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Des Satans Schatten

Des Satans Schatten

Titel: Des Satans Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F.G. Klimmek
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erst so wenig Blut ausgetreten war, von dem erst nur eine Hauch durch sein Hemd dringen konnte, erhält den zweiten Stich in den Rücken und bricht dort zusammen, wo er gefunden wurde.«
    Ossensterts Stimme war ruhig und präzise, doch sein Kopfschütteln wollte kein Ende nehmen.
    »Laken und Unterbett sind mit derselben Klinge durchstochen worden. Wie die Blutreste beweisen, lag das Opfer auf dem Laken. Die Einstiche sind aber im Rücken des Toten, und zwar nur im Rücken. Also kann ihm niemand, als er auf dem Bett lag, einen Degen oder Ähnliches durch die Brust gestoßen haben. Außerdem findet sich auch kein Stichende im Holz. Weil die drei Schnitte alle gleich breit sind, eine Stichwaffe sich aber zur Spitze hin verjüngt, müsste dieser verlängerte, dünnere Abschnitt zwangsläufig das hölzerne Untergestell mit durchstoßen haben. Dafür gibt es jedoch nicht das kleinste Anzeichen.
    Bleibt also nur die Möglichkeit, dass der Liegende von unten erstochen worden ist. Dann hätte aber das Holz erst recht durchbohrt worden sein müssen. Außerdem ist die Pritsche so niedrig, dass kein Mensch darunter passt, geschweige denn, von dort noch einen geraden Stoß mit solcher Wucht führen könnte. – Es gibt einfach keinen Sinn.«
    Oh Himmel, noch ein unerklärlicher Mord! Denn neben der Unmöglichkeit der Tatausführung blieb obendrein die Unmöglichkeit der Anwesenheit eines menschlichen Täters in diesem so komplett abgeschlossenen Raum. Da fehlte wirklich nicht mehr viel, und auch ich hätte mich der Theorie vom Morddämonen angeschlossen, versehen mit dem guten Rat an den Grafen, besser einen Exorzisten für seine Burg und die Heilige Inquisition für sein Volk zu ordern.
    Ossenstert ging es nicht besser, und so ertappten wir uns dabei, dass wir uns gedankenlos-verloren eine ganze Weile mit einem Gesichtsausdruck gegenüber saßen, der einem bestohlenen Dieb alle Ehre gemacht hätte.
    »Er muss von Geisterhand ermordet worden sein. Anders ist sein Tod nicht zu erklären.«
    »Aber erklären kannst du dann doch sicher, warum der Geist ein Messer gebraucht hat, um ihn umzubringen?«
    Von solcher Güte war unsere anschließende Unterhaltung.
    In dieser verzweifelten Lage blieb mir nur noch ein einziger Schritt übrig. »Wenn du hier nichts mehr zu tun hast, mein lieber Johannes, dann lass mir vom Diener einen Krug Wein bringen. Ich werde in diesem Zimmer noch ein wenig verweilen und abwarten, ob sich nach der Einnahme meines Allheilmittels nicht doch noch ein Erfolg einstellen wird.«
    Ihr, meine getreuen Freunde, die ihr um alle meine vielen Stärken und wenigen Schwächen wisst, habt euch natürlich schon längst gefragt, wieso ich erst jetzt auf diese brillante, wenngleich auf der Hand liegende Idee gekommen bin. Daran mögt ihr ermessen, in welchem Ausmaß dieser Fall den Geist der Beteiligten durcheinander brachte.
    Und ihr täuscht euch ebenfalls nicht in der Annahme, dass mein segensreicher Begleiter in starken wie in schwachen Stunden auch heute wieder nicht nur den Fluss des Harns, sondern zugleich den der Gedanken förderte, was bereits öfter zu stillen Momenten der Muße und Entspannung geführt hat, in denen bisweilen kluge Ideen freigesetzt wurden. Nicht, dass meine Vorstellung von der Tatausführung urplötzlich fest umrissen war, doch zeichneten sich im Grau meiner Visionen zunehmende Konturen ab, die mich erahnen ließen, in welche Richtung mein nächster Schritt zu lenken war. – Und dabei hatte ich den Krug erst zur Hälfte geleert!
    Ich machte mir gar nicht erst die Mühe, einen Diener herbeizurufen, sondern begab mich gleich selbst zu meinem Freund trotz meines schwirrenden Schädels. »Mach Schluss mit der sinnlosen Grübelei und zeig dich als Mann der Tat. Ich habe da so eine gewisse Vorstellung, die sich jedoch durch das Ergebnis deiner Untersuchung konkretisieren muss. Kurzum, es ist nötig, dass du dich mit deinem schärfsten Messer erneut an den toten Bühler heranmachst und den Verlauf der beiden Stiche untersuchst. Achte außerdem darauf, ob sich in den Wunden noch etwas finden lässt, was bei einem normalen Stoß so nicht auftritt. – Ich selbst habe noch einen Besuch abzustatten. Morgen früh sollten wir dann unsere Ergebnisse zusammenbringen und sehen, ob sie unserer Sache förderlich sind.«
    Berauscht wie ich war, dachte ich an einen anderen Rausch von einem anderen Trank, und wollte nun die Fragen stellen, die ich da nicht gestellt hatte. Ich machte mich auf den Weg zur

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