisierereien, die hohlen Zeugen, die fehlenden Spuren, die Unsichtbarkeit von Zusammenhängen und in meiner aus der Niedergeschlagenheit geborenen Wut nicht nur den unbekannten Mörder, sondern auch seine Opfer, die dumm genug waren, sich umbringen zu lassen, sowie alle verschwundenen Reisenden, weil sie ihre dämlichen Reisen überhaupt angetreten hatten.
    Am meisten aber verwünschte ich mich selbst, der ich so verrückt war, mich nach Crange locken zu lassen, hinein in eine tödliche Unfassbarkeit, die mich nichts anging, und obendrein ohne die geringste Aussicht auf eine angemessene Vergütung.

Von Geisterhand
    Versunken in solche Gedanken, in denen ich überdies nicht sehr freundlich mit meiner Selbstachtung umging, ließ ich meine Finger über die Lagerstatt gleiten, bis einer wie von selbst in einem winzigen Riss im Laken hängen blieb. Zunächst ging ich spielerisch darüber hinweg, bis sich der Vorgang drei- oder viermal wiederholt hatte und ich schließlich einen Blick auf diese Stelle warf.
    Es war ein höchstens fingernagelbreiter, glatter Schlitz im Bettlaken, der ziemlich frisch sein musste, da seine Ränder nicht ausgefranst waren. An ihnen befanden sich winzige Krümel einer bröseligen Substanz, die sich mühelos zwischen Daumen und Zeigefinger zu rotbraunen Spuren zerreiben ließ. Ich tippte sofort auf geronnenes Blut, und dies genügte, mich wie ein Katapult von der Lagerstatt hochschnellen und meinen Geist unter einem eiskalten Guss erwachen zu lassen.
    Nach einem Moment der Besinnung war mir zwar nicht offenbar, wie ich diese Entdeckung in Bezug auf Bühlers Ermordung einzuordnen hatte. Sollte mir Ossenstert jedoch bestätigen, dass ich hier tatsächlich auf Reste von Blut gestoßen war, musste ein Zusammenhang mehr als wahrscheinlich sein.
    Also unterzog ich das Leintuch einer genaueren Untersuchung, indem ich mein Gesicht beinahe darauf legte und es so Handbreit für Handbreit in Augenschein nahm. Aber der Riss blieb der einzige, und mit den Krümeln verhielt es sich nicht anders.
    Daher zog ich das Laken ganz langsam ab und nahm mir nun das Unterbett vor. Und, siehe da, passgenau unter dem Schlitz befand sich sein Zwillingsbruder, wenngleich von bestechender Sauberkeit und ohne jedwede Brösel. Ich legte meine Hände zu beiden Seiten flach auf das Unterbett und drückte vorsichtig dessen Füllung nach unten, förderte aber auf diese Weise nichts aus der Öffnung zutage.
    Dann drehte ich das Unterbett um – und machte auf diese Weise Bekanntschaft mit dem dritten Drilling der Schlitzfamilie.
    Damit bestand für mich keinerlei Zweifel daran, dass hier ein gerader Stich mit einer schmalen Klinge geführt worden war. Anlass genug, mich auch mit der deckungsgleichen Stelle des hölzernen Unterbaus zu beschäftigen.
    Allein, es fand sich in der Pritsche keine Fortführung der Klingenspur. Das wellige Holz wies keine wahrnehmbare Beschädigung auf, so nahe ich mein Adlerauge auch an die in Frage kommende Stelle brachte.
    Mir blieb nur, am Laken die restlichen Krümel zu sichern und in die Kerzenschale eines Leuchters zu kratzen, damit Ossenstert sein sachverständiges Urteil fällen konnte. Ich rief einen Diener herbei, um Schale und Auftrag überbringen zu lassen, und wartete.
    Es dauerte nicht lange, bis ich meinen aufgeregten Freund heranhasten hörte. »Wie du gleich vermutet hast, es ist Blut. Wo hast du es gefunden?«
    Ich schilderte ihm meine Entdeckung, und mein systematischer Johannes ließ es sich nicht nehmen, alle meine Schritte nachzuvollziehen und die Dinge persönlich zu beäugen. Anschließend schüttelte er ungläubig den Kopf. »Aber wie soll das gehen? Seine Brust ist doch unverletzt.«
    »Wie soll
was
gehen?«
    »Ich halte es für ausgeschlossen, dass Bühler in einer anderen Position als auf dem Bett liegend gestochen worden ist. Einen solchen Zufall gibt es einfach nicht, dass man ihm einen Stich versetzt und er auf das Bett und dort genau auf die schadhafte Stelle fällt, um dort sein Blut zu hinterlassen. Nein, der erste Stich wurde geführt, als Bühler auf dem Bett lag. Er schreckt blitzartig hoch, was erklärt, wieso

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