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Des Satans Schatten

Des Satans Schatten

Titel: Des Satans Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F.G. Klimmek
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Dolch eine Kaninchenkeule herüber. »Mein Name ist Salvatore Degusti, und ich muss mich vielmals bei Euch entschuldigen für die ungestüme Art, mit der Rudolfo seinen Auftrag ausgeführt hat, Euch zu einer vertraulichen Unterredung zu mir zu bitten.«
    Im Moment sah ich außer meinem Gastgeber keine Menschenseele, aber immerhin war es möglich, dass noch ein paar von Rudolfos Sorte im Gebüsch hockten, um mir bei Gelegenheit wieder so ein Ding zu verpassen. Daher schob ich mich rückwärts so weit an einen Felsbrocken heran, bis ich mich dagegen lehnen und meine momentane Situation in Ruhe in mich aufnehmen konnte, ehe ich zu einer Entgegnung ansetzte.
    Ich befand mich, rings von dichtem Wald umgeben, auf einem flachen, kiefernnadelgepolsterten Sandhügel, aus dem eine felsige Gesteinsformation aufstieg. Von zwei in den Boden gesteckten Stangen zog sich gefirnisste Leinwand zu dem Felsen hinter mir, die unser kleines Lager und das Feuer, auf dem das Karnickel briet, vor dem leichten, aber stetigen Regen schützte. Einige Schritte entfernt, unter einer ausladenden Kastanie, waren zwei Pferde angebunden, die mit ihrem frischen Misten für einen Teil der Würzmischung gesorgt hatten, durch die ich aus meiner Bewusstlosigkeit erwacht war.
    Da ich mich weiterhin aufs Schweigen beschränkte und meine Blessur betastete, machte Degusti mit dem Nächstliegenden weiter. »Es war ein Schnepper, nur ein Schnepper, mit dem Ihr überdies äußerst unglücklich getroffen wurdet. – Ich hatte den Burschen lediglich damit beauftragt, Euch um eine ungestörte Unterredung zu bitten. Nur Ihr und ich, Ihr versteht? Das muss der Kerl auf seine Weise gedeutet haben. – Ich werde mich ernsthaft mit ihm unterhalten müssen, damit so etwas in Zukunft nicht noch einmal vorkommt. – Ich bitte Euch erneut herzlich um Vergebung.«
    Wenn nicht zum Zeichen meiner Huld, so doch des Verständnisses für die Unbotmäßigkeit tölpelhafter Untergebener zog ich das Bratenstück von der Klinge ab, sagte jedoch noch immer nichts.
    Degusti schien das einstweilen zu genügen. »Ich glaube, ich bin Euch eine Erklärung schuldig.«
    Ich zeigte mit dem Finger auf meine Beule. »Das glauben wir beide auch.«
    Degusti streckte sich aus seiner Hocke in der Nähe des Feuers auf dem Boden aus, nachdem er unsere Becher aus einem Weinschlauch nachgefüllt hatte. Offensichtlich würde es eine längere Erzählung.
    »Ihr braucht mir jetzt nicht zu antworten, aber ich bin der Überzeugung, dass wir beide dieselbe Sache verfolgen. Wenn auch aus unterschiedlichen Gründen, wenn auch mit unterschiedlichem Ziel. – Ihr wisst, dass es ein großes Risiko bedeutete, den toten Bertram wieder auszugraben, nur, um ein Pergament bei ihm zu verstecken und es von Euch finden zu lassen. Es war nichts als ein Pfeil in einen Schwarm Tauben hinein, aber er hat getroffen, denn die Aktivitäten, die Ihr daraufhin entfaltetet, bestätigten mir, dass ich mich in Euch nicht getäuscht habe. – Bertram würde es mir im Übrigen nicht verübelt haben, er war einer von uns. Deshalb musste ich Euch jetzt sprechen, weil ich nach Bühlers Tod das Gefühl habe, dass uns die Zeit davonläuft. Wie gesagt, mein Name ist Salvatore Degusti, und ich komme, wie Ihr sicherlich gleich erraten habt, aus Italien. Wer Ihr seid, ist mir bekannt, und ich weiß auch, was Ihr früher getan habt und in welchem Ruf Ihr steht. Also werde ich Eure Intelligenz nicht unterschätzen und davon ausgehen, dass Ihr sehr wohl die Verbindung erahnt, die zwischen dem angeblichen Wirken des Satans hier in der Gegend und dem Auftauchen von Männern aus Italien besteht, die sich damit befassen sollen.«
    Weil er eine kleine Pause einlegte und mich dabei erwartungsvoll ansah, blinzelte ich ihm spöttisch zu. »Habt Ihr da nicht eine etwas zu hohe Meinung von meinem Verstand, wenn ich Euch nun sage, dass ich in einem solchen Fall eher das Erscheinen der Inquisition erwartet hätte?«
    Er blinzelte auf dieselbe Art zurück, wenngleich noch ein wenig spöttischer. »Ganz und gar nicht, wie mir Eure Überlegung beweist. Es ist nur so, dass in Rom mittlerweile ein Umdenken stattgefunden hat, das man aus Gründen, die ich den Bereichen der höheren Diplomatie zuordnen will, einstweilen noch geheim halten wird. Der Heilige Stuhl ist nämlich durchaus in der Lage zu erkennen, dass es auf Dauer niemandem zuträglich ist, die göttlichen von den weltlichen Dingen so weit zu trennen, dass durch die Verfolgung von Hexen, Häretikern und

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